Mauerschau von Nele Stuhler

Nele, die am Tag des Mauerfalls in Ost-Berlin geboren wurde, reflektiert über ihr Bild der DDR. Sie notiert: "Diese sogenannte Grenze und ich, wir sind auf eine bestimmte Weise miteinander verbunden, obwohl wir uns kaum begegnet sind."

Die jährlichen Berichte zum Mauer-Gedenken gehören zu Neles Geburtstag ebenso dazu wie Torte, Kerzen und Sommer. Ihr Leben ist so, wie es ist, weil die Mauer sowohl existiert hat als auch nicht mehr existiert. "Wie entsteht Leben?", fragte die Schriftstellerin Christa Wolf im Jahr von Neles Geburt. Nele stellt sich dieselbe Frage.

Ihr fiktives Alter Ego wird von einer Schauspielerin verkörpert, die in Interviews (mit Fachleuten), Studioaufnahmen (mit ihrer Mutter) und Gesangseinlagen (mit Gitarre) auf äußerst unterhaltsame Weise in den Widersprüchen ihrer DDR-Wahrnehmung hängenbleibt, streitet, sich wieder versöhnt und stets nach Hoffnung und einer Vision für die Zukunft sucht. Warum funktioniert das Zusammenleben nicht wie ein sozialistisches Ferienlager?

Zum Autor

Nele Stuhler, Jahrgang 1989, kam in Osterburg zur Welt. Sie ist Autorin, Regisseurin und Performerin. Sie hat Philosophie in Berlin, Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Szenisches Schreiben in Graz studiert. Sie arbeitet an vielen deutschsprachigen Theatern, unter anderem auch mit ihrer Theatergruppe FUX sowie als Regie- und Schreibduo Stuhler/Koslowski. Für ihr Stück "Fische" bekam sie den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik und den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis. Das letzte Werk war "Keine Ahnung" (Deutschlandfunk Kultur 2020).