You can make it if you try! Diese Formel ist breit akzeptiert, ebenso der Glaube, dass wer zu Erfolg und Wohlstand kommt, das auch verdient. Michael Sandel, einer der erfolgreichsten Philosophen, sagt: Das stimmt nicht und ist sogar gefährlich für die Gemeinschaft. Barbara Bleisch hakt nach.
Wer hat in unserer Gesellschaft Erfolg – und warum? Unter dem gesellschaftlich unumstrittenen Mantra «Wer hart arbeitet, kann alles erreichen» haben wir gelernt zu glauben, dass jeder genau das bekommt, was er oder sie verdient. Die Nutzniesser dieses Systems, das Erfolg auf Leistung und Talent zurückführt, gehen davon aus, dass sie ihren Erfolg verdienen, weil sie sich angestrengt haben. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass diejenigen, die am System scheitern, selbst schuld sind. Das Resultat: Verlierer des Systems wenden sich zunehmend gegen die Eliten unserer Gesellschaften und empfinden die Leistungsgesellschaft als Tyrannei. Michael Sandel, Professor an der Harvard Universität und einer der erfolgreichsten Philosophen der Gegenwart, hat genau zu dieser These ein Buch verfasst. Im Gespräch mit Barbara Bleisch erklärt er: Statt den Einzelnen für den Wettbewerb zu rüsten und an einer trennenden Ethik des Erfolgs festzuhalten, sollten wir die Würde der Arbeit wieder ins Zentrum der gesellschaftlichen Debatte rücken und an einer Politik des Gemeinwohls arbeiten, die allen zugutekommt.