Heute trage ich meine dunkle Haut mit Selbstverständlichkeit. Aber es hat einiges gebraucht, bis ich mich in meiner Haut wohl fühlte. Wie kann es überhaupt so weit kommen, dass sich ein Kind für seine Hautfarbe schämt?
Kinder spüren die Diskriminierung der Eltern
Gibt es in Indien normale WCs? In Indien sind die Leute sehr arm, oder? Sind deine Eltern deshalb in die Schweiz gekommen? Du kannst froh sein, dass du in der Schweiz aufwachsen durftest!
Solche Aussagen will kein Kind hören und solche Fragen schon gar nicht beantworten. Als Kind habe ich mich für meine Hautfarbe geschämt, ich wollte so sein wie die anderen.
«Kinder verstehen sehr viel - zum Beispiel, wenn ihre Eltern nicht akzeptiert sind», sagt der Berner Migrations- und Rassismusforscher Rohit Jain, auch er ein Secondo wie ich, mit Wurzeln in Indien. Mit ihm habe ich gesprochen, um die Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugend besser zu verstehen.
Dringend gesucht: Neue Vorbilder
Es braucht neue Vorbilder, weil die gängigen Bilder nicht mehr passen, weil die gängigen Bilder falsch sind - oder weil es noch kein Bild und keine Sprache gibt für das, was man sagen möchte. Die 34-Jährige St. Galler Musikerin Priya Ragu mit Wurzeln in Sri Lanka ist in meinen Augen ein solches Vorbild.
«Ich mache das, was ich mache, damit es die anderen auch machen. Weil es mehr Leute braucht, die diesen Weg gehen, vor allem aus der südindischen Community. Das sieht man echt nicht oft», sagt sie mir im Interview.
Priya Ragu ist eine Befreiung. So wie die britische Musikerin M.I.A. mit Wurzeln in Sri Lanka, die für mich als Teenie eine Befreiung war: So sollte uns die Welt sehen, dass wir auch so etwas können. Nicht nur in der Küche aushelfen oder das Büro putzen, nachdem die wichtigen Leute gegangen sind.