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TalkLeben & Liebe

QUEERKRAM

Hier gibt es rund einstündige Gespräche, die der Autor Johannes Kram mit Gästen führt, die meist aus der LGBTI-Community kommen, also offen lesbisch, schwul, bi-, intersexuell oder trans sind. Unter dem Motto „Wir sind alle anders, wir sind alle gleich“ möchte Kram dazu beitragen, völlig unterschiedliche Lebensgeschichten, Erfahrungen und Standpunkte erfahrbar zu machen und gleichzeitig die Gemeinsamkeiten zu ergründen, die queere Menschen verbinden. Zwischen Generationen, Identitäten und Lifestyles möchte QUEERKRAM Brücken schlagen – innerhalb der queeren Community, aber auch darüber hinaus –, denn Kram ist überzeugt, „dass wir uns alle etwas zu sagen haben.“ QUEERKRAM ist bewusst so gestaltet, dass er mit der Auswahl der Gäste und Themen auch einen Streifzug durch die vielfältigen Facetten von Alltag, Kultur sowie Geschichten und Geschichte aus queerer Sicht bietet, der leicht verständlich informiert, aufklärt und Hintergründe beleuchtet. QUEERKRAM wurde 2021 von Apple als einer der zehn besten neuen deutschsprachigen Podcasts ausgezeichnet und ist das erste und bislang einzige queere Projekt, das mit dem Grimme Online Award prämiert wurde. Der Podcast erscheint in Kooperation mit queer.de, der größten deutschsprachigen queeren Nachrichtenseite. Johannes Kram ist u. a. Autor des mehrfach preisgekrönten Nollendorfblogs, des Buches „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber …“ sowie der Theaterstücke „Seite Eins“ und „Operette für zwei schwule Tenöre“. Redaktion und Gesamtverantwortung: Johannes Kram

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Folgen von QUEERKRAM

43 Folgen
  • Folge vom 28.05.2022
    Julia Shaw - Warum wir endlich über Bisexualität reden müssen
    Julia Shaw, die mit "Bi" das erste populäre Sachbuch über Bisexualität veröffentlicht hat, spricht über Angst vor Fluidität, Doppeldiskriminierung, das Schaffen von Sichtbarkeit und ihren persönlichen „Bi-Look“. Die gesellschaftliche Diskussion über Bisexualität hinkt der Debatte über Homosexualität etwa 30 Jahre hinterher, sagt Julia Shaw im neuen QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram. Für ihre These hat die in London lebende Psychologin und Autorin einen sehr überzeugenden Beweis: Ihr neues Werk "Bi - Vielfältige Liebe entdecken", erschienen vor knapp zwei Wochen bei Hanser, ist das allererste populäre Sachbuch zum Thema überhaupt. Tatsächlich hat sich nie zuvor ein Verlag aus wissenschaftlicher Perspektive mit Bisexualität beschäftigt. Zum Vergleich: Der Klassiker „Der gewöhnliche Homosexuelle“ von Martin Dannecker und Reimut Reiche erschien bereits 1974. Shaws bahnbrechendes Buch, das bereits in mehrere Sprachen übersetzt wurde bzw. wird, steht denn auch im Mittelpunkt des Podcasts. Die Autorin, 1987 in Köln geboren und in Kanada aufgewachsen, ist selbst bisexuell. Sie habe „Bi“ geschrieben, weil ihr im eigenen Leben ein solcher „Atlas der Bi-Welt“ gefehlt habe, sagt sie im Gespräch mit Johannes Kram. Und weil es höchste Zeit gewesen sei, die zahlenmäßig „größte sexuelle Minderheit“ in Geschichte, Kultur und Wissenschaft endlich sichtbarer zu machen. Tatsächlich gibt es deutlich mehr Menschen, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen, als „hundertprozentige“ Lesben und Schwule – doch die meisten Bisexuellen sind nicht out. Nicht in der Beziehung, nicht im Freundeskreis und schon gar nicht am Arbeitsplatz. Bisexuelle versteckten ihre sexuelle Orientierung doppelt so häufig wie Homosexuelle, zitiert Julia Shaw aus Studien. Und versucht Antworten zu geben, warum dies so ist. Die Psychologin beklagt eine Doppeldiskriminierung und sieht das größte Problem in der gesellschaftlichen Biphobie. Ganz bewusst spricht sie von einer Phobie und nicht von Feindlichkeit. „Die Menschen haben Angst vor der Fluidität“, erklärt Shaw. „Wir schließen uns sehr ein in diese monosexuellen Identitäten.“ Als bisexuelle Frau habe sie sich oft gefragt, wo sie überhaupt hingehöre. Leider ist auch die queere Community nicht unbedingt ein Safe Space für Bis. Trotz aller Floskeln, die wir zum CSD oder zum IDAHOBIT hören, fallen sie und ihre Anliegen oft unter den Tisch. Julia Shaw legt sogar noch einen drauf: „Biphobie erleben wir vor allem in der queeren Community“, beklagt sie Podcast. Während Heteros bisexuellen Menschen oft mit einer „Hypersexualisierung“ begegneten („Du willst es mit jedem, du kannst ja nicht treu sein“), reagierten Lesben und Schwule häufiger mit offener Ablehnung. Bisexuelle würden als Eindringlinge betrachtet oder belächelt als Personen in einer „Phase“ auf dem Weg zum „richtigen“ Coming-out. Sie selbst fühle sich in Lesbenbars als „Touristin“. In dem sehr lebendigen wie spannenden Podcast erklärt die Autorin außerdem, warum der Begriff „bisexuell“ nichts mir Binarität zu tun hat und Liebe zu nichtbinären Personen keineswegs ausschließt, warum das Wort selbst in einer queeren Serie wie „Orange Is the New Black“ als „dreckig“ gilt und warum Katy Perrys Song „I Kissed a Girl“ alles andere als emanzipatorisch ist. Shaw berichtet von ihren Bemühungen, auch im Privaten als bisexueller Mensch sichtbar zu sein und ihren persönlichen, „nicht-heteronormativen“ Bi-Look zu kreieren. Trotz der teils scharfen Kritik ist „Bi“ keine Abrechnung mit der queeren Community, sondern eine freundliche Einladung zum Dialog. Mit viel Feuer appelliert Julia Shaw an ihre Leser*innen, über ihren Umgang mit bisexuellen Menschen, über Vorurteile, Ängste sowie auch über die eigene sexuelle Identität nachzudenken. Im Gespräch mit Johannes Kram sagt sie: „Ich hoffe, dieses Buch trägt dazu bei, dass sich Menschen wirklich neue, frische Fragen stellen, auch wenn ihre Identität am Ende dieselbe bleibt.“ -- Micha Schulze, queer.de - 28. Mai 20
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  • Folge vom 07.05.2022
    Benedikt Wolf und Harm-Peter Dietrich über § 175 und ein verschollenes Buch
    Literaturwissenschaftler Benedikt Wolf und der Zeitzeuge Harm-Peter Dietrich sprechen über Felix Rexhausens Buch „Zaunwerk“, das Anfang der 1960er Jahre keinen Verlag fand. Der junge Literaturwissenschaftler Benedikt Wolf hat einen echten Schatz entdeckt. Im Schwulen Museum in Berlin blickte er offenbar als erste Person in den Nachlass des 1992 gestorbenen Schriftstellers Felix Rexhausen - und stieß völlig unerwartet auf den Durchschlag eines Typoskripts für den wohl ersten schwulen Roman der Bundesrepublik. „Zaunwerk. Szenen aus dem Gesträuch“ heißt das schonungslos ehrliche Buch über das Leben homosexueller Männer in der alten Bundesrepublik zwischen Paragraf 175 und Cruisingpark, zwischen Razzia, Versteckspiel und Klappe. Rexhausen schrieb es Anfang der 1960er Jahre unter Pseudonym. Wie Wolf mittlerweile herausfand, lehnte ein großer Publikumsverlag damals die Veröffentlichung ab. Erst mit fast 60 Jahren Verspätung ist „Zaunwerk“ Ende letzten Jahres in der Bibliothek rosa Winkel des Männerschwarm Verlags erschienen, am 17. Mai folgt eine von Schauspieler Klaus Nierhoff eingesprochene Hörbuchfassung. Höchste Zeit also, sich dieser „literarischen Sensation“ (Tilman Krause in „sissy“) einmal genauer zu widmen. Johannes Kram hat dafür in seinem QUEERKRAM-Podcast nicht nur Benedikt Wolf zu Gast, sondern auch den 86-jährigen Zeitzeugen Harm-Peter Dietrich, der das schwule Leben in den 1960er Jahre hautnah miterlebt hat. „Wenn ich das damals gelesen hätte, hätte ich es kaum glauben können“, sagt Dietrich über Rexhausens Roman. „Ich war von den Socken, ich hatte das alles so erlebt.“ Der Journalist Felix Rexhausen arbeitete u.a. für den „Spiegel“ und den WDR, war Mitbegründer von Amnesty international Deutschland und veröffentlichte u.a. den schwulen Roman "Lavendelschwert" (1966) und den homoerotischen Erzählband "Berührungen" (1969). In „Zaunwerk“ beschreibt er mit genialer Selbstironie die Cruisingrituale homo- und bisexueller Männer in Parkanlagen und rund um öffentliche Toiletten – damals die fast einzige Möglichkeit, jemanden für zehn Minuten oder länger kennenzulernen. „Choreografie des Begehrens“ nennt Benedikt Wolf das oft stundenlange nächtliche Herumgerenne und -gegucke, bei dem man nie zu viel, aber auch nie zu wenig Interesse zeigen durfte. Auch er sei oft „auf den Zwitsch“ gegangen, erzählt Harm-Peter Dietrich im Podcast. Über seine heimlichen Ausflüge in die „Pissbudenszene“ habe er sich zum einen geschämt, zum anderen habe er dort Freunde und Bekannte treffen können, um mit ihnen über andere „Klappenhuren“ zu lästern. Allein die Suche an diesen verbotenen Orten hatte damals für ihn eine soziale wie lustvolle Komponente, die heute im Zeitalter vom Grindr verloren gegangen sei. So wie vereinzelte Männer damals über ihre Vereinzelung zusammenfanden, vernetze Rexhausen in „Zaunwerk“ auch die einzelnen, meist in sich abgeschlossenen Kapitel, analysiert Benedikt Wolf. Der Literaturwissenschaftlicher und der Zeitzeuge ergänzen sich hervorragend in dem Gespräch. Sie ordnen Rexhausens Beobachtungen aus den 1960er Jahren ein und arbeiten heraus, welche Strukturen auch heute noch im schwulen Alltag eine Rolle spielen. Im Podcast sprechen sie über historisches Erinnern und homosexuellen Selbsthass, die Gefahren, die damals von Polizei und Strichern ausgingen, über Mundpropaganda als einzige Informationsquelle, die Unterschiede zwischen einzelnen deutschen Städten und das damals übliche Siezen in den Homobars - in „Zaunwerk“ duzen sich die Schwulen nur beim Sex. Was wäre wohl passiert, hätte Rexhausens Buch Anfang der 1960er Jahren doch einen Verlag gefunden? Hätte es ein früherer Startschuss für die westdeutsche Schwulenbewegung sein können als Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers…“? Oder hätte es die staatliche Repression eher noch verschärft?
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  • Folge vom 05.04.2022
    Kerstin Ott über lesbische Liebe im deutschen Schlager
    Die Schlagersängerin Kerstin Ott spricht über ihr neues Lied „Der Morgen nach Marie“, das gemeinsame Feiern von Schwulen, Lesben und Heteros sowie die Last, ein Vorbild zu sein. Es ist vermutlich kein großes Geheimnis, dass bei den Redaktionspartys von queer.de gerne Schlager aufgelegt wird. Neben Nana Mouskouri und Rex Gildo befindet sich seit einigen Jahren auch Kerstin Ott in der Playlist, ihre Songs können vom Anzeigenleiter bis zum Chefredakteur wirklich alle mitsingen. „Kommt, lasst uns die Welt bemalen in Regenbogenfarben!“ - dieses Ziel haben wir uns als „Zentralorgan der Homo-Lobby“ schließlich ebenfalls auf die Fahnen geschrieben. Entsprechend groß ist die Aufregung, als ich in unserer täglichen Videokonferenz den neuesten Podcast-Gast von Johannes Kram ankündige. Bevor am Freitag eine Deluxe-Edition ihres Albums "Nachts sind alle Katzen grau" mit sechs nagelneuen Songs erscheint, hat Kerstin Ott nämlich im QUEERKRAM-Studio vorbeigeschaut. Eine ganze Stunde lang spricht sie über ihre sagenhafte Karriere, die teils sehr ernsten Themen ihrer Hits, ihre Vorbildfunktion und ihr Verhältnis zur queeren Community. Auch Johannes Kram ist etwas aufgewühlt, hat er doch beim Pre-Listening des neuen Albums den Song „Der Morgen nach Marie“ entdeckt. Eine „Sensation“, stellt er im Podcast fest, „die erste lesbische Liebesnacht im deutschen Schlager“. Tatsächlich geht es in dem Gute-Laune-Stück um eine Herzensbrecherin in einer Bar, die erst mehreren Männern den Kopf verdreht, bis sich Ott mit einem wunderbaren Twist in der letzten Strophe outet: Ich war selbst in sie verliebt. Manchmal denk ich nach, was hab‘ ich falsch gemacht, dass es bei einem Abend blieb. Das ist der Morgen nach Marie, so viele Tränen sah ich nie. Während sich Johannes Kram sehr darüber freut, dass künftig auch Heteros diese neue queere Hymne mitsingen werden, spielt die 40-Jährige die Bedeutung des Songs herunter. „Das Lied ist nicht autobiografisch“, stellt Ott klar, die sexuelle Orientierung spiele keine Rolle. „Jeder hat schon so eine witzige Situation erlebt, dass der eine an dem einen Abend gedacht hat, heute bin ich der King, und am nächsten Tag war er todtraurig, dass es nicht so war, wie er es sich vorgestellt hat.“ Während „Der Morgen nach Marie“ Kram echte „Glücksmomente“ schenkt, meint die Sängerin: „Jeder interpretiert den Song ja auch für sich neu und anders und auf seine Art und Weise.“ Warum so zurückhaltend? Kerstin Ott verweigert sich weiblichen Klischees im Schlagerbusiness, sie hat ihren queeren Song „Regenbogenfarben“ im Duett mit Helene Fischer gesungen und als erste Teilnehmerin bei „Let’s Dance“ mit einer gleichgeschlechtlichen Partnerin getanzt. Sie ist ein Vorbild für viele Queers, doch in dieser Rolle scheint sie sich nicht besonders wohlzufühlen. Sie habe immer aus „meinem Herzen heraus“ gehandelt, nicht um ein Statement zu setzen, sagt sie im Podcast. Sie wolle keine Oberlehrerin sein. Ott gibt aber auch zu: „Ich habe Angst davor, dieser Verantwortung nicht gerecht zu werden.“ In dem Gespräch mit Johannes Kram geht es außerdem um Gesangsunterricht in der Pandemie, die Entstehungsgeschichte ihrer Songs, ihren Umgang mit Hasskommentaren, ein mögliches Duett mit Patrick Lindner, ihre Regenbogenfamilie und ihr breit gefächertes Publikum. Ob sie beim CSD auftritt oder im ZDF-Fernsehgarten, das macht für Kerstin Ott keinen großen Unterschied: „Ich mag es einfach gerne, wenn die Leute feiern und fröhlich sind und sich dem Ganzen hingegeben können.“ Schubladendenken und Ausgrenzung sind ihr zuwider. Das Gemeinsame und Verbindende, das sie in ihren Schlagern besingt, wünscht sich Ott auch selbst. Dabei sieht sie Toleranz-Defizite nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der queeren Community. „Können wir nicht alle zusammen feiern?“, fragt die Berlinerin und erzählt, dass sie selbst gar keine Lesbenkneipen mehr brauche. Nicht mal zum sicheren Anbaggern, will der verwunderte Johannes Kram wissen. „Das sehe ich ja sportlicher,
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  • Folge vom 17.03.2022
    Inga Pylypchuk und Wanja Kilber über LGBTI in Putins Krieg und wie wir helfen können
    Inga Pylypchuk und Wanja Kilber erklären, wie es zum russischen Überfall auf die Ukraine kommen konnte, wie sich die Lage queerer Menschen in beiden Ländern entwickelt hat, wie man helfen kann und warum in Kiew auch unsere Freiheit verteidigt wird. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Welt und auch die Stimmung in unserer Redaktion verändert. Ich selbst habe mich kurz gefragt, wie wir – business as usual – jetzt über queere Streaming-Serien, fröhliche Eurovision-Liedchen oder homofeindliche Schmierereien in der Provinz berichten können, wo doch mitten in Europa Bomben fallen. Wir machen weiter unseren Job, aus gutem Grund, und informieren zusätzlich u.a. ausführlich über die Hilfsangebote für die queeren Opfer der Invasion. Auch Johannes Kram hat einen neuen QUEERKRAM-Podcast aufgenommen. Seine 32. Folge fällt aus der Reihe, denn sie stellt keine Person, sondern den russischen Überfall auf die Ukraine, dessen Vorgeschichte und die Folgen in den Mittelpunkt. Mit der ukrainischen Journalistin und Filmemacherin Inga Pylypchuk und dem aus Russland stammenden Aktivisten und Co-Gründer von Quarteera Wanja Kilber hat er dafür zwei hochkompetente Gäste gefunden. Sie sind sehr nah dran am Geschehen und können es doch mit dem Abstand in Deutschland lebender Migrant*innen reflektieren. Seit Kriegsbeginn hat sich das Leben von Inga und Wanja komplett verändert, seit drei Wochen fanden sie nur wenig Schlaf. „Emotional ist es eine Hölle“, erzählt die Journalistin, die viele Freund*innen in der Ukraine hat und ihrer eigenen Mutter zur Flucht verhalf. „Ich empfange jeden Tag jemanden in Berlin, und jeden Tag sprechen wir über die Kriegserlebnisse.“ Wanja engagiert sich bei der Geflüchteten-Hilfe von Quarteera, vor dem Podcast-Gespräch war er am Berliner Hauptbahnhof. „Helfen hilft“, sagt er gleich mehrfach im Podcast. „Die Hilfsbereitschaft ist enorm, das hilft mir einzuschlafen.“ Allein durch das Engagement von Quarteera haben laut Wanja bereits 175 Menschen und 18 Haustiere ein temporäres Zuhause gefunden, parallel schickt das Queere Bündnis Nothilfe HIV-Medikamente und Hormonpräparate für trans Menschen, beides mittlerweile Mangelware, in die Ukraine. „Schlimmer als alle Alpträume“, nennt Inga die Situation in ihrer früheren Heimat. „Wir hatten das Gefühl, dass sich das Land in die richtige Richtung entwickelt.“ Die Akzeptanz queerer Menschen sei seit Jahren gestiegen, der Staat habe sich schützend vor LGBTI-Paraden gestellt – ganz anders als in Russland, wo es schlimmer geworden sei. Putin habe Queerfeindlichkeit gezielt genutzt, um das Land hinter sich zu vereinen, analysiert Wanja, der schon vor Jahren gegen die „Homo-Propaganda“-Gesetze protestierte. Für beide ist Putins Russland heute ein „faschistischer Staat“, dem nicht zu trauen sei, der von nichts zurückschrecke, der mit friedlichen Mitteln nicht gestoppt werden könne. Unterdrückung von LGBTI und der Überfall auf ein Nachbarland sind für Inga und Wanja zwei Seiten einer Medaille. Von EU und Nato fordern sie deshalb mehr Engagement, etwa eine Flugverbotszone. „Die Ukrainer*innen verteidigen auch unsere Freiheit und unsere Werte“, mahnt Inga. „Die Deutschen haben den Ernst der Lage nicht verstanden.“ Er freue sich schon auf Rote-Beete-Partys nach Putins Tod, gibt Wanja einen Hinweis, wie er sich eine Ende des Kriegs vorstellt. Im Podcast geht es ausführlich um die Situation in Mariupol, das für Inga einst „zweite Heimatstadt“ war, um angebliche Todeslisten mit den Namen von LGBTI-Aktivist*innen, um queere Kämpfer*innen mit Regenbogenaufkleber auf dem Maschinengewehr und den „doppelten Krieg“ queerer Ukrainer*innen, die sich auf der Flucht outen müssen oder als trans Frau das Land nicht verlassen dürfen, weil im Pass ein Männername steht. Um eine der wichtigsten Fragen geht es am Schluss im Podcast : Wie kann man helfen? (...) Micha Schulze, queer.de
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