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Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki

»Lesung« ist ein Podcast in dem Klassikerausschnitte, philosophische Werke und Gedichte u.a. von Goethe, Trakl, Heine, Kant, Nietzsche und Lessing von Elisa Demonkí gelesen werden. »Das Wort sei die Macht in deinem Ohr, dein Gefühl zu akzeptieren und neu zu erleben.«

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Folgen von Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki

71 Folgen
  • Folge vom 10.09.2006
    (11) Georg Trakl »Gesang zur Nacht«
    1 Vom Schatten eines Hauchs geboren Wir wandeln in Verlassenheit Und sind im Ewigen verloren, Gleich Opfern unwissend, wozu sie geweiht. Gleich Bettlern ist uns nichts zu eigen, Uns Toren am verschloßnen Tor. Wie Blinde lauschen wir ins Schweigen, In dem sich unser Flüstern verlor. Wir sind die Wandrer ohne Ziele, Die Wolken, die der Wind verweht, Die Blumen, zitternd in Todeskühle, Die warten, bis man sie niedermäht. 2 Daß sich die letzte Qual an mir erfülle, Ich wehr‘ euch nicht, ihr feindlich dunklen Mächte. Ihr seid die Straße hin zur großen Stille, Darauf wir schreiten in die kühlsten Nächte. Es macht mich euer Atem lauter brennen, Geduld! Der Stern verglüht, die Träume gleiten In jene Reiche, die sich uns nicht nennen, Und die wir traumlos dürfen nur beschreiten. 3 Du dunkle Nacht, du dunkles Herz, Wer spiegelt eure heiligsten Gründe, Und eurer Bosheit letzte Schlünde? Die Maske starrt vor unserm Schmerz – Vor unserm Schmerz, vor unsrer Lust Der leeren Maske steinern Lachen, Daran die irdnen Dinge brachen, Und das uns selber nicht bewußt. Und steht vor uns ein fremder Feind, Der höhnt, worum wir sterbend ringen, Daß trüber unsre Lieder klingen Und dunkel bleibt, was in uns weint. 4 Du bist der Wein, der trunken macht, Nun blut ich hin in süßen Tänzen Und muß mein Leid mit Blumen kränzen! So will’s dein tiefster Sinn, o Nacht! Ich bin die Harfe in deinem Schoß, Nun ringt um meine letzten Schmerzen Dein dunkles Lied in meinem Herzen Und macht mich ewig, wesenlos. 5 Tiefe Ruh – o tiefe Ruh! Keine fromme Glocke läutet, Süße Schmerzensmutter du – Deinen Frieden todgeweitet. Schließ mit deinen kühlen, guten Händen alle Wunden zu – Daß nach innen sie verbluten – Süße Schmerzensmutter – du! 6 O laß mein Schweigen sein dein Lied! Was soll des Armen Flüstern dir, Der aus des Lebens Gärten schied? Laß namenlos dich sein in mir – Die traumlos in mir aufgebaut, Wie eine Glocke ohne Ton, Wie meiner Schmerzen süße Braut Und meiner Schlafe trunkner Mohn. 7 Blumen hörte ich sterben im Grund Und der Bronnen trunkne Klage Und ein Lied aus Glockenmund, Nacht, und eine geflüsterte Frage; Und ein Herz – o todeswund, Jenseits seiner armen Tage. 8 Das Dunkel löschte mich schweigend aus, Ich ward ein toter Schatten im Tag – Da trat ich aus der Freude Haus In die Nacht hinaus. Nun wohnt ein Schweigen im Herzen mir, Das fühlt nicht nach den öden Tag – Und lächelt wie Dornen auf zu dir, Nacht – für und für! 9 O Nacht, du stummes Tor vor meinem Leid, Verbluten sieh dies dunkle Wundenrnal Und ganz geneigt den Taumelkelch der Qual! O Nacht, ich bin bereit! O Nacht, du Garten der Vergessenheit Um meiner Armut weltverschloss’nen Glanz, Das Weinlaub welkt, es welkt der Dornenkranz. O komm, du hohe Zeit! 10 Es hat mein Dämon einst gelacht, Da war ich ein Licht in schimmernden Gärten, Und hatte Spiel und Tanz zu Gefährten Und der Liebe Wein, der trunken macht. Es hat mein Dämon einst geweint. Da war ich ein Licht in schmerzlichen Gärten Und hatte die Demut zum Gefährten, Deren Glanz der Armut Haus bescheint. Doch nun mein Dämon nicht weint noch lacht, Bin ich ein Schatten verlorener Gärten Und habe zum todesdunklen Gefährten Das Schweigen der leeren Mitternacht. 11 Mein armes Lächeln, das um dich rang, Mein schluchzendes Lied im Dunkel verklang. Nun will mein Weg zu Ende gehn. Laß treten mich in deinen Dom Wie einst, ein Tor, einfältig, fromm, Und stumm a… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/11-georg-trakl-gesang-zur-nacht/)
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  • Folge vom 20.08.2006
    (10) Johann Wolfang Goethe »Faust 1 - Prolog im Himmel«
    MEPHISTOPHELES: Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst Und fragst, wie alles sich bei uns befinde, Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, So siehst du mich auch unter dem Gesinde. Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen, Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt. Von Sonn‘ und Welten weiß ich nichts zu sagen, Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen. Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag. Ein wenig besser würd er leben, Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben; Er nennt’s Vernunft und braucht’s allein, Nur tierischer als jedes Tier zu sein. Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden, Wie eine der langbeinigen Zikaden, Die immer fliegt und fliegend springt Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt; Und läg er nur noch immer in dem Grase! In jeden Quark begräbt er seine Nase. DER HERR: Hast du mir weiter nichts zu sagen? Kommst du nur immer anzuklagen? Ist auf der Erde ewig dir nichts recht? MEPHISTOPHELES: Nein Herr! ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht. Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen. DER HERR: Kennst du den Faust? MEPHISTOPHELES: Den Doktor? DER HERR: Meinen Knecht! MEPHISTOPHELES: Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise. Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise. Ihn treibt die Gärung in die Ferne, Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt; Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne Und von der Erde jede höchste Lust, Und alle Näh und alle Ferne Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust. DER HERR: Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient, So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, Das Blüt und Frucht die künft’gen Jahre zieren. MEPHISTOPHELES: Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren! Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt, Ihn meine Straße sacht zu führen. DER HERR: Solang er auf der Erde lebt, So lange sei dir’s nicht verboten, Es irrt der Mensch so lang er strebt. MEPHISTOPHELES: Da dank ich Euch; denn mit den Toten Hab ich mich niemals gern befangen. Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen. Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus; Mir geht es wie der Katze mit der Maus. DER HERR: Nun gut, es sei dir überlassen! Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab, Und führ ihn, kannst du ihn erfassen, Auf deinem Wege mit herab, Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt: Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, Ist sich des rechten Weges wohl bewußt. MEPHISTOPHELES: Schon gut! nur dauert es nicht lange. Mir ist für meine Wette gar nicht bange. Wenn ich zu meinem Zweck gelange, Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust. Staub soll er fressen, und mit Lust, Wie meine Muhme, die berühmte Schlange. DER HERR: Du darfst auch da nur frei erscheinen; Ich habe deinesgleichen nie gehaßt. Von allen Geistern, die verneinen, ist mir der Schalk am wenigsten zur Last. Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, er liebt sich bald die unbedingte Ruh; Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu, Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen. Doch ihr, die echten Göttersöhne, Erfreut euch der lebendig reichen Schöne! Das Werdende, das ewig wirkt und lebt, Umfass euch mit der Liebe holden Schranken, Und was in schwankender Erscheinung schwebt, Befestigt mit dauernden G… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/10-johann-wolfang-goethe-faust-1-prolog-im-himmel/)
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  • Folge vom 19.08.2006
    (9) Johann Wolfgang Goethe »Der Zauberlehrling«
    Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und Werke Merkt ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Tu ich Wunder auch. Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen! Bist schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen stehe, Oben sei ein Kopf, Eile nun und gehe Mit dem Wassertopf! Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Seht, er läuft zum Ufer nieder! Wahrlich! ist schon an dem Flusse, Und mit Blitzesschnelle wieder Ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum zweiten Male! Wie das Becken schwillt! Wie sich jede Schale Voll mit Wasser füllt! Stehe! stehe! Denn wir haben Deiner Gaben Vollgemessen! Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen! Ach, das Wort, worauf am Ende Er das wird, was er gewesen! Ach, er läuft und bringt behende! Wärst du doch der alte Besen! Immer neue Güsse Bringt er schnell herein, Ach, und hundert Flüsse Stürzen auf mich ein! Nein, nicht länger Kann ichs lassen: Will ihn fassen! Das ist Tücke! Ach, nun wird mir immer bänger! Welche Miene! welche Blicke! O, du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle Doch schon Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, Der nicht hören will! Stock, der du gewesen, Steh doch wieder still! Willst am Ende Gar nicht lassen? Will dich fassen, Will dich halten Und das alte Holz behende Mit dem scharfen Beile spalten! Seht, da kommt er schleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, Gleich, o Kobold, liegst du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe. Wahrlich! brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, Und ich atme frei! Wehe! wehe! Beide Teile Stehn in Eile Schon als Knechte Völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte! Und sie laufen! Naß und nässer Wirds im Saal und auf den Stufen: Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister, hör mich rufen! – Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, Werd ich nun nicht los. „In die Ecke, Besen! Besen! Seids gewesen! Denn als Geister Ruft euch nur, zu seinem Zwecke, Erst hervor der alte Meister.“
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  • Folge vom 25.07.2006
    (8) Friedrich Nietzsche »Die fröhliche Wissenschaft 276«
    Noch lebe ich, noch denke ich: ich muss noch leben, denn ich muss noch denken. Sum, ergo cogito: cogito, ergo sum. Heute erlaubt sich Jedermann seinen Wunsch und liebsten Gedanken auszusprechen: nun, so will auch ich sagen, was ich mir heute von mir selber wünschte und welcher Gedanke mir dieses Jahr zuerst über das Herz lief, welcher Gedanke mir Grund, Bürgschaft und Süßigkeit alles weiteren Lebens sein soll! Ich will immer mehr lernen, das Notwendige an den Dingen als das Schöne sehen: so werde ich Einer von Denen sein, welche die Dinge schön machen. Amor fati: das sei von nun an meine Liebe! Ich will keinen Krieg gegen das Hässliche führen. Ich will nicht anklagen, ich will nicht einmal die Ankläger anklagen. Wegsehen sei meine einzige Verneinung! Und, Alles in Allem und Großen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein! Musik: Fabian Niehaus
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