Die #Stimmlagen beschäftigen sich mit dem Medikamentmangel in Apotheken und dem Arbeitsmarktzugang für Migrant*innen. Aus der FROzine Redaktion von Radio FRO in Linz.
Medikamentenmangel und kein Ende in Sicht
Manche Medikamente sind nicht oder nur verzögert lieferbar. Dieser Zustand herrscht in Österreich schon seit Jahren, spitzt sich aber gerade jetzt, wo vermehrt Menschen erkranken, weiter zu. Monika Aichberger, die Vizepräsidentin der oberösterreichischen Apothekerkammer, klärt im Gespräch mit Aylin Yilmaz über die verschiedenen Ursachen auf.
Medikamente werden an wenigen Standorten für den gesamten Markt hergestellt. Penicillin zum Beispiel, ein Inhaltsstoff von Antibiotika, wird nur an zwei Standorten produziert. Einer davon in Österreich. Abgewandert sind viele Firmen wegen der billigeren Produktionskosten. Aichberger meint, dass man Europa als Standort wieder attraktiv machen müsse, um den Medikamentenmangel zu entschärfen. Da sei auch die Politik gefragt, die bis jetzt zu dieser Problematik geschwiegen hat. Aichberger
Teilweise ist auch das Problem, dass die Verpackungen nicht lieferbar sind und ohne der passenden, zugelassenen Verpackung dürfen Medikamente nicht ausgegeben werden.
Es bringt aber auf keinen Fall etwas, jetzt Medikamente wie Schmerzmittel auf Vorrat zu kaufen. Die Versorgung kann noch gewährleistet werden und bunkern würde die Situation für alle nur verschlimmern. Apotheker*innen geben teilweise die gewohnten Medikamente in anderen Darreichungsformen, flüssig statt einer Tablette zum Beispiel, ab, das würde Menschen verunsichern. Dafür gibt es aber keinen Grund, Apotheker*innen sind darauf geschult, die richtigen Wirkstoffe in der richtigen Menge zu verabreichen. Aichberger betont auch, dass es nicht für jeden grippalen Infekt ein Antibiotikum bräuchte. Rezeptfreie Arzneimittel helfen in den meisten Fällen auch.
Es gibt Ärzte, die uns berichten, dass Patienten total unzufrieden sind, wenn sie in eine Ordination kommen, eine Untersuchung bekommen und dann werden sie mit einem Nicht-Antibiotikum aus der Ordination entlassen. Es gibt so den Glauben, dass wenn ich einen Infekt habe, dann brauche ich unbedingt antibiotische Behandlung. Das ist in vielen Fällen gar nicht der Fall.
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Arbeitsmarktzugang für Migrant*innen
Am 18. Dezember hat der internationale Tag der Migrant*innen stattgefunden. Anlässlich dazu gab es ein OnlineGespräch von Diskurs – Das Wissenschaftsnetz. Daniel Schönherr vom Sora Institut hat einen Input gehalten mit dem Titel „Ausländische Beschäftige am Arbeitsmarkt. Zwischen Systemrelevanz und Exklusion”. Darin hat er die Studie vorgestellt, die SORA im Auftrag von der Arbeiterkammer Wien durchgeführt hat. Er ist auch auf die allgemeinen Hürden, die Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft erleben, eingegangen. So wie das Einbürgerungsgesetz, was seit 2006 immer mehr verschärft wurde.
Die Studie sieht sich an, wie Integration am Arbeitsmarkt in Österreich in der Realität funktioniert. In manchen Branchen stellt sich heraus, dass dort ein Großteil von Menschen arbeitet, die keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. Oftmals In sogenannten “systemrelevanten Berufen”. Diese gehen auch oft mit schlechter Bezahlung und unregelmäßigen Arbeitszeiten einher. Die folgenden Diagramme stammen aus Schönherrs Vortrag.
Auch am Arbeitsplatz erfahren Beschäftige ohne Staatsbürgerschaft Nachteile. Wenig Wertschätzung und schlechte Aufstiegschancen bemängeln viele von ihnen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass ca. ein Drittel von Beschäftigen ohne österreichische Staatsbürgerschaft strukturell am Arbeitsmarkt benachteiligt werden. Auch wenn man Faktoren wie Ausbildung, Alter, Geschlecht, Branche miteinbezieht.
Wenn jetzt diese Schlechterstellung nicht zu 100% durch Dinge wie Beruf, Ausbildung, Geschlecht, Alter usw. erklärt werden kann, dann bleibt am Ende eigentlich nur eine Erklärung über, nämlich dass ausländisch Beschäftige am Arbeitsmarkt hierzulande strukturell diskriminiert werden.
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#Stimmlagen ist das gemeinsame Infomagazin der Freien Radios in Österreich. Kritisch und informativ spüren die Freien Radios in Österreich die Stimmlagen auf, die andernorts nicht zu hören sind. Produziert wird das Infomagazin #Stimmlagen von folgenden Redaktionen und Radiostationen: VON UNTEN bei Radio Helsinki (Graz) ANDI bei Radio Orange (Wien) FROzine bei Radio FRO (Linz) unerhört! bei der Radiofabrik (Salzburg)
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Folge vom 22.12.2022Medikamentenmangel in Österreich
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Folge vom 15.12.2022Erde brennt! – Unibesetzung Graz | Proteste gegen nationalen Aktionsplan Behinderung | IG24 gegen ScheinselbstständigkeitErde brennt! – Hörsaalbesetzung in Graz Am Montag dem 12.12.22 wurde nach Wien, Innsbruck und Salzburg nun auch die Grazer Universität besetzt. Die Forderungen reichen von lokalen und nationalen Themen bis hin zu globalen Herausforderungen, die miteinander verknüpft werden. Einerseits wird das Bildungsministerium aufgefordert den Universitäten die, durch die Teuerungen notwendige Budgeterhöhung im vollen Ausmaß bereitzustellen. Andernfalls wäre mit kalten Hörsälen und ausfallenden Lehrveranstaltungen zu rechnen. Der Erhalt einer qualitätsvollen Lehre und Forschung ist laut den Besetzer:innen notwendig um gegen die Klimakrise Antworten bereitzustellen und Menschen einen Bildungsweg zu ermöglichen, um das Ausmaß und die Zusammenhänge der multiplen Krisen auch zu verstehen. Im ersten Beitrag hört ihr einen Mitschnitt des ersten Tages der Besetzung, an dem erklärt wird wieso die Studierenden nun auch die Grazer Universität besetzen. Erde brennt! gibt es in ganz Österreich, hier findet ihr alle Infos und Termine rund um die österreichweiten Besetzungen. Alles rund um die Grazer Besetzung erfahrt ihr auch auf Instagram. Gen Z | Nach Y kommt Z war am ersten Tag der Besetzung dabei. Hier könnt ihr alle Beiträge nachhören. Der Beitrag wurde von Tamara Ussner gestaltet. Proteste gegen den nationalen Aktionsplan Behinderung „Wir können garnicht anders als gegen diesen Aktionsplan zu protestieren“ – Klaus Widl (Präsident des österreichischen Behindertenrates) Valerie von der VON UNTEN Redaktion hat mit Rudolf Kravanja (Präsident des ÖZIV Bundesverbands) darüber gesprochen wieso Menschen mit Behinderungen speziell unter den multiplen Krise leiden, und wo Maßnahmen wie der „nationale Aktionsplan Behinderung“ gar keine Verbesserungen bieten, aber auch was getan werden müsste um Menschen mit Behinderungen uneingeschränkter am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Der Beitrag wurde von Valerie Quade gestaltet. IG24 gegen Scheinselbstständigkeit Die IG24 ist die Interessensvertretung der 24-Stunden-Betreuer:innen in Österreich. Sie ziehen nun vor Gericht. Formal arbeiten 24-Stunden-Personenbetreuer:innen fast immer als selbstständige Unternehmer:innen, sind jedoch an Vermittlungsagenturen gebunden. Oft verfügen die Betreuer:innen über keine eigenen Betriebsmittel, und häufig enthalten die „Vermittlungsverträge“ auch Konkurrenzklauseln und Wettbewerbsverbote, die typischerweise Inhalte von Dienstverträgen sind. Das macht die ohnehin prekäre Arbeitssituation von 24-Stunden-Betreuer:innen noch schwieriger. Nun zieht die IG24 deshalb jedoch vor Gericht. VON UNTEN war bei der Diskussionsveranstaltung in der Schwarzen Raupe dabei. Hier könnt ihr die IG24 über eine Crowdfunding-Kampagne bei ihrer Klage unterstützen. Hier findet ihr mehr Informationen zum Gerichtsprozess. Der Beitrag wurde von Nikita Reichelt gestaltet.
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Folge vom 06.12.2022Im Stillen Gedenken – Protestaktion zu Femiziden#STIMMLAGEN 08.12.2022 #Stimmlagen ist das gemeinsame Infomagazin der Freien Radios in Österreich. Diese Sendung gestaltete die Redaktion von ANDI, dem alternativen Nachrichtendienst von Orange 94.0 in Wien. Sendungskoordination: Margit Wolfsberger, Foto: Klara Brunnsteiner Novembergedenken in Wien: Light of Hope und Aspangbahnhof | Eine Kunstperformance für Barrierefreiheit und Inklusion | Trans* Day of Remembrance | Im Stillen Gedenken – Protestaktion zu Femiziden Novembergedenken in Wien: Light of Hope und Aspangbahnhof Jedes Jahr am 9. November wird in Wien der Novemberpogrome 1938 gedacht. Neben der Gedenkveranstaltung des offiziellen Österreich bei der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte gibt es auch zahlreiche Veranstaltungen aus der Zivilgesellschaft. Seit 2012 gedenken etwa die Jugendorganisationen der Israelitischen Kultusgemeinde unter dem Titel Light of Hope; seit 1994 wird auch jährlich am Platz der Opfer der Deportation, dem Standort des ehemaligen Aspangbahnhofs, erinnert. Stefan Resch stellt mit Tonmaterial von Gerhard Kettler Eindrücke beider Veranstaltungen vor. Eine Kunstperformance für Barrierefreiheit und Inklusion Philipp Mürling ist Künstler und Student der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Seit Semesterbeginn im Oktober 2022 protestiert er in Form einer Kunst-Performance jeden Tag vor dem Haupteingang am Schillerplatz – für Barrierefreiheit und Inklusion. Am 21. November gab Mürling ein Interview für Radio Orange. Obwohl die umfassenden Renovierungsarbeiten des Gebäudes im Juli 2021 geendet haben, wird nur das Minimum der Barrierefreiheit gewährleistet. Der Haupteingang kann nur von Personen betreten werden, die im Stande sind, eine Treppe auch zu benutzen. Doch die Protestaktion scheint die ersten Wirkungen zu zeigen, denn am 23. November wurde vom Vizerektor für Infrastruktur und Nachhaltigkeit der Akademie eine Meldung mit Entwicklungen im Bereich der Barrierefreiheit verschickt. Dazu gab er für Radio Orange eine Stellungnahme ab. Beitragsgestaltung: Dolores Šurlina Trans* Day of Remembrance Seit einigen Jahren wird am 20. November der sogenannte „Transgender Day of Remembrance“ (zu Deutsch: „Tag der Erinnerung an die Opfer von Trans*feindlichkeit“) begannen, um an die transgender Opfer transphober Gewalttaten zu erinnern und um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Beitragsgestaltung: Stefan Resch Im Stillen Gedenken – Protestaktion zu Femiziden Am Donnerstag, den 24.11.2022, setzte die zivilgesellschaftliche Kampagnenorganisation Aufstehn am Wiener Minoritenplatz ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. 30 Kreuze wurden symbolisch für die heuer bereits 30 Frauen, die einem Femizid zum Opfer fielen, aufgestellt. Es war auch als Protestaktion gegen die Untätigkeit der Politik gedacht und daher am Minoritenplatz vor der Sektion III für Frauen und Gleichstellung ausgeführt. Beitragsgestaltung: Klara Brunnsteiner