Dr. B. hat die Einzelhaft nur dank Schach überstanden
Dr. B. hat die Einzelhaft nur dank Schach überstanden © Barnaby Norwood / freeimages.com

Lesung

"Schachnovelle" von Stefan Zweig

Stefan Zweig tat sich in seiner Karriere als Schriftsteller vor allem mit der "Schachnovelle" hervor. Verfasst wurde diese in den Jahren 1938-1941 während seines Exils in Brasilien. Die Nazis zwangen ihn zu seiner Flucht, die ihn erst nach London, dann auf den südamerikanischen Kontinent führte.

Nicht nur das Leben, sondern auch das Werk Stefan Zweigs war bedeutend von seiner Flucht vor den Nationalsozialisten geprägt. Selbst sagte er dazu:

"Wenn ich zusammenrechne, wie viele Formulare ich ausgefüllt habe in diesen Jahren, Erklärungen bei jeder Reise, wie viele Stunden ich gestanden in Vorzimmern von Konsulaten und Behörden, vor wie vielen Beamten ich gesessen habe, wie viele Durchsuchungen an Grenzen und Befragungen ich mitgemacht, dann empfinde ich erst, wie viel von der Menschenwürde verloren gegangen ist in diesem Jahrhundert".

Seine "Schachnovelle" beschäftigt sich vordergründig mit den Erlebnissen eines Gestapo-Gefangenen, dessen Erfahrung und Leiden auf die oberflächliche Realität der Oberschicht trifft. Nur ein Jahr, nachdem das Werk das Licht der Welt erblickt hatte, beging Zweig Suizid. Stefan Zweig starb am 22. Februar 1942 in Petrópolis nahe der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro.

Der Ich-Erzähler der Novelle ist als Schachspieler im Vergleich zu seinem Gegenüber Mirko Czentovic, nur mäßig begabt. Dieser kann sich mit einem Weltmeistertitel rühmen. Eines Tages fordert ihn ein einfältiger Millionär gegen Bezahlung zu einer Simultanpartie heraus. Damit die Sache nicht zu verheerend für den Millionär ausgeht, schreitet ihm Dr. B., ein Fremder aus Österreich, als Berater zur Seite und schlägt ein Unentschieden heraus. Gegen den messerscharf agierenden Weltmeister ist dies eine Wundertat.

Wie konnte Dr. B. das bewerkstelligen? Nachdem er von der Gestapo verhaftet wurde und seine Position als Vermögensverwalter von Klöstern aufgeben musste, kapselte er sich in einem Hotelzimmer vollkommen vor der Außenwelt ab und begann über Monate hinweg 150 Meisterpartien auswendig zu lernen. Es half ihm dabei, sich vor seiner eigenen geistigen Umnachtung zu bewahren. Er stärkte sich so nervlich und intellektuell, um der täglichen Verhörsituation durch die Nazis standhalten zu können.

""Schachnovelle" von Stefan Zweig" im Überblick

"Schachnovelle" von Stefan Zweig

von Stefan Zweig

Mit Michael Heltau, Gustl Weishappel

Produktion: 1978

Sendezeit Do, 09.05.2024 | 20:04 - 22:00 Uhr
Sendung WDR 5 "Lies mir was vor"
Radiosendung