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Politik

Max und Moritz

ist der Podcast zur US-Politik von Max Böhnel, nd.Korrespondent, und Moritz Wichmann, unserem USA-Spezialisten im Online-Ressort. Zusammen mit dem USA-Liebhaber (und nd.Sportredakteur) Oliver Kern sorgen sie für Er- und Aufklärung. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/maxundmoritz

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Folgen von Max und Moritz

23 Folgen
  • Folge vom 05.09.2020
    Athleten werden zu Politikern
    Max (Böhnel) und Moritz (Wichmann) analysieren hier regelmäßig den US-Wahlkampf. Diesmal dreht Max den Spieß um und befragt nd-Sportredakteur Oliver Kern zur jüngsten Protestwelle im US-Sport und deren Auswirkungen auf die Wahlen im November. Hallo Oliver, im US-Sport passiert Spannendes. Profis nahmen wichtige politische Positionen ein und streikten. Was genau ist da passiert? Alles begann vor Monaten mit dem Tod von George Floyd. Viele Profis, vor allem aus der NBA, die von schwarzen Basketballern dominiert wird, gingen zu Demonstrationen, knieten bei der Nationalhymne und forderten Gleichberechtigung auf den Trikots. Als jetzt ein weißer Polizist Jacob Blake in Kenosha in den Rücken schoss, waren die Athleten frustriert, weil die Aktionen nichts zu bringen scheinen. Also gingen die Milwaukee Bucks mitten in den Playoffs in den Streik. Andere Teams in verschiedenen Sportarten schlossen sich an. Reporter hörten mitten in den Sendungen auf zu kommentieren. Und von den Arbeitgebern gab es fast überall Unterstützung. So etwas ist erst mal ein symbolischer Akt. Bleibt es dabei? Die Frage treibt auch die Sportler um. Bringt ein Streik mehr als Parolen auf T-Shirts? Niemand glaubt, dass dadurch der Rassismus verschwindet. Aber in der Gesellschaft wird mehr darüber diskutiert. In kleinen Schritten geht es auch darüber hinaus. Die Basketballer fordern von ihren Klubeignern, mehr Einfluss auszuüben. Die sind oft Großspender von Republikanern. Nun werden sie von den Spielern gezwungen, sich solidarisch mit der »Black Lives Matter«-Bewegung zu zeigen. Selbst die NFL erlaubt Schwarzen jetzt Proteste. Bei Colin Kaepernick, der als erster während der Nationalhymne kniete, war das noch ganz anders. Schon der Boxer Muhammad Ali und die Leichtathleten Tommie Smith und John Carlos sorgten für starke Bilder. Bildsprache geht über Bilder hinaus, das ist nicht nur Symbolismus. Vor allem nicht jetzt. Ali, Smith, Carlos und Kaepernick blieben in ihrem Protest allein. Diesmal stehen ganze Ligen hinter den Athleten - und Schwarz und Weiß zusammen. Daran kommen auch die Fans nicht mehr vorbei, die immer sagten, Sport solle nichts mit Politik zu tun haben. Die NBA-Profis erreichten zudem, dass ihre Hallen am 3. November als Wahllokale fungieren werden. Die Bucks zwangen Wisconsins Gouverneur sogar, eine Parlamentssondersitzung einzuberufen, um über eine Polizeireform abzustimmen. Leider haben die Republikaner dort die Mehrheit und schlossen die Sitzungen nach nicht mal einer Minute ohne Abstimmung wieder. Wie reagieren die politischen Lager auf politische Aussagen im Sport? Die Demokraten stehen geschlossen dahinter, auch viele in der politischen Mitte kritisieren die Polizeigewalt, zum Beispiel in den umkämpften Vorstädten, wo viele Weiße aus der gebildeten Mittelschicht leben. Die ganz Rechten wollen dagegen nichts davon hören. Schon vor Jahren hieß es bei Fox News nur: »Shut up and dribble!« - »Halt die Klappe und dribbel den Ball!« Donald Trump will, dass wieder Sport im Fernsehen läuft, um Normalität vorzugaukeln. Corona soll vergessen werden. Besonders beim College-Football drängt er darauf. Der ist in den weißen Vororten sehr beliebt. Da gehen schon mal mehr als 100 000 Leute ins Stadion. Trump sucht diese Ablenkung und kann Proteste nicht gebrauchen. Warum sieht man nie Proteste von deutschen Spitzensportlern? Naja, selbst in den USA gab es solche Streiks noch nie. Aber in Deutschland fehlt sicher das Problembewusstsein: Polizeibrutalität oder Waffengewalt sind hier keine so großen Themen. Außerdem wird von deutschen Sportlern oft verlangt, in internationalen Konflikten Stellung zu beziehen: 2008 bei Olympia in Peking sollten sie was zur Menschenrechtslage in China sagen, 2014 in Sotschi dann zum Anti-Homosexuellengesetz in Russland. Da wollen sich Sportler nicht einmischen, wenn sich selbst Politiker nicht trauen, diese Themen bei Staatsbesuchen anzusprechen. Den Athleten drohte ja immer der Ausschluss von Olympia, worauf sie vier Jahre lang hintrainiert hatten. Auf der anderen Seite: Im Fußball und Basketball gab es in den Bundesligen Solidarität mit der US-Protestbewegung. Nach dem Tod von George Floyd knieten hier viele Mannschaften. Ganz unpolitisch ist der Sport sicher auch hier nicht mehr.
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  • Folge vom 22.08.2020
    Werben um die Mitte
    Die US-Demokraten haben ihren Parteitag hinter sich. Ganz am Schluss hielt Joe Biden seine Kandidatenrede. Hat sie Dich beeindrucken können? Na ja, es war eine ziemlich normale Rede, was man eben so erwartet von einem solchen Kandidaten. Ein CNN-Journalist sagte treffend, viele Demokraten dürften erleichtert aufgeatmet haben, dass Biden keine Fehler unterlaufen sind. Er stellt sich als »good guy« dar, sprach auch viel über seine Familie und über den Rassismus im Land. Den größeren Teil der Rede, und das war wahltaktisch vermutlich klug, hat er der Wirtschaft gewidmet. Darauf, wie man das Coronavirus und die Arbeitslosigkeit bekämpfen müsse. Bernie Sanders als Präsidentschaftskandidat hätte sicher eine andere Rede gehalten, eine des progressiven Linkspopulismus. Bei Biden klang das harmloser, etwa zum Beispiel, dass die Reichen jetzt endlich ihren fairen Anteil zahlen sollten. Umfragen zeigen, dass das Thema Coronavirus zumindest einige Trump-Wähler umstimmen könnte. Mal gucken, ob es funktioniert. Bei den Zwischenwahlen 2018 punkteten die Demokraten noch erfolgreich mit dem Thema Gesundheitsversicherung. In dieser Woche aber wurde kaum darüber gesprochen. Hat Dich das überrascht? Tatsächlich hat Biden die Gesundheitsvorsorge nur kurz angerissen. Er wolle sie bezahlbar für alle machen, auf Obamacare aufbauen. Mehr Details gab es nicht. Er warnte eher davor, dass Donald Trump die Krankenversicherung für Senioren, Medicare, kürzen wolle. Aber ansonsten spielte das auf dem Parteitag kaum eine Rolle. Warum? Wollte Biden den weiter offenen Streit zwischen den Parteiflügeln unter den Teppich kehren? Nun ja, vor dem Parteitag wurde eine Kompromissposition ausgehandelt: Da steht nun im Programm, dass man Obamacare ausbauen und die Altersgrenze für Medicare auf 60 Jahre absenken will. Alle, die auf »Medicare for all«, also eine gesetzliche Krankenversicherung für alle, hoffen, seien willkommen in der Partei heißt es nur. Der Konflikt ist damit erst mal vertagt. Beide Lager haben schon vor dem Parteitag Kompromisse geschlossen. Wo haben sich die Progressiven durchgesetzt und wo nicht? Viel Erfolg hatten sie in der Klimapolitik. Manche Analysten bezeichnen Joe Bidens neuen Klimaplan schon als eine Form des »Green New Deal«, bloß nennt er ihn nicht so. Er will jetzt Millionen neue Jobs schaffen, indem die Infrastruktur des Landes auf Klimaneutralität umgebaut wird und die Energieversorgung bis 2035 CO2-neutral sein soll. Da hat sich Biden bewegt. Bei »Medicare for All« aber zeigten sich 700 Sanders-Delegierte und sogar einige von Biden enttäuscht und stimmten gegen die Kompromissformulierung. 700 von 4000 Delegierten bleiben aber eine Minderheitenposition. Mit Biden hat sich erneut ein Moderater durchgesetzt, der aber auch die Stimmen der ganz Linken braucht. Bernie Sanders, Elizabeth Warren und Alexandria Oasio-Cortez durften daher alle auf dem Parteitag sprechen. Dafür aber auch viele Republikaner, die diesmal Biden wählen wollen. Stimmte die Mischung von links und rechts? Man muss sagen, dass man im Gegensatz zu 2016 wirklich versucht hat, mehr Einigkeit zu schaffen und den Parteitag damit auch wirklich zur »Show of Unity« zu machen. Vorher haben sich die Lager in den Einheitskommissionen hart beharkt, und Biden kam den Linken inhaltlich etwas entgegen. Auf dem Parteitag ging er jetzt aber mehr auf enttäuschte Republikaner zu. Leute wie Colin Powell, aber auch kaum bekannte Republikaner-Politiker durften länger sprechen als progressive Politiker mit Millionen Followern wie Ocasio-Cortez, die auf eine Minute begrenzt wurde. Das ist Wahlkampftaktik. Joe Biden soll auch für moderate Republikaner wählbar sein, die von Trump enttäuscht sind. Wo ist denn für Biden gerade mehr zu holen? Ganz links oder bei den Republikanern? Das ist ein bisschen unklar. Es gibt die Theorie, die meint, dass man Wahlen nur dann gewinnt, wenn die eigene Basis stärker mobilisiert wird. Dann müsste Biden ein sehr linkes Programm vertreten, um politisch interessierte junge Menschen zu begeistern. Die werden dieses Jahr aber vermutlich sowieso Biden wählen, weil sie keine Alternative haben. Die andere Theorie ist, dass es immer noch genügend Wechselwähler in der Mitte gibt, die Joe Biden tatsächlich überzeugen kann. Aber eben nur, wenn er nicht zu weit nach links rückt. Donald Trump versucht ihn ja als »Puppe der radikalen Linken« zu brandmarken. Das ist natürlich Blödsinn. Und da helfen Biden vielleicht auch die Unterstützungsserklärungen mancher Republikaner. Die längsten Reden durften – mit Ausnahme von Kamala Harris – die alten Großen halten: die Obamas, die Clintons, und eben nicht die jungen neuen Stars. Ist das eine verpasste Chance? Oder war das klug? Barack Obama und Michelle Obama gehören in den USA tatsächlich zu den beliebtesten Personen überhaupt. Und natürlich bedient diese Rednerauswahl diese Obama-Nostalgie. Aber sie zeigt auch, dass die Demokraten immer noch von über 70-Jährigen beherrscht werden. Vielleicht war es das letzte Schaulaufen der Politiker der Babyboomer-Generation. In vier Jahren könnte das dann schon anders aussehen. Was jetzt schon anders war: Dieser Parteitag war komplett digital. Es gab es viele Videoschnipsel, aber auch Live-Schalten. Da kann auch viel schiefgehen oder lächerlich wirken. Wie haben die Demokraten die Aufgabe gemeistert? Die Einschaltquoten im Fernsehen lagen leicht unter denen von 2016. Es gab aber auch viel Lob online. Es gab keine größeren technischen Probleme, was schon mal etwas wert ist. Und die paar Kleinigkeiten, nahmen die Demokraten gern in kauf oder veröffentlichten sie gar, konnten sie sich dadurch doch als menschlich präsentieren. Etwa wie Frau von Bernie Sanders vor dessen Auftritt an diesem so lange herumtüddelte, bis er sie entnervt wegschickte. Bisherige Folgen von Max & Moritz: Das Comeback von Joe Biden am Super Tuesday Wie das Coronavirus den Wahlkampf verändert hat Was das vom US-Kongress beschlossene Hilfspaket gegen die Coronakrise enthält Wie die Coronakrise das tödliche Wirken des freien Marktes zeigt Wie die Republikaner Coronavirus zur Wählerunterdrückung nutzen Warum Bernie Sanders wieder nicht gewonnen hat Leere Rhetorik oder Zugehen auf Parteilinke? Krankenversicherung in den USA - Arztbesuch nur mit Kreditkarte »Das radikalisiert«: Die Rekordarbeitslosigkeit in den USA wird Folgen haben Was macht eigentlich Joe Biden? Wahlkampf aus dem Keller! Erste Erfolge sind sichtbar - die Black-Lives-Matter-Proteste in den USA Gottgesandt und ausgelacht - Trumps missglückter Wahlkampfauftritt in Tulsa Der Senatswahlkampf ist wichtig - und die Demokraten sind in guter Position Ringen ums Gericht - die Gesundheit von Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg ist ein Politikum
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  • Folge vom 08.08.2020
    Ringen ums Gericht
    Die US-Demokraten sorgen sich derzeit sehr um die Gesundheit von Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg. Die Republikaner überlegen, ob man in Sachen Oberstes Gericht vor der Wahl noch schnell was machen kann. Worum geht es, Max? Was die Mehrheitsverhältnisse angeht, steht es 5:4 - fünf Konservative, vier Liberale. Es ist möglich, dass Richterin Ruth Bader Ginsburg innerhalb der nächsten Wochen oder Monate aus gesundheitlichen Gründen ausscheidet, weil sie an Krebs erkrankt ist. Die Richter des Supreme Court werden auf Lebenszeit ernannt. Wenn ein Richter wegen Tod oder Krankheit ausscheidet, dann wird folgendermaßen vorgegangen: Der Präsident schlägt einen Nachfolger vor, dann entscheidet der US-Senat darüber. Wenn Ginsburg also ausscheidet und Donald Trump einen neuen rechten Richter vorschlägt und dieser neue rechte Richter vom Senat durchgewunken wird, dann stünden die Mehrheitsverhältnisse 6:3 »für rechts, beziehungsweise ganz rechts«. In den Monaten vor der Wahl 2016 war die Situation sehr ähnlich. Im US-Senat gab es damals eine Auseinandersetzung um den Richter Merrick Garland. Die Republikaner hatten ihn damals mit einem ganz bestimmten Argument blockiert ... Der Ausgangspunkt am Ende der Obama-Regierung war, dass ein Starrichter der Rechten, nämlich Anthony Scalia, überraschend verstarb. Obama nahm sein Vorschlagsrecht wahr und schlug den Richter Merrick Garland vor, der irgendwo zwischen konservativ und liberal, auf jeden Fall nicht eindeutig rechts, eingestellt ist. Mitch McConnell, der Mehrheitsführer der Republikanischen Partei im Senat, der Obama schon in den Jahren davor mit allen Mittel bekämpft und auch sabotiert hatte, setzte das im Fall Garland fort. Er ließ es mit Verfahrenstricks nicht zu, dass sich Merrick Garland dem Senat vorstellen konnte. Das Argument von McConnell lautete, in einem Wahljahr - es war, wie gesagt, Frühjahr 2016 - dürfe ein Präsident keinen Vorschlag durchbringen. Jetzt ist wieder Wahljahr. Und McConnell sagt jetzt im Fall der krebskranken Richterin Ginsburg das Gegenteil. Für viele konservative Wähler war damals der Supreme Court ein wichtiger Grund, für Donald Trump zu stimmen. Was erwarten sich die Rechten vom Obersten Gericht? Ganz einfach: Die Erschaffung eines »Christian America«. Die konservativen Christen verstehen sich als Kulturkrieger. In ihren Augen führt nur eine in ihrem Sinne moralische Erneuerung der gottlosen Kultur weiter zu einem christlichen US-Amerika. Sie gehen dabei systematisch vor. Sie wissen ganz genau: Der Supreme Court stellt gesellschaftspolitisch die Weichen. 1973 zum Beispiel, als die Richter die Abtreibung weitgehend legalisiert haben, oder vor ein paar Jahren, 2015, als die Ehe für Alle für rechtens erklärt wurde. Kippen kann das nur wieder ein rechter oder ganz rechter Supreme Court. 2015 versprach Trump den konservativen Christen, er würde sich um Richter bemühen, die in ihrem Sinne entscheiden würden. Warum ist die Zusammensetzung des Obersten Gerichts auch für die Wahl im November wichtig? Trump wird die Wahlen wahrscheinlich anfechten, wenn die Abstimmungsergebnisse nicht massiv zugunsten von Biden ausfallen, wenn es in einem Bundesstaat zum Beispiel knapp ausgeht. Beschwerden würden von Instanz zu Instanz gehen und schlimmstenfalls Monate später beim Supreme Court landen. Dafür gibt es schon einen Präzedenzfall, den Wahlausgang im Jahr 2000. Mehrere Landkreise mussten erneut auszählen. Es ging bis hin zu der Frage, wie Lochkarten mit nur halb eingestanzten Löchern bewertet werden sollten. Das Gericht entschied die Wahlen dann letztlich - zugunsten von George W. Bush. Und was erhoffen sich Linke und Progressive vom Supreme Court? Dass Ginsburg noch etwas durchhält, dass liberale Entscheidungen nicht rückgängig gemacht werden und vielleicht auch, dass fatale Entscheidungen, wie die zur Entgrenzung von Wahlkampfspenden von Unternehmen und Reichen aus den Jahren 2010 und 2014, aufgehoben werden. Von George W. Bush ernannte Richter haben diese Entscheidungen möglich gemacht. Bisherige Folgen von Max & Moritz: Das Comeback von Joe Biden am Super Tuesday Wie das Coronavirus den Wahlkampf verändert hat Was das vom US-Kongress beschlossene Hilfspaket gegen die Coronakrise enthält Wie die Coronakrise das tödliche Wirken des freien Marktes zeigt Wie die Republikaner Coronavirus zur Wählerunterdrückung nutzen Warum Bernie Sanders wieder nicht gewonnen hat Leere Rhetorik oder Zugehen auf Parteilinke? Krankenversicherung in den USA - Arztbesuch nur mit Kreditkarte »Das radikalisiert«: Die Rekordarbeitslosigkeit in den USA wird Folgen haben Was macht eigentlich Joe Biden? Wahlkampf aus dem Keller! Erste Erfolge sind sichtbar - die Black-Lives-Matter-Proteste in den USA Gottgesandt und ausgelacht - Trumps missglückter Wahlkampfauftritt in Tulsa Der Senatswahlkampf ist wichtig - und die Demokraten sind in guter Position
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  • Folge vom 25.07.2020
    Die präsidiale Spambombe
    Freund, Wir haben gerade festgestellt, dass Dein Name in unserer Spenderliste fehlt. Da Du in der Vergangenheit ein so treuer Unterstützer warst, wurdest Du als einer der wenigen Patrioten ausgewählt, für die der Präsident die Frist verlängern will. PERSÖNLICHE VERLÄNGERUNG 500%-AUFSTOCKUNG NEUE FRIST: 1 STUNDE Präsident Trump braucht Dich wirklich. Dieses Angebot ist nur 1 STUNDE verfügbar. Du musst schnell handeln. Spende in der NÄCHSTEN STUNDE und der Betrag wird automatisch um 500 Prozent erhöht. (Es folgen große rote Buttons zum Klicken): $ 20 = $ 120 $ 15 = $ 90 $ 10 = $ 60 $ 5 = $ 30 Wir werden die Liste der Spender HEUTE ABEND mit Präsident Trump überprüfen und er wird Deinen Namen suchen. SPENDE JETZT. Danke, das Trump-Finanz-Team Ich erhielt diese Mail am 1. Juli. Es war der Beginn eines nicht enden wollenden Spam-Wahnsinns. Um zu verstehen, wie ich in diesen Schlamassel geraten bin, muss man eines wissen: Kurz vor der Präsidentschaftswahl 2016 bereiste ich für »neues deutschland« die USA. Auch eine Rede von Donald Trump wollte ich mir anhören. Also besorgte ich mir eine Presseakkreditierung. Seitdem haben Trump und sein Gefolge meine Mail-Adresse, und ich erhielt regelmäßig ein paar Nachrichten. Immerhin blieb ich so auf dem Laufenden, was Trump so mit seinen Anhängern bespricht. Doch am 1. Juli änderte sich alles. Seitdem bekomme ich bis zu zehn Mails täglch. Wirklich jeden Tag! Nicht nur vom Wahlkampfteam. Hier ist eine von Vizepräsident Mike Pence am selben Abend: Freund, Um Dir zu zeigen, wie viel Patrioten wie DU mir bedeuten, mache ich etwas, das ich noch nie zuvor getan habe. Ich veranstalte eine sehr wichtige Veranstaltung und möchte, dass DU mein besonderer Gast bist. Du musst nur bis HEUTE, 23:59 Uhr spenden und wirst automatisch eingetragen, um eine Reise zu gewinnen und mit mir zu essen. SPENDE bis 23:59 Uhr HEUTE. Es folgen erneut rote Spendenbuttons sowie die Versicherung, dass der Vizepräsident mich »wirklich treffen will«. Im Fall eines Gewinns übernehme man Kosten für Flug, Hotel und Essen, und ich darf sogar einen Gast meiner Wahl mitbringen. Ein gemeinsames Foto mit Pence wird auch geschossen. Man muss weit runterscrollen, um das Kleingedruckte zu finden. Darin steht aber Erstaunliches: »Für die Teilnahme oder den Gewinn ist keine Zahlung erforderlich.« Es ist offenbar nicht ganz legal, Treffen mit dem Vizepräsidenten zu verkaufen. Dabei las sich das etwas weiter oben noch ganz anders. Die Alternative, sich fürs Gewinnspiel einfach nur mit einer SMS anzumelden, ist jedoch fast noch gemeiner. Denn dazu ist - ebenfalls sehr klein gedruckt - zu lesen, dass ich damit meine »Zustimmung zum Empfang von Anrufen und SMS, einschließlich automatisierter Anrufe von Trumps Wahlkampf-Komitee und der gesamten Republikanischen Partei« erteile. Ich verzichte doch lieber. Wahlkampf in den USA, das bedeutet vor allem das Verbrennen riesiger Geldberge. 2016 gaben Hillary Clinton, Donald Trump, sowie die Kandidaten für den Kongress und deren Unterstützer nach offiziellen Angaben 8,8 Milliarden US-Dollar (7,7 Milliarden Euro) für Wahlwerbung aus. So viel Geld holt selbst Trump nicht aus der eigenen Tasche. Es muss also erst einmal eingesammelt werden. Waren es früher eher Großspender, die mit ihren »Hilfen« versuchten, die Politik zu beeinflussen, sind es seit Barack Obama zunehmend viele kleine Einzelspender, die für volle Kassen bei den Kandidaten sorgen. »Viel Geld hilft viel«, war jahrzehntelang die vorherrschende Meinung, da TV-Wahlwerbung teuer war und als alternativlos galt. Trump selbst hat das vor vier Jahren widerlegt: »Trump besiegte Clinton, obwohl er nur halb so viel Geld eingesammelt hatte«, titelte das Magazin »Politico« nach der Wahl. Ausgerechnet der Präsident scheint die Lektion daraus aber nicht gelernt zu haben, denn als er im zweiten Quartal nicht nur in Umfragen, sondern erstmals auch beim Spendensammeln hinter Kontrahent Joe Biden zurückfiel, hat er die Schnur an der Spambombe angezündet, die nun die Mailfächer aller Anhänger - und meins - explodieren lässt. Alles fußt auf dreisten Techniken einer Drückerkolonne: Immer habe ich nur wenig Zeit. Ich werde erst gelobt, weil ich ein toller Unterstützer war. Danach folgt das Schuldgefühl, weil ich noch nicht genug getan hätte. Noch ein Beispiel: Drei Stunden nach der letzten Mail - es ist immer noch der 1. Juli - nimmt der Präsident Kontakt auf, während über der Mail ein bedrohlicher einstündiger Countdown startet: Freund, Wow. Unsere Bewegung hat in den letzten Tagen 18 MILLIONEN Dollar eingesammelt. Patrioten aus dem ganzen Land haben sich gemeldet, als es darauf ankam, aber ich wurde darüber informiert, dass DU keiner von ihnen warst. Warum? Ich dachte, ich könnte mich darauf verlassen, dass Du uns im November zum Sieg führst. Der Wahltag ist nur noch 4 Monate entfernt. Daher habe ich mich entschlossen, Dir noch EINE CHANCE zu geben, indem ich Dein PERSÖNLICHES 500%-AUFSTOCKUNGS-ANGEBOT VERLÄNGERE. Es folgen dieselben roten Buttons und wieder das Versprechen (oder ist es eine Drohung?), dass der US-Präsident am Abend meinen Namen auf der Spenderliste suchen wird. Er hat ja sonst nichts zu tun. »Lass mich nicht im Stich!«, fleht er noch. Es dauert keine 24 Stunden, da habe ich Post von Trumps Sohn Eric im Mailfach. Offenbar bin ich auch sein »Freund«. »Wir brauchen dich jetzt«, schreibt er. Joe Biden wolle Amerika zu einer sozialistischen Nation machen. Und ich soll das offenbar verhindern, indem ich endlich spende. Eric habe seinen Vater überzeugt, mir mein schon zweimal abgelaufenes Angebot noch einmal zu unterbreiten. »Wir werden es nicht noch einmal verlängern«, lügt er. Innerhalb der nächsten Tage werden auch Newt Gingrich, ehemaliger republikanischer Vorsitzender im Repräsentantenhaus, noch zweimal Eric Trump sowie dessen Bruder Don Jr. den Präsidenten überzeugen, mir immer wieder mehr Zeit zu geben. Aber stets habe ich »NUR 1 STUNDE«. Und der Countdown fehlt auch nie. Aufgrund der Zeitverschiebung pingt mein Handy mehrfach in der Nacht. Ich wache jedes Mal auf, lese die Mails dann aber erst am Morgen. Egal, wann ein Spendenaufruf eintrifft, der Countdown startet erst, wenn ich ihn öffne. Und so wie diese Aktion wird auch jede andere zig mal ausgeschlachtet. Am 3. Juli wird etwas Neues ausprobiert. Nachts um 1:35 erhalte ich eine Einladung samt frischem Schuldgefühl: Freund, Du hast noch nicht zu unserer Bewegung beigetragen. Überzeug Dich selbst: OFFIZIELLE AKTE Unterstützer: O. Kern Spenden für die Kampagnen 2020: 0 USD Gesamtspenden: $ 0 Deshalb mache ich Dir ein einmaliges Angebot. Wenn Du deine ERSTE Spende überweist, wirst du Mitglied im Trump VIP-Club. Dein persönliches Trump-VIP-Club-Angebot ist nur bis 23:59 Uhr verfügbar. Möglicherweise bekommst Du nie wieder die Chance. Donald Trump, Präsident der USA VIP-Club! Wow! Der bietet viel: Man würde als erster Umfragen zur Kampagnenstrategie erhalten sowie Zugriff auf neue Trump-Devotionalien und E-Mails von wichtigen Leuten wie Eric Trump, Donald Jr. und dem Vizepräsidenten bekommen. Da man das alles längst schon genießt, wenn man in diesem Mailverteiler steckt, muss man sich spätestens jetzt verarscht fühlen. Jedoch ist zu befürchten, dass es viele Trump-Fans gibt, die auf so etwas hereinfallen, fünf Dollar spenden und wirklich denken, jetzt ein Trump-VIP zu sein. Allein im Juni, noch bevor dieser Spam-Wahnsinn so richtig losging, hatten der Präsident und seine Partei bereits mehr als 130 Millionen Dollar eingesammelt. In den vergangenen 24 Tagen erhielt ich mehr als 180 Mails von Trumps Wahlkampfteam. Bei den Demokraten - die haben meine Adresse auch, weil ich mir Bernie Sanders mal live anschauen wollte) waren es etwas mehr als 100. Sie haben immerhin den Anstand, mir zu erklären, für welche politischen Inhalte ich spenden soll. Bei Trump dagegen ist Politisches äußerste Mangelware. Wie will das Land die Gesundheitskrise überwinden? Oder die Talfahrt der Wirtschaft stoppen? Was plant Trump für seine zweite Amtszeit? Nichts davon wird beantwortet. Dafür glänzen die Digitalstrategen mit immer neuen Ideen, wie die Kuh noch mehr gemolken werden kann: Zuletzt konnte ich auch um ein Essen mit dem Präsidenten wettspielen. Ich erhalte ständig »spezielle« Angebote für verbilligte Hüte, Münzen und Fußabtreter. Meine Spenden würden nun sogar versechsfacht (von wem steht nie dabei). Es gibt Gold- und Platinkarten für die besten Spender (dafür reichen schon 25 Dollar). Ständig bin ich »auserwählt« oder ein »Gewinner«. Manches ist »total geheim« oder »nur für Dich!«, obwohl es sich eindeutig um Massenmails handelt. Ich bin natürlich immer einer der besten Unterstützer, obwohl ich noch nie einen Cent gespendet habe. Ich darf jetzt auch in den Top-100-Club oder kann Exekutiv-Mitglied werden. Wovon, weiß ich nicht, aber anscheinend würde ich »perfekt passen« für den Job. Zu blöd, dass ich für den nicht bezahlt werde, sondern selbst 35 Dollar berappen muss. Aber hey, das Angebot ist um zehn Dollar runtergesetzt! Mit der Zeit wird die Sprache aggressiver: »Du lässt den Präsidenten im Stich«, heißt es, oder: »Du hast versagt!« Plötzlich gehöre ich nur noch zum letzten Prozent der Trump-Helfer. Aber kein Problem, denn zum Glück reichen schon 37 Dollar, um wieder an die Spitze zu kommen. Und dann, vor wenigen Tagen, kommt diese Mail von Donald Trump jr.: Freund, Ich hasse es, Dir sagen zu müssen, dass das Angebot für den VIP-Club zurückgezogen wurde. Du hast zahlreiche Einladungen vom Team Trump, inklusive meines Vaters, bekommen, sich dem BRANDNEUEN, prestigeträchtigen Club anzuschließen. Du hast sie alle ignoriert. Über mein Gesicht zuckt ein kurzes Lächeln. Endlich: Ein Ende ist in Sicht. Präsident Trump weiß aber, dass Du immer ein starker Unterstützer warst. Daher ist er einverstanden damit, dass ich das Angebot noch einmal REAKTIVIERE. Aber nur für EINEN TAG! Mist. Höchste Zeit, den Newsletter endlich abzubestellen.
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