In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft wählen immer mehr Menschen den Weg durch den Dschungel von Darién. Der tropische Regenwald markiert die Grenze zwischen Süd- und Nordamerika. Die Passage gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt.
In der kolumbianischen Gemeinde Acandi ist die Migration in Richtung USA zum wichtigsten Wirtschaftszweig geworden, auch die lokalen Drogenbarone verdienen mit.
Aufbruch ist noch vor Sonnenaufgang: Menschen beladen mit Rucksäcken, Wasserkanistern, manche mit Kleinkindern auf dem Arm. Sie waten durch Flüsse, kämpfen sich matschige Hänge empor. Bald zieht sich der Menschenstrom in die Länge, die Schwächsten bleiben zurück.
Bis zur Grenze mit Panama brauchen die meisten etwas mehr als einen Tag, sie werden dabei begleitet von kolumbianischen Schleppern. Auf panamaischer Seite sind sie danach für mehrere Tage auf sich allein gestellt. Viele werden im Darién ausgeraubt. Manche brechen erschöpft zusammen.
Dennoch wählen immer mehr Migrierende diese Route Richtung Norden, letztes Jahr waren es mehr als eine halbe Million. In den Auffanglagern am Rio Tuqueza sammeln sich jene, die es durch den Dschungel geschafft haben. Bis zur Grenze der USA liegt noch ein mehrere tausend Kilometer langer Weg vor ihnen, auch er voller Risiken.
Juan aus Venezuela ist unterwegs mit Frau und drei Söhnen. Er sagt: «Wir müssen für das Wohl unserer Kinder sorgen. Zuhause gibt es keine Arbeit, der Staat verfolgt dich. Ich werde mich nicht aufhalten lassen, bis ich es geschafft habe». Andere kommen aus Ecuador, aus Haiti, ja selbst aus Afghanistan oder China. Sie alle träumen von einem neuen Leben in Würde in den USA.
Die Reportage.

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«International» befasst sich wöchentlich mit internationaler Politik und Gesellschaft. Seit 1978 am Radio und von Anbeginn auch online. Reportagen, Analysen und Geschichten zur internationalen Aktualität, meist erzählt von Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen von Radio SRF.
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Folge vom 08.06.2024Darién – auf der «Todesroute» Richtung USA
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Folge vom 01.06.2024Erwartungen an Europa auf der Euro-Velo-Route Verdun-MaastrichtAm Wegrand der Euro-Velo-Route von Verdun nach Maastricht stehen vor den Europawahlen manchmal grosse Erwartungen an Europa und häufig enttäuschte Hoffnungen. Jacques Delors, der legendäre französische Präsident der EU-Kommission, soll einmal gesagt haben, dass Europa wie Velofahren sei. Europa müsse immerzu vorwärtsfahren, um nicht umzufallen. Delors verordnete der EU darum ein riesiges Reformprogramm, festgehalten 1992 im umstrittenen EU-Vertrag von Maastricht. Mit diesem wurde die Europäische Union gegründet, so wie wir sie in den Grundzügen heute kennen. Dank Maastricht hat Europa ein Gesicht erhalten. Dank Maastricht wissen viele Bürgerinnen und Bürger aber auch, wie weit in der EU zuweilen Anspruch und Wirklichkeit auseinanderliegen. Maastricht ist auch die Geburtsstadt der Euroskepsis. Am 9. Juni wählen rund 400 Millionen EU-Bürgerinnen und Bürger ein neues EU-Parlament. Die Zusammensetzung der 720 Abgeordneten wird einen Hinweis darauf geben, welche Europapolitik sich die Wählenden in den nächsten fünf Jahren wünschen. Die bevorstehenden Europawahlen sind eine gute Gelegenheit, entlang dem Flusslauf der Maas zu radeln. Von Verdun nach Maastricht. Um zu erfahren, wo Europa, die EU, die europäischen Zusammenarbeit, in der Gunst seiner Wählerinnen und Wähler aktuell steht. Ist Europa immer noch ein Friedensprojekt? Oder steht Europa primär für einen deregulierten Binnenmarkt? So viel sei verraten: Am Wegrand der Euro-Velo-Route von Verdun nach Maastricht stehen grosse Erwartungen an Europa, aber auch viele enttäuschte Hoffnungen.
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Folge vom 25.05.2024Südafrika: Die Regenbogennation am ScheidewegNach dem Ende der Apartheid hoffte die Schwarze Bevölkerung Südafrikas auf ein besseres Leben. Doch nach 30 Jahren Dauerherrschaft der einstigen Freiheitsbewegung ANC stehen gerade die, die von der ANC-Politik mit profitiert haben, vor der Frage, was zählt mehr: Die Vergangenheit oder die Gegenwart? Es war 1994, als Südafrika die Wahl von Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes bejubelte. Seither bestimmt dessen ANC, der African National Congress, die Politik des Landes. Er schaffte die diskriminierenden Gesetze ab, die die schwarze Bevölkerungsmehrheit während Jahrzehnten zu Menschen zweiter Klasse degradiert hatten. Schwarze Südafrikanerinnen und Südafrikaner wurden gezielt gefördert, etwa in der Wirtschaft oder beim Staat. Historische Ungerechtigkeiten sollten überwunden werden. Seither ist jener Teil der Gesellschaft gewachsen, der sich aus der Armut hat befreien können: Die Schwarze Mittelschicht. Es sind Menschen wie Selina, Thapama und Pearl aus Soweto – südwestlich von Johannesburg - einst eine Hochburg des Widerstands gegen das weisse Apartheid-Regime. Alle drei sind vorangekommen im Leben. Und hadern doch mit dem Zustand ihres Landes. Korruption auf allen politischen Ebenen, hohe Kriminalität, grosse Arbeitslosigkeit - es läuft heute vieles schief in Südafrika. Der Alltag mit wiederkehrenden Ausfällen von Strom und Wasser ist bisweilen eine Zumutung. Und manchmal auch eine existenzielle Gefahr. Jetzt steht das Land erneut vor einer richtungsweisenden Wahl. Bei den Parlamentswahlen vom 29. Mai könnte der ANC um ersten Mal seit 30 Jahren auf nationaler Ebene seine absolute Mehrheit verlieren. Und gerade Menschen wie Pearl, Thapama, Selina und viele aus dem Schwarzen Mittelstand, müssen sich fragen: Was zählt mehr: Die Vergangenheit? Oder die Gegenwart?