Am Wendepunkt: Ahmad Mitaev - vom IS-Sympathisanten zum Aufklärer

Von Ernst Weber:
Der Tschetschene Ahmad Mitaev hegte den Wunsch, als Kämpfer für den Islamischen Staat in Syrien anzutreten. Doch heute ist er ein TikTok-Phänomen, das sich für Integration und gegenseitiges Verständnis starkmacht.  

"Ich empfand Abneigung gegen alle – die Polizei, die politischen Machthaber, die Pädagogen." Ahmads Familie suchte Schutz vor dem Krieg in Tschetschenien und fand Zuflucht in Österreich.

Ahmad brillierte zunächst in der Grundschule. Doch als er ungerecht behandelt wird, lehnt er sich gegen das System auf. Mit 13 begeht er Straftaten, und schon mit 14 landet er in Untersuchungshaft. Im Gefängnis radikalisiert er sich und beabsichtigt, nach Syrien zu reisen, um für den IS zu kämpfen. Kurz vor seiner Abreise zieht ihn sein Vater aus dem Bus und bringt ihn zurück nach Wien. Ahmad beginnt, sich intensiv mit dem Islam auseinanderzusetzen und wendet sich von extremistischen Gruppen ab. Heute engagiert er sich dafür, Jugendliche vor Radikalisierung zu bewahren. Auf TikTok ist Ahmad Mitaev eine bekannte Persönlichkeit: Mit dem Polizisten Uwe Schaffer, gemeinsam bekannt als "Cop & Che", produziert er Videos, die Jugendliche über Gesetze und Regeln informieren. Er wird als Vorbild gesehen und arbeitet in der Prävention von Extremismus sowie der Schlichtung sogenannter "Bandenkriege" in Wien.

Im Anschluß:

"Kasti und die polnischen Schwestern" von Miriam Steiner:
Die Geschwister Wanda und Daniela waren gerade 18 und 19 Jahre alt, als sie die Hoffnungslosigkeit hinter sich ließen und ihre Heimat Polen verließen, um ein neues Leben in Österreich zu beginnen. In Wieselburg schrieben sie ein völlig neues Kapitel ihres Lebens. 

Die Schwestern Wanda und Daniela aus Polen stehen Anfang der 1990er Jahre am Beginn ihres Erwachsenenlebens, als sie sich entschließen, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Sie sind die Ersten in ihrem Dorf, die Reisepässe beantragen, und an einem Septembermorgen 1992 verlassen sie ihr Heimatland, um Armut und Perspektivlosigkeit zu entkommen. Ihr Ziel ist Wieselburg an der Erlauf, eine ländliche Gemeinde in Niederösterreich. Josef Kastenhofer, ein damals 64-jähriger Mann aus dem Mostviertel, bietet den Schwestern Unterkunft. Diese neue Lebenssituation bringt für alle Beteiligten tiefgreifende Veränderungen mit sich.