Die Bestie stirbt von Hüseyin Michael Cirpici und Lothar Kittstein

Wie viele Aufständische passen in einen Zugwaggon? Wie viele Aufstände lassen sich in einem Leben unterbringen? Und wie viele Existenzen kann ein einzelner Mensch beherbergen? Israil Lasarewitsch Helphand, bekannt als Parvus, der die berühmte Zugreise Lenins nach Russland organisierte, liegt im Sterben und sucht nach den letzten Erkenntnissen.

Er war ein sozialistischer Revolutionär und Vordenker, zugleich aber auch ein vermögender Geschäftsmann und Waffenhändler. Er diente als Mentor für Trotzki, war mit Clara Zetkin und Rosa Luxemburg befreundet, führte Gorki bei den Lizenzabrechnungen hinters Licht, und beriet die jungtürkische Bewegung in wirtschaftlichen und politischen Fragen. Seine Überzeugung von der Überlegenheit der deutschen Kultur und seine Rolle als Wegbereiter der Zweiten Internationale spiegeln die enormen Gegensätze in seinem Leben wider, die ebenso gewaltig waren wie seine Statur. Sein Drang, den russischen Zarismus zu stürzen, war so leidenschaftlich wie sein Verlangen nach Leben. Er hat konsequent fast alle Spuren seines Handelns verwischt und bemüht sich nun, Ordnung in das Chaos seiner zersplitterten Erinnerungen zu bringen.