Öl hat Saudi-Arabien reich gemacht. Doch das Ende der bisherigen Geldquelle ist absehbar. Mit einer Reihe von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformen will sich das Königreich daher für die Zukunft rüsten. Die Frage ist: Kann das gelingen?
«Vision 2030» heisst das Reformpaket. Es soll die Saudische Gesellschaft modernisieren, die Abhängigkeit vom Öl reduzieren sowie ausländische Investitionen anlocken. Der Kopf hinter der «Vision 2030» ist Kronprinz Mohammed Bin-Salman, der starke Mann der absolutistischen Erbmonarchie.
Seit er an der Macht ist, hat es eine Reihe von Liberalisierungen gegeben. Frauen dürfen wieder Autofahren, in Kinos und Cafés dürfen neu unverheiratete Frauen und Männer gemeinsam Zeit verbringen. Auch auf dem Arbeitsmarkt dürfen Frauen mittlerweile in Berufen arbeiten, die bis vor ein paar Jahren nur den Männern offen standen.
Während viele, vor allem junge Frauen in den urbanen Zentren, die Reformen begrüssen, kritisieren Aktivistinnen, dass dabei vielmehr wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen statt die Stärkung von Frauenrechten. Sie verweisen auf die weiterhin inhaftierten Aktivistinnen. Tempo und Inhalt der Reformen würden von oben, von Mohammed Bin Salman, vorgegeben.
Ihm geht es dabei auch um die langfristige Machtsicherung des Königshauses. Saudi-Arabien ist eine absolutistische Erbmonarchie, freie Meinungsäusserung ist nicht möglich. Bisher garantierten die Öleinnahmen vielen Saudis ein angenehmes Leben in Wohlstand, im Gegenzug wurde der Herrschaftsanspruch der Königsfamilie nicht in Frage gestellt.
Damit dies in Zukunft so bleibt versucht Mohammed Bin Salman die Wirtschat breiter aufzustellen. Immense Investitionen in die Unterhaltungsindustrie sollen – gemeinsam mit den gesellschaftlichen Liberalisierungen – seine junge Bevölkerung bei Laune halten. Das alles gehört genauso zu seiner «Vision 2030» wie der Bau futuristischer Städte mitten in der Wüste und weitere fantastische Grossprojekte.
All das ist bisher erst ein Versprechen für eine glänzende Zukunft, und für das Königshaus auch eine grosse Wette. Geht sie auf, so soll die Erbmonarchie noch lange Zeit weiterbestehen. Im Gegenzug soll die Bevölkerung weiterhin am wirtschaftlichen Reichtum teilhaben können.