Das Ensemble Modern in der Alten Oper Frankfurt

Das Ensemble Modern präsentierte dieses Mal ein wahres Trompetenwerk, gefolgt von einer innovativen Betrachtung der musikalischen Prothese und einer eindringlichen Auseinandersetzung mit kompromissloser, intensiver Klanggestaltung. Zudem wurden zwei klar gesellschaftskritische Werke dargeboten, die angesichts der gegenwärtigen globalen Situation passender erscheinen als je zuvor.

Welche Grenzen können Darstellende und Zuhörer ertragen? Diese Frage stellt Aquiles Lázaro aus Mexiko in seinem Ensemblestück, das mit einem schrillen "Pfeifkonzert" beginnt und sich allmählich in ein nicht minder unangenehm klingendes Triangelspiel verwandelt. Nicht umsonst trägt das Werk den Titel "Brutal".

Die Verbindung zwischen dem menschlichen Körper und einer Prothese überträgt Sasha J. Blondeau in "Prosthesis" auf die Instrumente. Im Gegensatz dazu kritisiert und parodiert Margareta Ferek-Petri? in "Allmachtsfantasie" die Idee grenzenloser Macht und stellt dem demonstrativen Auftrumpfen die vom Ensemble anfangs belustigt, aufgenommene Forderung "Let a girl dream" entgegen.

Noch schärfere Kritik an gesellschaftlichen Missständen äußert Olga Neuwirths Werk "Eleanor". Hier wird die Geschichte der Blues-Sängerin Billie Holiday, geboren als Eleonora Harris, erzählt, um Rassismus und Diskriminierung zu thematisieren. Unterstützt wird dies durch Samples mit Beiträgen von Martin Luther King sowie der afroamerikanischen Dichterin June Jordan.

Olga Neuwirths Bewunderung für Miles Davis und ihr ursprünglich gehegter Wunsch, Trompeterin zu werden, spiegeln sich wider in ihrer Komposition "... miramondo multiplo…". Diese ist eine Hommage an die beeindruckende Vielfalt der Trompete, die dezent jazzige Akzente einfließen lässt und gleichzeitig Anklänge an Händel und Mahler enthält.