Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

Über die Jahre hinweg und mit wachsender Erfahrung hat Sir Simon Rattle seine Interpretation von Gustav Mahlers musikalischem Universum zunehmend vertieft und verfeinert.

Nun setzt Rattle, in seiner Rolle als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, seine Mahler-Interpretation mit der ungewöhnlichen Siebten Symphonie fort, nachdem er bereits das "Lied von der Erde", die Rückert-Lieder, die Neunte und die Sechste Symphonie dirigiert hat. Diese Symphonie ist besonders eigenartig, weil sie in ihrem fünfteiligen Aufbau sowohl an zweiter als auch an vierter Stelle jeweils eine "Nachtmusik" enthält, die Mahler zuerst komponierte: ein Notturno mit auffälligen Hornrufen und ein filigranes Intermezzo, bei dem neben Solovioline und Harfe auch Gitarre und Mandoline im Orchester benötigt werden. Dazwischen entfaltet sich ein groteskes Scherzo im Walzertakt, das einen nächtlichen Spuk heraufbeschwört.

Der hochkomplexe erste Satz bereitete schon Theodor W. Adorno große Schwierigkeiten, während er für das affirmative C-Dur-Finale, das an Wagners "Meistersinger" erinnert, nur Spott übrig hatte: "So blau ist nur der Bühnenhimmel über der allzu nahen Festwiese." Mahlers eigene Bezeichnung der e-Moll-Symphonie als "heiter" erscheint jedenfalls mehr als fragwürdig.

Rattle stellt dieser monumentalen Komposition ein klingendes Selbstporträt voran: Wenige Jahre vor seinem Tod 2022 schrieb der britische Siemens-Musikpreisträger Sir Harrison Birtwistle für seinen Freund und Landsmann eine kurze Fanfare. Der lateinische Titel "Donum Simoni MMXVIII" bedeutet "Geschenk für Simon" und war für den Saisonauftakt des London Symphony Orchestra 2018 gedacht. Mit seinen vielfältigen Percussionklängen und den kräftig pulsierenden Rhythmen scheint das kantige Stück, das keine Streicher verwendet, wie für den ausgebildeten Schlagzeuger Simon Rattle gemacht zu sein.