Der Völkermord in Ruanda ist bisweilen immer noch nicht aufgearbeitet
Der Völkermord in Ruanda ist bisweilen immer noch nicht aufgearbeitet © José A. Warletta / freeimages.com

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Der lange Schatten des Völkermords - Ruanda, 30 Jahre danach

Vor 30 Jahren fand der Völkermord an den Tutsi in Ruanda statt, bei dem Hunderttausende getötet wurden. Obwohl das Land wirtschaftlich wächst, leiden die Menschen immer noch unter den Traumafolgen. Ruanda kämpft weiterhin um seelisches Gleichgewicht.

Verjähren tut kein Genozid. Auch in Ruanda nicht. Es ist bereits 30 Jahre her seit dem Völkermord an den Tutsi in Ruanda, doch die Auswirkungen des Traumas sind nach wie vor allgegenwärtig. Ebenso besteht weiterhin ein dringendes Bedürfnis nach Heilung und Entwicklung.

Im Jahr 1994 wurden innerhalb von nur 100 Tagen systematisch Angehörige der tutsischen Minderheit massakriert. Die Zahl der Toten wird auf 800.000 bis 900.000 geschätzt, und es gab zahlreiche Fälle von Massenvergewaltigungen. Heute wird das Land von Paul Kagame regiert, einem ehemaligen Rebellenführer, der damals das Morden beendete. Unter seiner Führung hat das Land sowohl wirtschaftlich als auch politisch Fortschritte gemacht, jedoch mit harter Hand.

Tief sitzen die seelischen Wunden, und untereinander ist das Misstrauen immer noch präsent. Verurteilte Mörder, mit langjähriger verbüßter Haftstrafen, kämpfen nach ihrer Entlassung damit, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, und es gibt weit verbreitete posttraumatische Belastungsstörungen wie Depressionen, sexueller Missbrauch und familiäre Gewalt. Ein ganzes Land ringt auch heute noch um sein seelisches Gleichgewicht.

"Der lange Schatten des Völkermords - Ruanda, 30 Jahre danach" im Überblick

Der lange Schatten des Völkermords - Ruanda, 30 Jahre danach

von Michael Gleich

Produktion: 2024

Sendezeit Sa, 20.04.2024 | 18:04 - 19:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk Kultur "Feature"
Radiosendung