Räsonanz-Stifterkonzert der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung

Die erste Aufführung von "Ruf" für Orchester und Tonband im Jahr 1977 in den Städten Royan und Donaueschingen stellte für Emmanuel Nunes, einen Schüler von Pousseur und Stockhausen aus Portugal, den internationalen Durchbruch dar. Diese filigrane Musik mit ihrer einzigartigen, unverwechselbaren Stilistik, die später auch in Venedig und Paris präsentiert wurde, erregte mit ihrer ausgeklügelten räumlichen Gestaltung immer wieder Aufmerksamkeit. 

Das Orquestra Sinfónica do Porto, das unter der Leitung von Stefan Blunier steht und seinen Sitz in der architektonisch beeindruckenden Casa da Música mit hervorragender Akustik hat, eröffnete bei seinem Auftritt in München dieses räsonanz – Stifterkonzert mit dem Schlüsselwerk von Emmanuel Nunes. Dies war das erste Mal, dass das bedeutendste Sinfonieorchester Portugals, im 50. Jahr nach der portugiesischen "Nelkenrevolution", in München gastierte.

Nach der Pause spielen die Musiker des Orchesters gemeinsam mit dem Arditti Quartet, das dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert, Helmut Lachenmanns "Tanzsuite mit Deutschlandlied". Dabei handelt es sich um eine Art Konzert für Streichquartett und Orchester, in dem flüchtige Walzerfragmente, knarzende Polka-Elemente und getrommelte Wiegenlieder aufeinanderstoßen. Diese Musik lädt, nach Lachenmanns eigenen Worten, dazu ein, besonders aufmerksam zuzuhören: "Ich habe die Zeit des Nationalsozialismus noch miterlebt und erlebt, wie Musik Menschen gefügig machen konnte, etwa beim Deutschlandlied, das direkt vom Horst-Wessel-Lied gefolgt wurde. Daher war es für mich eine Herausforderung, diese Macht, die Musik haben kann, als Provokation aufzugreifen und dieses scheinbar mächtige Objekt in seinen Einzelteilen zu analysieren."