Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

Simon Rattle hegte schon lange eine besondere Begeisterung für die ebenso lyrische wie wehmütige Romantik von Robert Schumann. Bereits vor anderthalb Jahrzehnten debütierte er mit dem wenig aufgeführten Oratorium "Das Paradies und die Peri" beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Seitdem hat er weitere Werke von Schumann dirigiert. In seiner Rolle als Chefdirigent setzt Rattle nun diese Beschäftigung mit Schumann beim BRSO fort und widmet sich der Zweiten Symphonie, die ihm besonders am Herzen liegt. Diese in C-Dur geschriebene Symphonie entstand nach einem psychischen Zusammenbruch Schumanns als eine Art therapeutische Beschäftigung: "Die Symphonie schrieb ich im Dezember 1845 noch halb krank; mir ist’s, als müsste man ihr dies anhören." Ein zentrales Stück der Symphonie bildet das Adagio espressivo in c-Moll – ein entrücktes Klagelied, das Schumanns intensive Auseinandersetzung mit Bach und seine große Ehrfurcht vor dessen Schaffen dokumentiert. Daher haben Rattle und das BRSO ihren Konzertbeitrag dem 99. Bachfest gewidmet, das die Neue Bachgesellschaft Leipzig zum dritten Mal nach München vergeben hat. Im weiteren Verlauf des Konzerts bringt Rattle Igor Strawinskys gefeiertes Ballett "L’oiseau de feu" zur Aufführung, allerdings nicht als eine der weit verbreiteten Suiten, sondern in der vollständigen Ballettmusik bestehend aus zwei Akten, ähnlich wie er es zuvor mit Kompositionen von Ravel beim BRSO unternommen hat. Der Impresario Sergej Diaghilew hatte den damals noch kaum bekannten Strawinsky für seine "Les Ballets Russes" verpflichtet. Die Erzählung vom Prinzen und dem magischen Feuervogel, durch den der Zarewitsch den bösen Kastschej besiegt und die verzauberten Prinzessinnen befreit, avancierte dank Michel Fokines Choreografie, der außergewöhnlichen Ausstattung und insbesondere der brillanten Musik von Igor Strawinsky bei der Pariser Uraufführung 1910 zu einem bemerkenswerten Erfolg.