Das Schweizer Schulwesen im Umbruch. In seinem allerersten Hörspiel griff der schreibende Primarlehrer Burren 1972 eine damals neue Debatte auf, die bis heute unvermindert heftig andauert: Nach welchen Grundsätzen soll der Schulunterricht organisiert sein? Traditionelle Werte oder neue Konzepte?
Es ist die übliche Jahresendsitzung der örtlichen Schulaufsichtsbehörde im November, mit altbekannten Traktanden wie: Verdankung, Anschaffungen, Rechnung, Diverses. Es ist aber auch die Sitzung, wo der allmächtige Präsident Bilanz zu ziehen pflegt, mit einseitig-eindeutigem Ergebnis: Die Leistung des Lehrkörpers sei bedenklich bis verheerend. Lauter junge, langhaarige Typen aus der Stadt, die statt Ordnung, Fleiss und Disziplin durchzusetzen die Kinder mit antiautoritären (darunter angeblich sogar anthroposophischen!) Methoden verwirren würden. Die vorhandenen Lehrer, die man seit 1968 in die Dörfer schickt, würden nichts taugen, man brauche für das nächste Schuljahr wieder neue, und vor allem: «normale». Dumm nur, dass auch zur damaligen Zeit schon ein akuter Lehrermangel herrschte in der Schweiz
In seiner ersten Radioarbeit zeigte sich Ernst Burren unerschrocken experimentell, und ausserdem mit feiner Ironie begabt. Zwischen die dialogischen Sequenzen der zunehmend eskalierenden Sitzung sind literarische und gesellschaftstheoretische Zitate montiert, Lieder des Schulchores sowie Statements praktizierender Lehrkräfte – darunter der junge Peter Bichsel, ebenfalls ein literarisch tätiger Pädagoge aus dem Kanton Solothurn.
Mit: Rudolf Stalder (Hans Ingold, Präsident der Schulkommission), Paul-Felix Binz (Fritz Klaus, Vizepräsident und Aktuar), Werner Röthlisberger (Paul Simmen, Kassier), Peter Zahnd (Franz Lehmann), Max Begert (Peter Meister), Ernst Mischler (Beat Roth), Hans Bill (Walter Jung), Marian Berger (Lehrkraft Ruth Graber), Christian Schmid (Lehrkraft Rolf Graf), Arthur Gloor (Lehrkraft Arthur Gloor), Wolfgang Reichmann (Sprecher der Zitate)
Regie: Paul Roland
Produktion: SRF 1972
Dauer: 50‘