Es war ein "Erdbeben für die Musikstadt Hamburg" (so der Interessensverband Clubkombinat), als der Kiez-Club Molotow Ende 2023 die Kündigung erhielt. Statt Beats und Indierock soll hier künftig ein Boutique-Hotel ein Publikum anlocken, das sicher nicht hauptsächlich der Underground-Clubs wegen auf die Reeperbahn strömt.
Die verzweifelte Suche des Molotow nach einer neuen, inzwischen vierten Bleibe wird zum Fanal für die Clublandschaft Hamburgs, das so stolz auf seine lange Popkulturgeschichte ist. Auch andere Clubs mussten kürzlich Baumaßnahmen weichen: die Indieszene unter der Sternbrücke unter der Schanze ist Geschichte. Astra-Stube und Fundbureau wurden immerhin schon fündig nach einem Ersatzstandort. Ganz woanders, nahe den Deichtorhallen.
"Ein harter Schlag", so benennt Kultursenator Carsten Brosda das Ende des Molotow und regt Lösungen an. Doch er weiß auch aus seiner Zeit im Ruhrgebiet, das einen starken Strukturwandel durchgemacht hat: "Es gehört zur Clubkultur, dass Neues entsteht." Doch zu welchem Preis und an welchem Ort? Und steckt hinter dem Clubsterben, das auch in Rothenburgsort oder Wilhelmsburg eingesetzt hat, mehr als Investorengebaren und Gentrifizierung? "Die Kultur hat Long Covid", attestierte DER SPIEGEL. Ist also das eingangs erwähnte Erdbeben also auch ein Nachbeben der Corona-Pandemie?
16.000 Jobs schafft die Hamburger Musikbranche - wie viele davon sind durch das Clubsterben in Gefahr?
Ein Nachtclub ÜberPop mit den Gästen Andi Schmidt vom Molotow, Daniel Höötmann von der Astra-Stube, Luna Twiesselmann vom Fundbureau, dem Cubkombinat Hamburg und Kultursenator Carsten Brosda.