Der veruntreute Himmel von Franz Werfel

Im Jahr 1939, unmittelbar nach seiner Flucht aus Österreich, verfasste Werfel den Roman "Der gestohlene Himmel" als sein erstes bedeutendes Prosa-Werk im Exil. Nach dem Krieg erlangte das Buch auch in Deutschland Bekanntheit.

Im Zentrum des Romans steht das Leben der betagten Dienerin Teta Linek. Ihr Dasein basiert auf zwei Säulen. Die erste dieser Säulen ist ihr unermüdlicher Fleiß und ihre unerschütterliche Hingabe, von der Morgendämmerung bis tief in die Nacht für ihre Herrschaft als zuverlässige Dienerin da zu sein. Ihre uneingeschränkte und sorglose Treue gegenüber ihrer weltlichen Aufgabe verleiht der äußerlich rauen Frau eine schlichte Erhabenheit. Der zweite Pfeiler, auf den sich Tetas einsames Leben stützt, ist die Hoffnung auf ihren Neffen Mojmir. Über viele Jahre hinweg sendet sie ihm einen Großteil ihres hart verdienten Einkommens, damit der früh verwaiste Junge die Schule besuchen, ein Theologiestudium absolvieren und Priester werden kann. 

Während diese Handlung nach außen hin großzügig erscheinen mag, ist sie tatsächlich nicht frei von Kalkül und Eigeninteresse. Teta wünscht sich, nach ihrem Tod, vor dem sie trotz ihrer aufrichtigen Frömmigkeit die natürliche Angst des Menschen verspürt, einen verlässlichen Fürsprecher auf Erden zu hinterlassen. Dieser sollte durch sein Amt und seine Dankbarkeit ein hilfreicher Beistand werden und ihr den Weg zur ewigen Glückseligkeit erleichtern.

Der Roman thematisiert den Konflikt, der aus dem unvermeidlichen Gegensatz von Berechnung und Glauben entsteht und von Fred von Hoerschelmann in seiner Hörspiel-Adaption dargestellt wird.