Otto Muehl war ein angesehener Aktionskünstler in Österreich und Vergewaltiger im Privatleben
Otto Muehl war ein angesehener Aktionskünstler in Österreich und Vergewaltiger im Privatleben © seer / freeimages.com

Feature

Vater Unser | Teil 1 von 2

Teil 1/2 | Otto Muehl, ein Wiener Aktionskünstler, gründete eine Kommune, die eigentlich ein befreiender Ort sein sollte. Doch für viele wurde es zu einem Ort des Grauens. Wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährige hatte das Gericht ihn verurteilt. Wie sollte jetzt mit Otto Muehls Kunst umgegangen werden?

Nicht nur als Aktionskünstler war Otto Muehl bekannt, der Maler war und seine Kunstaktionen filmen sowie Bilder machen ließ, sondern auch für die Gründung einer Kommune, die totalitär ausgerichtet ist. Mehr als tausend Anhänger konnte er dafür gewinnen. Der Künstler dachte, dass er der Erste sei, der weltweit ein lebendiges Kunstwerk geschaffen hat.

Doch außer der Kunst wurde von ihm in der Kommune auch der Missbrauch an Kindern und Heranwachsenden praktiziert, die physische und psychische Vergewaltigung erleiden mussten. Er machte sich zum Ziel ein Systemsprenger der bürgerlichen Moral, Sex-Champion und Therapeut zu sein. Für den Kindesmissbrauch bekam Muehl sieben Jahre Haft. Als er dann aus dem Gefängnis entlassen wurde, gründete er 1998 erneut eine Kommune, die sich in Portugal nahe der Algarve befindet. Auch dort wiederholte er seinen Missbrauch. Nur blieb er diesmal straffrei und wurde juristisch nicht belangt.

In Österreich steht Muehls Name immer noch neben den vier großen Wiener Aktionisten Rudolf Schwarzkogler, Günther Brus und Hermann Nitsch. Und für einige gehört er weiterhin in die Regie der wichtigsten Vertreter der österreichischen Nachkriegs-Avantgarde und des Exportschlagers.

Wie soll nun mit Otto Muehls Kunst verfahren werden? Kann seine Kunst überhaupt von seinem Privatleben getrennt werden? Und wie sollte man mit Verbrechen umgehen, die zur Kunst geworden sind?

Aus Otto-Muehl-Kommune kommen Angehörige der ersten und zweiten Generation, Kuratoren, Galeristen und Verleger, die Muehls Kunst vermarken und verkaufen, als auch Filmemacher, Kunsthistoriker:innen und Angehörige der Opfer, die dem ganzen kritisch gegenüberstehen, im Feature zu Wort.

"Vater Unser" im Überblick

Vater Unser

von Sebastian Meissner

Produktion: 2023

Sendezeit Di, 07.02.2023 | 22:03 - 23:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk Kultur "Feature"
Radiosendung