Die Welt schaute beim Genozid in Ruanda zu, wo innerhalb von 100 Tagen mehr als 800.000 Menschen ermordet wurden
Die Welt schaute beim Genozid in Ruanda zu, wo innerhalb von 100 Tagen mehr als 800.000 Menschen ermordet wurden / "executed-1174057" © B S K / freeimages.com

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Tödliches Schweigen - Das Versagen beim Völkermord in Ruanda

Der Völkermord in Ruanda begann nach dem Tod von Präsident Habyarimana im April 1994. Innerhalb von 100 Tagen wurden über 800.000 Menschen, hauptsächlich Tutsi und gemäßigte Hutu, von extremistischen Hutu ermordet. Die internationale Gemeinschaft griff nicht ein.

Am 6. April 1994 begann die grauenvolle Zeit des Völkermords in Ruanda, als der Präsident Juvénal Habyarimana bei einem Flugzeugabsturz unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Innerhalb von nur 100 Tagen wurden von extremistischen Hutu über 800.000 Menschen getötet, darunter Tutsi und gemäßigte Hutu. Die Welt schaute dieser Tragödie tatenlos zu, während das Massaker akribisch geplant war.

Schon vor dem Genozid gab es Hinweise auf die bevorstehende Gewalt, wie aus den Rundbriefen des evangelischen Pfarrers Jörg Zimmermann hervorgeht, der damals in Ruanda arbeitete. Kenntnis über das Massaker hatten ebenso die deutsche Botschaft in Kigali und das Auswärtige Amt, das bereits 1993 Maßnahmen für den Krisenfall plante. Trotzdem schwieg Deutschland, obwohl es einer der größten Entwicklungshilfegeber war.

Eine politische Aufarbeitung der deutschen Rolle vor dem Genozid in Ruanda steht bis heute aus. Die Autorin Sabine Wachs konnte erstmals nach 30 Jahren gesperrte Akten einsehen und geht mit Zeitzeugen aus Deutschland, Frankreich und Ruanda und Dokumenten der Frage nach: War es bewusstes Wegschauen oder eine fehlerhafte Einschätzung der Lage? In Frankreich wurde im Jahr 2021 ein Historiker-Bericht veröffentlicht, der dem Land eine "Mitverantwortung am Völkermord" zuschreibt. Dennoch leben viele Täter (Génocidaires) unbehelligt in Frankreich, da die Justiz kaum tätig wird, um dem Ganzen nachzugehen. Das franko-ruandische Ehepaar Alain und Dafroza Gauthier und ein ehrenamtliches Team sammeln seit fast 30 Jahren Beweise und haben es geschafft, Klagen einzureichen und die Täter vor Gericht zu bringen

"Tödliches Schweigen - Das Versagen beim Völkermord in Ruanda" im Überblick

Tödliches Schweigen - Das Versagen beim Völkermord in Ruanda

von Sabine Wachs

Produktion: 2024

Sendezeit Fr, 05.04.2024 | 15:00 - 16:00 Uhr
Sendung SWR Kultur "Feature"
Radiosendung