Mit einem neuen Gesetzentwurf will die Bundesregierung sogenannte SLAPP-Klagen – also missbräuchliche Klagen gegen Journalisten und NGOs – eindämmen. Im Interview mit Tichys Einblick äußert sich der Staatsrechtler und Jurist Ulrich Vosgerau, der selbst regelmäßig gegen Medien klagt, kritisch zu dem Vorhaben. Er bezeichnet die geplante Regelung als juristisch unausgereift und in der Praxis kaum anwendbar. Die zentrale Schwäche: Das Gesetz ignoriere das einzig objektiv prüfbare Kriterium – die offensichtliche Unbegründetheit einer Klage – und stütze sich stattdessen auf schwer überprüfbare Motive der Klägerseite. Wie soll nachgewiesen werden, dass eine Klage ausschließlich dazu dient, der Gegenseite hohe Kosten zu verursachen?
Auch die politischen und gesellschaftlichen Implikationen bewertet Vosgerau als problematisch. Er sieht in der SLAPP-Gesetzgebung eine Tendenz der Bundesregierung, ihr nahestehende NGOs zusätzlich juristisch gegen Kritik aus der Bevölkerung abzuschirmen. Kritik an Journalist:innen oder Nichtregierungsorganisationen könnte so leicht abgewehrt und deren Handeln gerichtlicher Kontrolle entzogen werden – denn wer klagt, muss künftig damit rechnen, für vermeintlich missbräuchliche Klagen sanktioniert zu werden.
NachrichtenPolitikWirtschaft
Podcasts von Tichys Einblick Folgen
Podcasts des Magazins “Tichys Einblick” mit Kommentaren und Interviews zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft - und dem werktäglichen "TE Wecker"
Folgen von Podcasts von Tichys Einblick
500 Folgen
-
Folge vom 31.07.2025Bundesregierung schützt NGOs: Vosgerau warnt vor SLAPP-Missbrauch
-
Folge vom 30.07.2025TE Wecker am 31.07.2025USA: Paukenschlag in der Klimapolitik +++ USA: Paukenschlag in der Klimapolitik +++ Vorsicht Schwindel: Das Berliner Schuldenkarussel +++ Zwei Oberlandesgerichte verbieten Gendersprech +++ Vorsicht vor Schultoiletten in Berlin +++ Heute Ballweg-Urteil in Stuttgart +++ TE Energiewendewetter +++ Webseite: https://www.tichyseinblick.de
-
Folge vom 29.07.2025TE Wecker am 30.07.2025Willkommen im neuen Schuldenstaat: Milliardenlücke im Haushalt 2026 +++ Willkommen im neuen Schuldenstaat: Milliardenlücke im Haushalt 2026 - wenn 950 Milliarden Einnahmen nicht reichen +++ AfD greift NGO-Förderung an: „Sumpf trockenlegen“ +++ Ferien? Für viele unerschwinglich +++ BBC-Skandal: Einseitige Gaza-Berichterstattung angeordnet +++ Satire für Linke, Anklage für Rechte? Vosgerau über die neue Justiz +++ Starmer wie ein Lehrling – Trump demontiert Briten-Premier +++ TE Energiewendewetter +++ Webseite: https://www.tichyseinblick.de
-
Folge vom 29.07.2025Clanland Deutschland: Kontrollverlust steht bevor - und ist politisch verursachtDeutschland steht vor einem sicherheitspolitischen Problem: Clankriminalität und organisierte Gewalt sind in vielen deutschen Städten zur Realität geworden. In diesem Interview spricht Maximilian Tichy mit Manuel Ostermann, Polizist und stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Die Zahlen sind alarmierend: Allein den drei größten Clans in Deutschland werden mehrere zehntausend Mitglieder zugerechnet. Das Milieu der organisierten Kriminalität dürfte insgesamt mehrere hunderttausend Personen umfassen. Die Straftaten sind spektakulär: Mitglieder des sogenannten Remmo-Clans brachen in das Grüne Gewölbe in Dresden und das Bode-Museum in Berlin ein. Ihre Beute: fast 140 Millionen Euro in Gold und Diamanten. Im Zuge der Ermittlungen gegen den Abou-Chaker-Clan zog das Finanzamt Berlin 58 Wohnungen ein – sie stehen im Verdacht, Teil eines Geldwäsche-Netzwerks zu sein. Dem Miri-Clan gelang es sogar, einen Spitzel in die Anti-Geldwäsche-Behörde des Innenministeriums einzuschleusen. Zeit, die entscheidenden Fragen zu stellen: Wie konnte es so weit kommen? Und wie kann die Polizei wieder die Kontrolle über die Straßen zurückgewinnen? Ostermann stellt klar: Die Polizei handelt längst nicht mehr proaktiv – sie kann nur noch reagieren. An vorausschauende Gefahrenabwehr ist kaum noch zu denken.