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Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/schmidt

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Folgen von Dr. Schmidt erklärt die Welt

111 Folgen
  • Folge vom 21.10.2023
    Warum sind Krankenhauskeime gefährlich?
    Steffen, zwei Fragen zu Beginn: Was sind Krankenhauskeime? Und welche Folgen können sie haben? »Krankenhauskeim« ist ein typisches Medienwort. In der Regel ist damit ein Bakterium gemeint. Ein Krankenhaus mit vielen Patienten auf engstem Raum ist ein ideales Gebiet für die Evolution von veränderten Bakterienstämmen. Übel ist vor allem, dass sie dabei auch gegen gängige Antibiotika resistent werden können. Und dann treffen sie auf Leute mit geschwächtem Immunsystem, in dem sich Bakterien und Viren verhältnismäßig leicht durchsetzen können. Das kann schwere Folgen haben: eine Sepsis zum Beispiel. Da führt die Infektion dazu, dass das Immunsystem gewissermaßen »durchdreht«. So stark, dass man daran sterben kann. Können diese Bakterien auch gesunde Menschen schädigen, beispielsweise Krankenhausbesucher? Wenn dein Immunsystem intakt ist, wird es wahrscheinlich mit den Bakterien fertig. Bedrohlich sind die »multiresistenten Keime« vor allem für Patienten selbst. Welche Rolle spielt der Einsatz von Antibiotika? Eine große. Es müsste eigentlich vor der Behandlung einer Infektion geprüft werden, ob es sich um eine bakterielle Infektion handelt und es deswegen sinnvoll ist, ein Antibiotikum einzusetzen. Denn ein inflationärer Einsatz verursacht Resistenzen, die inzwischen ein großes Problem darstellen. Die Behandlung der »Krankenhauskeime« ist dadurch schwieriger geworden. Was kann man in der aktuellen Situation tun? Mehr in Krankenhäusern putzen? Hygiene ist ohne Frage wichtig. Nur ist Gesundheit in Deutschland ein Geschäft mit knallharten Profitinteressen. Reinigungsarbeiten werden da oft an externe Unternehmen ausgelagert. Damit hat ein Krankenhaus kaum noch die Kontrolle, ob bestimmte Hygienevorgaben umgesetzt werden. Das ist in anderen Einrichtungen auch so, in Schulen beispielsweise. Wenn du die Probleme mit Schultoiletten meinst, so sind die wohl nicht erst mit dem Outsourcing dort aufgetreten – zumindest in den Großstädten nicht. Ich kann mich erinnern, dass auch in der DDR Berliner Schultoiletten gelegentlich, sagen wir: »speziell« waren. Und die DDR hatte kein kommerzialisiertes Bildungs- und Gesundheitssystem. Antibiotika werden bei uns nicht nur in der Medizin eingesetzt, sondern auch in der Tiermast. Und wir nehmen sie anschließend über die Nahrung auf. Gewöhnt sich der Körper also an die Antibiotika? Ich habe Zweifel, ob diese Argumentation wasserdicht ist. Zwar werden immer mal Spuren von Antibiotika in Schweine-, Kalb- und Geflügelfleisch nachgewiesen. Aber ob das schon die Resistenzen bei Erregern im Menschen auslöst, ist umstritten. Wenn es so einfach wäre, dann hätten die Niederländer ein genauso großes Problem wie wir. Denn das Land ist dicht besiedelt und es gibt eine intensive Viehwirtschaft mit riesigen Mastställen. Trotzdem haben unsere Nachbarn weniger multiresistente Bakterien in ihren Krankenhäusern. Die testen aber eben auch schon bei der Patientenaufnahme auf problematische Erreger und behandeln da sofort. Welche Alternative zu Antibiotika gibt es? Es gab Überlegungen, bestimmte Viren gegen Bakterien einzusetzen, sogenannte Bakteriophagen. Die Idee hatte der französische Mediziner Félix d’Hérelle zwischen den beiden Weltkriegen, fand aber damals im Westen wenig Unterstützung. Anfang der 1930er Jahre kam er auf Einladung Stalins nach Tbilissi, wo er gemeinsam mit dem befreundeten Georgier Georgi Eliava ein Institut für die Phagentherapie gründete. Eliava fiel 1937 den Stalinschen »Säuberungen« zum Opfer, doch die Forschungsarbeit seines Instituts stößt heute auch im Westen auf Interesse.
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  • Folge vom 07.10.2023
    Wo sind die Insekten geblieben?
    Steffen, hast du in diesem Jahr einen Maikäfer oder Junikäfer gesehen? Nee, keines von beiden. Könnte aber daran liegen, dass ich im Mai und Juni nicht in geeignetem Gelände war. Das letzte Mal sind mir solche Käfer wohl bei einer Radwanderung an der Neiße begegnet, das ist mindestens zehn Jahre her. Ich finde immerhin beim Kompostumgraben im Frühjahr diese dicken Larven. Wobei da auch andere Tiere draus werden können; das ist für den Nicht-Entomologen gar nicht so leicht zu unterscheiden. Es gibt jetzt eine Studie von der Uni Würzburg, in der es um Gründe für den Insektenschwund geht. Demnach liegt es vor allem an einer »Häufung ungünstiger Witterungsbedingungen« – also kurz gesagt am Klimawandel. Das könnte man natürlich so sehen. Allerdings denke ich, dass es eine einseitige Sicht ist. Selten ist ein Faktor allein bestimmend. Tatsächlich ist die Masse an Insekten in den letzten Jahrzehnten spürbar gesunken. Autofahrer wissen, dass sie ihre Frontscheiben kaum noch von Insekten säubern müssen. Ähnlich sieht es bei der Front von ICE-Zügen aus. Man kann aus der neuen Würzburger Studie sehr schön rauslesen, dass die Landnutzung – also intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung – mindestens so stark den Insektenbestand beeinflusst wie Wetterveränderungen. Sind bestimmte Arten besonders betroffen? Darüber erfährt man leider nicht viel, was auch daran liegen mag, dass Forschungsbudgets für den Bereich Biologie oft in Richtung Biochemie und Genetik umgeleitet worden sind. Es gibt ja kaum noch Entomologen an den Unis. Sind Aktionen von Naturschützern zum Insektenzählen eine echte Hilfe? Sie sind manchmal sogar die einzige Quelle. Das Tagfalter-Monitoring vom Umweltforschungszentrum Leipzig beispielsweise stützt sich auf ganz viele Hobbyentomologen. Also Leute, die auf festgelegten Gebieten ganz einfach zählen. Was bedeutet der massive Rückgang an Insektenmenge für die Nahrungskette? Einige Vogelarten sind nicht mehr so oft zu sehen. Amseln zum Beispiel, oder Finken. Und dann fehlen viele Insekten nicht nur als Futter, sondern auch als Bestäuber. Ob Klima oder Landnutzung – vor allem sind es menschengemachte Ursachen. Definitiv. Wenn man bedenkt, dass sich diese Entwicklung schon unter den anderthalb Grad Klimaerwärmung abspielt, die eigentlich nicht überschritten werden sollen, ist das sicher keine Stellschraube für schnelle Korrekturen. Eher die Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, das Land versiegeln und die Parks pflegen. Also ob neben dem Rasen auch Platz ist für eine bunte Wiese. Von Schottergärten ganz abgesehen. An jedem Straßenrand kann es blühen. Da gibt es eine Untersuchung aus Berlin über begrünte Mittelstreifen auf Hauptstraßen. Man sollte denken, das ist ein miserabler Lebensraum. Aber es gibt dort eine ungewöhnliche Insektenvielfalt. Die sind da ziemlich unbehelligt von Tier und Mensch. Dazu kann jeder beitragen: Bauern am Feldrand, Mieter auf dem Balkon, Kleingärtner sowieso. Im Garten einer Freundin, die viele Pflanzen einfach wachsen lässt, habe ich mehr Hummeln verschiedener Arten gesehen als sonst in den letzten Jahren. Da muss man auch die Verwaltung des nd-Gebäudes FMP1 am Berliner Franz-Mehring-Platz loben. Auf dem neuen Vorplatz gibt es eine schöne Blühwiese. Ja, wenn auch mit Beton kombiniert. Aber die Wiese ist wirklich quietschbunt, das ist sehr erfreulich anzusehen. Und wenn man eine Weile hinschaut, sieht man, dass da auch allerhand Leben drin ist, was die Insekten betrifft.
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  • Folge vom 30.09.2023
    Geht Berlin das Trinkwasser aus?
    Flüsse haben Niedrigwasser und in Seen bilden sich neue Inseln – der Osten Deutschlands scheint auszutrocknen. Was ist da los? Das ist nicht nur im Osten so. Auch der Rhein hat mitunter ziemlich wenig Wasser. Auf der Elbe ist das Problem ähnlich. Insgesamt ändern sich offenkundig mit dem Klimawandel auch die Niederschlagsmuster in Europa. Das bedeutet: weniger Wasser in Flüssen und Seen. Und das Problem ist im Osten schwerwiegender als in anderen Teilen Deutschlands. Für die Trinkwasserversorgung in Berlin ist der Müggelsee wichtig. Er wird bekanntlich durch die Spree mit Wasser versorgt. Jetzt sagen Experten, dass die Hauptstadt bald ein Trinkwasserproblem bekommt. Ist das Panikmache? Nein, das ist ein ernstes Problem. Es ist ja schon seit vielen Jahren bekannt, dass die Spree in ihrem Lauf massiv gestört wird durch den Braunkohleabbau in der Lausitz. Dort wurden riesige Löcher gegraben. Und um die nicht dauernd absaufen zu lassen, werden dort Unmengen Grundwasser abgepumpt. Das hat natürlich ein großes Grundwasserdefizit in der Region zur Folge. Wir haben davon in Berlin bisher nicht so viel gemerkt, weil das Grundwasser aus den Tagebauen in die Spree gepumpt wird. Inzwischen ist es eben so, dass im Sommer ohne diese Wasserpumpen der Fluss kaum noch Wasser führt. Das heißt also, der Klimakiller Braunkohle hat auch seine guten Seiten? Nein. Ein Kohlegroßkraftwerk verbraucht mehr Wasser als viele tausend Haushalte – vor allem für die Kühlung. Das dafür verwendete Wasser ist zwar nicht weg, weil es verdunstet. Aber es regnet Gott weiß wo ab. Und eben nicht unbedingt da, wo wir es brauchen. Es gibt den Plan, nach Ende der Tagebaue Wasser aus der Elbe zu pumpen und damit die Spree-Einleitungen zu ersetzen. Eigentlich nur dann, wenn die Elbe zuviel Wasser führt. Dann soll der Überschuss in die Tagebaurestlöcher gepumpt werden. Dort könnte es gewissermaßen als Reserve dienen und den Grundwasserspiegel anheben. Ein kluger Plan: Den Überschuss an der Stelle einleiten, wo das Wasser fehlt. Das wäre, wenn es so liefe, eine gute Idee. Man darf aber nicht übersehen, dass der Betrieb der vorgesehenen Pumpen sehr energieaufwändig wäre. Mir scheint, als ob das Problem ein anderes wäre: unser Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser... … der übrigens in Dresden und selbst Berlin geringer als in Hamburg ist. Verstehe, der sparsame Ossi. Aber warum benutzt man beispielsweise kein Regenwasser für die Toilettenspülung? Gute Idee mit nur einem gravierenden Nachteil: Gerade in Großstädten wohnen die meisten Menschen in Mehrfamilienhäusern, zum Teil in ziemlich alten. Das heißt, du müsstest dort komplett neue Wasserleitungsnetze installieren. Der Aufwand ist erheblich. Was allerdings einfacher wäre: Bei vielen dieser älteren Häuser müssen die Dächer gemacht werden. Man könnte gerade da, wo die Besiedlung nicht ganz so dicht ist, die unsinnige Praxis, das Regenwasser von den Dächern in die Kanalisation zu leiten, beenden. Dafür müsste aber die ganze Kanalisation umgestellt werden. Das dauert vermutlich eine halbe Ewigkeit. Nicht unbedingt. Der Bau unserer jetzigen Kanalisation in Berlin hat keine 30 Jahre gedauert. Und bis dahin schränken wir uns drastisch ein: Am Sonntag ist Badetag. Dass man jeden Tag zweimal duschen muss, halte ich sowieso für Blödsinn. Schon aus dermatologischer Sicht.
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