"Waldeinsamskype" von Rimini Protokoll

Der deutschsprechende Sagnik Chakraborty arbeitet mit Mitte 20 in einem indischen Callcenter in Kolkata. Um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, ließ er deutsche Märchen und Klassiker, die ihn aufwühlen wie bei uns ein Bollywood-Epos. Es ist eine Reise durch deutsch-indische Wälder.

Wie hört sich das Wort Waldeinsamkeit an, wenn es über den Sprachweg der Romantik durch die Stimme eines indischen Callcenter-Mitarbeiters und eine Skype-Konferenz zu uns dringt?

Sagnik Chakraborty, ein junger Mann in seinen Zwanzigern aus der Millionenstadt Kolkata und Angestellter in einem Callcenter, hat Deutsch am Goethe-Institut erlernt und verfeinert seine Sprachkenntnisse am liebsten durch das Lesen deutscher Märchen oder Gedichte von Schiller und Heine. Das Lesen romantischer Texte wühlt ihn ähnlich wie uns ein Bollywood-Film auf. Kann man durch die romantischen Themen wie Schicksal, Unvermeidbarkeit und Schuld einen parallelen Film erschaffen, in dem nicht ein blonder Ritter eine Erleuchtung erfährt, sondern ein dunkelhaariger Familienvater? Diese und andere Überlegungen stellt das Hörspiel an und nimmt die Hörer mit auf eine Reise durch deutsch-indische Wälder.

Zum Autor

Helgard Haug und Daniel Wetzel, beide Jahrgang 1969 und Mitglieder des Künstlerkollektivs Rimini Protokoll, kreieren Werke für Theater, öffentliche Räume und Radio. Für ihr Stück "Karl Marx: Das Kapital Erster Band" (Deutschlandfunk/WDR 2007) erhielten sie den Hörspielpreis der Kriegsblinden 2007. Ihr jüngstes Werk heißt "16 Szenen für einen Wald" (Burg Hülshoff – Center for Literature 2022). Daraus wurde das Hörspiel: "Die Judenbuche eine Bearbeitung der Novelle von Annette von Droste-Hülshoff" (WDR 2023).