Von jeher stand und steht die Wissenschaft im Spannungsfeld zwischen Ökonomie, Militär und Politik, deren Einfluss auf die Auswahl von Forschungsgegenständen und -methoden unumstritten ist. Die Entdeckung und Beschreibung der Gravitationstheorie und die Grundlagen der Mechanik durch Newton, wurzelte keineswegs in der reinen Wissenschaft, sondern war eine Antwort auf die technischen Bedürfnisse der damaligen Kriegsführung, der Schifffahrt und des Bergbaus. Der militärische und wirtschaftliche Expansionsdrang in der Menschheitsgeschichte war und ist stets für einen großen Teil der Weltbevölkerung mit tiefen Traumatisierungen verbunden.
Der Physiker Max Born konstatierte 1959 retrospektiv: »Als ich jung war, konnte man noch ein reiner Wissenschaftler sein, ohne sich um die Anwendungen, die Technik, viel zu kümmern. Heute ist das nicht mehr möglich. Denn die Naturforschung ist mit dem sozialen und politischen Leben unentwirrbar verstrickt ... So ist jeder Naturforscher heute ein Glied des technischen und industriellen Systems, in dem er lebt. Damit hat er auch einen Teil der Verantwortung zu tragen für den vernünftigen Gebrauch seiner Ergebnisse.« In dieser Folge lenken wir, beispielhaft für die Entwicklungs- und Denkprozesse hinsichtlich der ethischen und moralischen Dimension von Forschung, den Blick auf die Erkenntnisprozesse und friedenspolitischen Aktivitäten zweier Pioniere der Physik, Max Born und Albert Einstein, die den Weg zum Russell-Einstein-Manifest und der daraus folgenden Pugwash-Initiative wiesen.
Indes waren große Umbrüche und Verwerfungen in der Vergangenheit auch immer wieder Ausgangspunkte von positiven Entwicklungshöhen. So entsprangen dem Grauen des Zweiten Weltkrieges zum Beispiel die Vereinten Nationen oder die Idee einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Halten wir uns also an die Worte von Robert Jungk: »Resignation ist ein Luxus, den wir uns angesichts der Lage nicht leisten dürfen.«