"Ubu Roi - König Ubu" - "Wiener" Fassung von H. C. Artmann | Teil 1 von 2

Teil 1/2 | Alfred Jarry, ein Vorläufer der Dadaisten und Surrealisten, schuf mit "König Ubu" im Jahr 1896 eine mythische Figur in einer Welt voll grotesker und archetypischer Bilder.

Der Skandalerfolg des Werks "König Ubu" beruhte darauf, dass die traditionelle Handlungsführung zugunsten einer obszönen Sprache mit absurden Elementen aufgegeben wurde.

Ubu wurde zum Inbegriff des engstirnigen, opportunistischen Spießers. Mit beißender Ironie wird die bürgerliche Scheinmoral gegeißelt und jede soziale und politische Autorität hinterfragt.

Der Bürger, der von höchster Machtgier und niedrigsten Instinkten übermannt wird, entwickelt sich schnell zum Bürgerschreck und seine Terrorherrschaft richtet sich dann gegen das Volk. Das Stück sprengt alle Bühnenkonventionen und ist voller literarischer Anspielungen und Parodien, insbesondere auf Shakespeare-Figuren. So ist es kein Wunder, dass der österreichische Schriftsteller H.C. Artmann das fast 100 Jahre alte, aber nach wie vor noch aktuelle Werk in eine neue deutsche bzw. "Wiener"-Version übersetzte.

Von Villon und Bellmann etwa wurde Artmann für seine eigenständigen und einfühlsamen Übersetzungen gelobt, die im besten Sinne des Wortes als Adaption bezeichnet werden können. Heinz Hostnig, ein Regisseur und ehemaliger NDR-Hörspielchef, hat die Ubu-Übertragung von H.C. Artmann für den Funk bearbeitet und als Hörspiel in sieben Teilen umgesetzt. Seine Sprachkunst ist so beeindruckend, dass sie dazu führt, dass es einen in Ehrfurcht versetzt.

Der französische Dichter und Wegbereiter des Absurden Theaters, Alfred Jarry, begründet 1896 mit seinem Stück "Ubu Roi" diese Theaterform. Sein Werk hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die gesamte Moderne, wie beispielsweise auf Breton und Tonesco. Sein Roman "Der Supermann" dokumentiert in herausragender Weise die surrealistische Erzählkunst.

Zum Autor

H.C. Artmann erblickte 1921 in Wien die Welt. Mit seiner Wiener Dialektgedichte erregte er 1958 Aufmerksamkeit. Er war Teil der avantgardistischen "Wiener Gruppe", die in vielen gemeinsamen Projekte alle möglichen poetischen Ausdrucksformen auslotete. Neben Lyrik verfasste Artmann auch Prosa und Theaterstücke.