Dr. Schmidt erklärt die Welt-Logo

BildungWissenschaft & Technik

Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/schmidt

Jetzt anhören
  • im Online-Player
  • im phonostar-Player
  • Was ist das?
    Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X

Folgen von Dr. Schmidt erklärt die Welt

111 Folgen
  • Folge vom 06.03.2021
    »Wenn der Franz was versaut hat«
    Steffen, du hast dich im Gespräch der letzten Woche ein bisschen »verfranzt« ... Ja, das habe ich wohl. Ich habe das Wort in meiner Kindheit mal aufgelesen und war seither der Überzeugung, es wird mit »s« geschrieben. Aber es hat mit Fransen gar nichts zu tun. Genau. Wie uns ein Leser korrigierte, kommt es von dem schönen Vornamen Franz und aus der Frühzeit der Fliegerei. Ich habe mich nun schlaugemacht - auch ein Universalgelehrter kann schließlich nicht alles wissen: In verschiedenen Quellen fand ich, dass es wohl im Ersten Weltkrieg so richtig anfing. Nachdem man sich in der Anfangszeit, wenn man alleine unterwegs war, öfters mal verflog, hat man irgendwann beschlossen, noch einen zweiten Mann ins Flugzeug zu holen, der für die Navigation zuständig war. Den Navigator gab es in größeren Flugzeugen noch ziemlich lange. Die letzte Tu-134, von der ich weiß, dass sie noch im regelmäßigen Betrieb ist in Russland und die Kosmonauten vom Sternenstädtchen nach Baikonur bringt, fliegt immer noch mit einem Navigator. Aber wie auch immer, damals kam offenbar im Fliegerjargon auf, zumindest hier in Deutschland, dass der Pilot Emil und der Navigator Franz genannt wird. Und wenn der Franz was versaut hat, dann hatte man sich eben verfranzt. Also ein Begriff aus dem Militärischen. Es gibt ja so viele Wörter, die aus dem Militärjargon kommen - wie oft wird etwas anvisiert? Auch in der Corona-Pandemie werden fortwährend militärische Metaphern ins Feld geführt. Schon wieder! Aber nicht die Flinte ins Korn werfen! Man sieht daran, dass der Zusammenhang mit dem Militärischen in unserer Gesellschaft immer noch sehr stark ist. Andererseits kann es offenkundig einen Haufen militärischer Begriffe im Sprachgebrauch geben, ohne dass die Leute zwangsläufig zu Militaristen werden. Naja, wer nur in Fronten und Gräben denken kann ... Wir sollten unsere Sprache abrüsten. Das wäre nicht schlecht. Aber auf dem Gebiet der korrekten Sprache gibt es so viele Schlachtfelder. Wenn du da noch eins aufmachst, bist du nur noch mit Sprachkorrektur beschäftigt. Wie gelangen die Redewendungen aus dem Soldatenjargon in die Alltagssprache? Da gibt es viele Wege. Einer ist sicher, dass spätestens seit den Napoleonischen Kriegen in den meisten europäischen Ländern - und über deren Sprachen kann ich nur reden, weil ich keine Idee habe, wie das im Chinesischen oder Japanischen zugeht - die Wehrpflicht eingeführt worden ist und damit die Mehrzahl der männlichen Bevölkerung irgendwann mit dem Militärjargon konfrontiert war. Darüber sickerten Begriffe in den Alltag ein. Zudem waren die Länder recht regelmäßig in irgendwelche Konfliktsituationen verstrickt und damit spiegelte das militaristische Gerede auch die allgemeine Stimmung wider.
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X
  • Folge vom 27.02.2021
    Ist mein Handy ein Kompass?
    Stimmt es, dass man sein Smartphone als Kompass benutzen kann? In den meisten, außer in billigen, ist einer drin. Wie kann das Handy wissen, wo Norden ist? Wenn da ein Magnetsensor drin ist, kann der die Ausrichtung des Erdmagnetfelds wahrnehmen. Die nachgeschaltete Elektronik muss dann nur die Schwankungen des Magnetwerts, wenn das Gerät gedreht wird, anzeigen. Das ist bei der Kleinheit des Systems nicht super genau. Der magnetische Nordpol ist nicht konstant an einem Platz, der wandert ja ein bisschen. Aber jedes Stück Metall in der Nähe des Geräts verursacht mehr Störungen als der wandernde Pol. Kann man sich nicht auch an den Sternen orientieren? Das haben die Seefahrer getan, bevor sie einen Kompass hatten. Den Phöniziern sagt man nach, sie hätten so Teile Afrikas umsegelt. Braucht man heute noch einen Kompass? In der Seefahrt wie in der Luftfahrt. Und sei es als zusätzliche Absicherung. Kann ich mich denn mit dem Kompass in meinem Smartphone bis nach Nordberlin durchschlagen? Das könntest du machen. Du könntest aber auch einfach Google-Maps nehmen. Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass die Fähigkeit, eine Karte zu lesen, mit der Verbreitung der Smartphones schwindet. Proportional zum Aufkommen der Sprachnachricht. Die könnte irgendwann Lesen und Schreiben verdrängen, meinst du? Da wären wir dann sozusagen wieder bei dem Zustand vor Sokrates. Bloß dass dann, anders als bei Sokrates, immer noch keiner die »Ilias« auswendig könnte. Wann hast du zum letzten Mal einen Kompass benutzt? Oh, das ist verflucht lange her. Auf einer Klassenfahrt bei einer Wanderung. Da haben wir die Karte mit einem Kompass eingenordet – und uns dann trotzdem verfranst. Die Himmelsrichtung kannst du natürlich auch mit einer Zeigeruhr bestimmen. Das ist Wissen aus Pionierlagerzeiten. Im Westen dann eben aus Pfadfinder-Kontext. Na, ich war nicht dabei. Dann weißt du auch nicht, dass Nordwesten dort ist, wo die Bäume bemoost sind. Leider nein. Du würdest dich im Wald verlaufen? Ja, ohne GPS. Es ist bei uns nicht so leicht, sich zu verlaufen. Innerhalb von 20, 30 Kilometern, die man am Tag durchaus laufen kann, kommt meist ein Ort. Irgendwo fährt immer ein Auto rum.
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X
  • Folge vom 20.02.2021
    Kann man eine Strickjacke berechnen?
    In den USA hat die Forscherin Elisabetta Matsumoto eine mathematische Theorie für das Stricken entwickelt. Kannst du stricken? Nein. Wir hatten zwar in der Schule noch das schöne Fach Nadelarbeit, aber aus irgendwelchen dunklen Gründen kam bei uns Stricken nicht vor. Wir hatten nur Nähen und Sticken. Bei mir in der Schule gab es das Fach Familienhauswirtschaft, da wurde auch Nähen gelehrt. Ich habe mich ein halbes Jahr mit dem Anfertigen eines sogenannten Matchbeutels beschäftigt. Da sollte ein Paar Turnschuhe reinpassen. In meinen Beutel passte aber nur ein Portemonnaie. Und als ich es reinschob, fiel alles auseinander. Handgenäht oder mit der Maschine? Mit der Maschine genäht, aus Jeansstoff. Dafür habe ich eine 5 bekommen. Also meine bestickte Handarbeitstasche lebt noch. Die Note dafür habe ich vergessen. Vielleicht hätte mir eine mathematische Theorie gut getan? Glaube ich nicht, zumal Stricktheorie höhere Mathematik ist. Die Physikerin Matsumoto benutzte etwas, was auch für mich ziemlich unverdaulich ist: die Knotentheorie. Was ist das denn? Mathematische Knoten bestehen gewissermaßen aus Fäden ohne Anfang und Ende, in sich geschlossene Strippen. Und der Physikerin ging es darum auszurechnen, wie eine Strickmaschine eingestellt werden muss, um bestimmte Elastizitätswerte zu erreichen. Denn das ist ja der Witz am Stricken, dass du einen nicht elastischen Faden in ein Flächengebilde umwandelst, was total elastisch ist. Aber es gibt hierzulande keine Textilindustrie mehr. Doch: Es werden in Deutschland noch sogenannte technische Textilien hergestellt: Das geht von Geotextilien, die man ins Erdreich einarbeitet, um Hänge zu stabilisieren, bis zu komplizierten Formstrickereien für Hightechbauteile. Da gibt es in Sachsen und in Schwaben immer noch etliche Betriebe. Wenn ich wollte, könnte ich mir auch meine Strickjacke vorher berechnen? Vermutlich. Rechnen hilft. Ich habe mal Kugellautsprecher an der Decke aufgehängt, dabei hat mir der Kosinussatz geholfen, um rauszubekommen, wo ich ein Loch in die Wand und in die Decke bohren muss, damit die Hochtöne dann im richtigen Winkel abstrahlt werden. Und hat das geklappt? Ja. Aber wir sind dann bald wieder ausgezogen und in der nächsten Decke ließen sich die verdammten Dinger nicht befestigen. Da musste ich mir Standlautsprecher kaufen. Ich würde sagen, es lebe die Mathematik, oder?
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X
  • Folge vom 16.01.2021
    Brauchen wir künstliches Fleisch?
    In Singapur darf man jetzt Chicken Nuggets aus dem Labor essen, las ich kürzlich in unserer Zeitung. Und sie bestehen tatsächlich aus Fleisch. Aber ist das überhaupt Fleisch, wie wir es kennen? Jein. Es ist tatsächlich Fleisch aus dem Bioreaktor, präziser gesagt: aus Hühnermuskelzellen gewonnen. Und zur Tarnung ist außenrum Panade. So wie bei den Fischstäbchen. Ja, das Chicken Nugget ist sozusagen das Fischstäbchen vom Land. Es geht bei diesen Lebensmitteln um ein Fleischgemisch, wie in der Bulette. Tatsächlich kreisten bislang die meisten Versuche, Fleisch aus dem Bioreaktor herzustellen, um Hackfleisch. Denn in den USA ist der größte Teil des konsumierten Fleisches Hackfleisch. Es geht um den künstlichen Burger. 2013 gab es mal einen Burger aus Retortenfleisch, der allerdings künstlich rot eingefärbt werden musste, weil die reinen Muskelzellen, die sie da gezüchtet hatten, offenbar nicht so ganz die richtige Farbe hatten. Fleisch ohne Körper. Fast, denn alle diese Labor-Züchtungen müssen aus Stammzellen real lebender Tiere gewonnen werden. Aus diesem Grund sind sie auch nichts für Veganer. Sondern für Leute, die gerne Fleisch essen, aber dabei ein schlechtes Gewissen haben wegen der Massentierhaltung. Es ist auch eine Frage des Preises: Der Prototyp eines Kunstburgers von 2013 hatte noch Produktionskosten von bescheidenen 250 000 Euro. Die Massenproduktion drückt den Preis. Aber trotzdem ist es Genfood. Ja. An dieser Stelle wird wahrscheinlich der nächste grüne Kulturkonflikt ausbrechen. Die, die gegen die Massen- oder überhaupt die Tierhaltung sind, werden sich mit den Leuten in die Wolle kriegen, die gegen Gentechnik und Chemie sind. Denn ohne Biochemie geht da nichts. Es wird zu viel Fleisch gegessen. Seit 1990 hat sich der globale Fleischverbrauch ungefähr verdoppelt. Ein Siebentel des weltweiten Ausstoßes an Klimagasen ist der Viehwirtschaft zuzurechnen. Auch mit Fischstäbchen aus der Retorte wird sich irgendwann jemand beschäftigen müssen. Und mit dem Insektenessen. Das Insektenprotein ist sicherlich noch im Rennen - auch wenn es gegenüber dem Retortenzeugs mit einem höheren Ekelfaktor zu kämpfen hat, selbst wenn sich Fleisch aus dem Silicon Valley erst mal nicht so gut anhört. Und der Beruf des Metzgers stirbt aus. Wie auch der des Bäckers. Das liegt wahrscheinlich in beiden Fällen daran, dass alles, was mit Lebensmitteln zu tun hat, in unserer Gesellschaft erstaunlich schlecht bezahlt ist.
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X