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Friedrich Glauser: Der Autor als Wiener Kind und als Psychiatriepatient | Teil 1 von 2 Folgen
Er wird häufig als "Pionier des deutschsprachigen Kriminalromans" betitelt und erreichte Bekanntheit durch seine "Wachtmeister Studer"-Werke. Friedrich Glauser, der Schweizer Schriftsteller, verbrachte aufgrund seiner Morphinabhängigkeit beinahe ein Viertel seines Lebens in psychiatrischen Einrichtungen und war kein herkömmlicher Krimiautor, sondern ein Literat mit einer einzigartigen Ausdrucksweise.
Friedrich Glauser wurde 1896 in Wien geboren, als Sohn eines Schweizer Vaters und einer österreichischen Mutter. Obwohl er als Jugendlicher in ein Schweizer Erziehungsheim geschickt wurde und nie wieder nach Wien zurückkehrte, blieb seine Geburtsstadt in seinen autobiographischen Geschichten und verschiedenen anderen Texten präsent. Kritiker bemerkten, dass Glausers literarische Erinnerungen an seine Wiener Kindheit ein intensives Suchen nach den Wurzeln seines unsteten Lebens zu sein schienen.
Seine Berühmtheit erlangte er durch die "Wachtmeister Studer"-Krimis, ein Genre, das er eigentlich verachtete. Der Schweizer Autor Friedrich Glauser schrieb jedoch keine gewöhnlichen "Krimis", sondern Kriminalliteratur und gilt als der erste bedeutende deutschsprachige Autor in diesem Bereich. Seine Werke sind detaillierte Milieustudien und Charakteranalysen, die durch ihre präzise und lebendige Sprache beeindrucken.
Seine Schriften entstanden unter extrem schwierigen Lebensbedingungen: Der Sohn einer österreichischen Mutter und eines Schweizer Vaters war immer rastlos, er arbeitete in diversen Berufen, vom Bauernknecht bis zum Minenarbeiter, diente in der Fremdenlegion und war ständig in Geldnot. Wegen seiner Morphinabhängigkeit wurde er schon früh entmündigt, und seine kriminellen Aktivitäten zur Beschaffung von Drogen führten immer wieder zu Inhaftierungen und Aufenthalten in psychiatrischen Anstalten. Trotz aller Tragik scheint die Isolation ihm geholfen zu haben, seine eigene literarische Stimme zu finden.