"Der Junge, den Maria den Hirten zeigte, war für viele Christinnen und Christen in den letzten Jahrhunderten eben manchmal ein Mädchen, ein Androgyn oder etwas, das sich in den Kategorien menschlicher Geschlechtsidentität schlicht nicht fassen ließ", schreibt Anselm Schubert in seinem Buch mit dem Titel: 'Christus / männlich / weiblich / divers – eine Geschlechtergeschichte'. Der Professor für Neuere Kirchengeschichte hat sich mit den Sichtweisen des körperlichen Geschlechts Christi beschäftigt – und wie es über die Jahrhunderte ganz unterschiedlich definiert wurde. Im DOMRADIO.DE Interview erklärt er auch, wie das Geschlecht Christi kirchenpolitisch instrumentalisiert wurde. "Vielleicht ist es gut, dass die Bibel keine klaren Aussagen zur Geschlechtsidentität Christi trifft. Auch wir sollten uns davor hüten, unsere wechselnden Vorstellungen von der Ordnung der Geschlechter für ewig zu erklären. Doch die Geschichte des Christentums zeigt: Solange es Christen gibt, entscheidet nicht die Inkarnation über das Geschlecht Christi, sondern das Begehren derer, die an ihn glauben", sagt Anselm Schubert.
Anselm Schubert / "Christus (m/w/d). Eine Geschlechtergeschichte" / Verlag C.H.Beck / 400 Seiten / 32 Euro.
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