Der russische Angriff auf die Ukraine hat die vor allem in Deutschland erhoffte regelbasierte, wertegestützte und normgetriebene Weltordnung in weite Ferne gerückt. Von einem institutionalisierten Vertrauen, das durch wechselseitige wirtschaftliche Abhängigkeit gestützt wurde, haben wir uns in ein generalisiertes Misstrauen hineinbewegt, das durch verstärkte Aufwendungen für militärische Fähigkeiten getragen ist.
Aber der 24. Februar dieses Jahres ist nicht das einzige Ereignis, das die Vorstellungen von einer friedlichen Weltordnung beschädigt hat. Die Bilder vom Flughafen in Kabul beim Rückzug der westlichen Streitkräfte stehen für die Absage an die Bereitschaft des Westens, seinen Vorstellungen von Menschenrechten globale Geltung zu verschaffen. Der Westen hat die afghanischen Frauen ihrem Schicksal überlassen. Er zieht sich in seine eigene Hemisphäre zurück, während sich China überwiegend mit wirtschaftlicher Macht und Russland mit militärischer Gewalt neue Einflusssphären verschaffen. Die Weltordnung, die im Entstehen begriffen ist, wird eine der großen Mächte mitsamt ihrer Einflusssphären und Peripherien sein. Was aber heißt das für die EU und Europa?
Dieser zentralen Fragestellung wollen wir uns am Abend des 12. Septembers widmen. Der Berliner Politikwissenschaftler Prof. Dr. Herfried Münkler wird uns dabei aber nicht nur die vielschichtigen Hintergründe zur aktuellen Lage erläutern, sondern auch die großen Herausforderungen benennen, vor welchen Europa und damit wir alle gemeinsam stehen. Denn die Bewertung der weltpolitischen Lage berührt auch die Frage, wie wir in Zukunft eigentlich leben wollen. Oder sollten wir besser fragen: Wie wir noch leben können?
Prof. Dr. Herfried Münkler ist Prof. em. für Theorie der Politik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Titel seines Vortrags lautet: "Nach dem Ukrainekrieg: Der Wandel der Weltordnung und die Folgen für Europa". Er sprach am 12.9.2022 in der Katholischen Akademie in Bayern.

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Dokumentierte Vielfalt hören von Veranstaltungen der Katholischen Akademie in Bayern. Referate, Diskussionen und Gespräche zu Themen, die Kirche und Gesellschaft interessieren: Expertinnen und Experten haben das Wort.
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Folge vom 10.09.2024Herfried Münkler: Der Wandel der Weltordnung und die Folgen für Europa
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Folge vom 05.08.2024Gespräch zum Thema 'Die sozial-ökologische Transformation - als Chance für Wirtschaft und Unternehmen begreifen'Kontrovers aber konstruktiv diskutierten Vertreter:innen aus Wirtschaft, Gewerkschaft und Wissenschaft am 14. Mai 2024 die sozial-ökologische Transformation. Auf Einladung der Katholischen Akademie und der Deutschen Kommission Justitia et Pax ging es um die Fragen, wie Wirtschaft und Unternehmen die unvermeidlichen Änderungen als Chance begreifen, wie Wohlstand erhalten oder sogar vermehrt werden kann oder ob nicht doch auch Verzicht nötig ist. Die sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zielt auf ein gutes Zusammenleben aller Menschen in der Gegenwart und Zukunft unter Wahrung der planetarischen Grenzen ab. Der „Umbau des Schiffes auf hoher See“ (Otto Neurath) ist dabei keine unerreichbare Aufgabe, sondern eine realistische Zukunftsoption. Die Transformation hin zu einer CO2-neutralen Wirtschaft lässt dabei keinen Haushalt und kein Unternehmen in Deutschland unberührt. Wie kann diese sozial-ökologische Transformation gelingen? Die mit der Transformation verbundenen Herausforderungen und Chancen für die Wirtschaft und für Unternehmen wurden auch mit den Teilnehmer:innen im Rahmen des Podiumsgesprächs „Die sozial-ökologische Transformation – als Chance für Wirtschaft und Unternehmen begreifen!“ reflektiert und diskutiert. Die Veranstaltung eröffnete die ab jetzt jährlich stattfindende Reihe „Forum for Future and Transformation“. Dabei werden unterschiedliche Dimensionen der sozial-ökologischen Transformation mit Vertreter:innen aus der Wirtschaft analysiert und diskutiert werden. Das Gespräch zum Thema 'Die sozial-ökologische Transformation - als Chance für Wirtschaft und Unternehmen begreifen' fand am 14.5.2024 in der Katholischen Akademie in Bayern statt. Nach der Begrüßung durch Dr. Martin Dabrowski, Studienleiter, Katholische Akademie in Bayern, und der Einführung durch Dr. Jörg Lüer, Deutsche Kommission Justitia et Pax, diskutierten auf dem Podium: - Dr. Thomas M. Fischer, Allfoye Managementberatung GmbH - Dr. Marcel Pietsch, PNZ-Produkte GmbH – Manufaktur für ökologischen Holzschutz und natürliche Wandfarben - Bernhard Stiedl, Deutscher Gewerkschaftsbund Bayern - Dr. Sonja Stuchtey, The Landbanking Group – for the Value in Nature - Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Professor für Sozialwissenschaften und Wirtschaftsethik, Hochschule für Philosophie München Moderation: Anja Keber, Wirtschaftsredakteurin, Bayerischer Rundfunk. Die Katholische Akademie in Bayern ist eine selbstständige kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts. Die bayerischen Bischöfe haben die Akademie 1957 als unabhängige Denkwerkstatt gegründet und finanzieren sie bis heute, ohne auf ihre Arbeit Einfluss zu nehmen. Mit ihrer Satzung erhielt sie den Auftrag, „die Beziehungen zwischen Kirche und Welt zu klären und zu fördern“. Unser Themenspektrum umfasst Religion und Politik, Naturwissenschaft und Technik, Geschichte und Philosophie, Kunst und Kultur.
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Folge vom 15.07.2024Herfried Münkler und Jean Asselborn diskutieren die neue multipolare WeltordnungIn ihren Referaten analysierten der bekannte Politikwissenschaftler Herfried Münkler und der ehemalige luxemburgische Außenminister und Vollblut-Europäer Jean Asselborn, welche Risiken die sich dramatisch veränderte Weltlage - besonders, aber nicht nur für die EU - mit sich bringt. Auf dem Podium am 10.4.2024 in der Katholischen Akademie in Bayern diskutierten sie im Rahmen dieses Beitrags das Thema mit dem Publikum; Moderation: Martin Dabrowski, Studienleiter bei der Katholischen Akademie in Bayern.