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Lob der Bürokratie: Das unsterbliche Milieu der Verwaltung
Im theoretischen Diskurs wird oft argumentiert, dass die Verwaltung durch digitale Automatisierung bedeutungslos wird; in der Praxis zeigt sie jedoch eine erstaunliche Beständigkeit. Verwaltungen sind soziokulturelle Nischen mit bemerkenswerter Stabilität.
Vor drei Jahrzehnten versprach Microsoft das papierlose Büro, und heutzutage soll Künstliche Intelligenz sämtliche menschlichen Verwaltungsprozesse − von der Erfassung bis zur Beglaubigung von Dokumenten − automatisieren. Aber würde dieser Ansatz der komplexen Natur der Verwaltung wirklich gerecht werden? Vermutlich nicht.
Anhand der Überlegungen von Niklas Luhmann lassen sich Verwaltungsprozesse als selbstreferentielle Systeme verstehen: Tätigkeiten um ihrer selbst willen, Effizienz ohne die Erstellung von Produkten. Jeder Vorgang wird akribisch für die Nachwelt festgehalten!
Obwohl sich jeder gelegentlich über die Verwaltung − ihre bürokratische Sprache, endlosen Formulare, festen Fristen, und rigiden Beschlüsse − ärgert, ist es schwer vorstellbar, dass sie jemals verschwinden könnte. Selbst der altmodische Stempel, das urtümlichste Werkzeug der Verwaltung, bleibt unersetzlich. Vielleicht gedeihen im stillen Milieu der Verwaltung, wo Leistungsdruck und Wettbewerb durch feste Karrierestufen gemildert werden, sogar verborgene Schätze? Es liegt an uns, sie zu entdecken.
"Lob der Bürokratie: Das unsterbliche Milieu der Verwaltung" im Überblick
Lob der Bürokratie: Das unsterbliche Milieu der Verwaltung
von Florian Felix Weyh
Produktion: 2024
Sendezeit | Sa, 09.11.2024 | 18:04 - 19:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk Kultur "Feature" |