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NachrichtenKultur & Gesellschaft

Auf den Tag genau

Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.

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Folgen von Auf den Tag genau

1658 Folgen
  • Folge vom 31.08.2024
    Kulturkampf um den Bubikopf
    Der Bubikopf – er war, je nach gesellschaftlicher Gruppe, vor einhundert Jahren vielleicht ein wenig das, was heute die Gendersprache ist: Akt der Emanzipation, Untergang des Abendlandes, heißumkämpftes Terrain im Kulturkampf. Auch der sich hinter dem etwas prätentiösen Pseudonym I.C.H. verbergende, mutmaßlich männliche Autor vermag sich im Hamburger Fremdenblatt vom 31. August 1924 nicht von einigen klischeehaften Vorbehalten und mitunter derben Sexismen zu lösen, versucht die Sache aber insgesamt zumindest mit Ironie zu betrachten. Warum ausgerechnet der moderne Kurzhaarschnitt dem liebevollen Kuss in den Nacken im Weg stand und weshalb der Bubikopf angeblich nicht zum feuchten Hamburger Klima passte, erfahren wir von Rosa Leu – oder auch nicht.
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  • Folge vom 30.08.2024
    Der Rundfunk als achte Großmacht
    Die Faszination der Zeitungslandschaft für das Radio, die nach der „Geburtsstunde des deutschen Rundfunks“ am 29. Oktober 1923 Fahrt aufnahm, lässt sich sehr gut allein dadurch dokumentieren, dass zahlreiche Tageszeitungen eigene Rubriken für das Radioprogramm und Entwicklungen auf dem Gebiet einrichteten. Wie sehr den Redakteur*innen dabei bewusst war, dass das Radio den Zeitungen den Rang als das zentrales Informationsmedium ablaufen würde, ist nicht ganz klar zu fassen. Sehr deutlich positioniert sich Karl Lerbs im Hamburger Echo vom 30. August 1924, wo er den Rundfunk zur achten Großmacht proklamiert. Der Bremer Schriftsteller, Drehbuchautor und Übersetzer überträgt damit den Einfluss, der sich in Bezug auf die freie Presse in der Formulierung „Die Vierte Gewalt“ ausdrückte, auf das Radio, indem er es neben die sieben Großmächte der Zwischenkriegszeit (Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien, USA, Frankreich und die Sowjetunion) stellte. Lerbs schrieb hier in einer sozialdemokratischen Zeitung und kann auch sonst zu der Zeit als eher politisch liberal bezeichnet werden. Er arrangierte sich allerdings später mit dem NS-Regime, für das er etwa beim Pressedienst der NSDAP arbeitete. Seine Überlegungen zum Rundfunk liest für uns Frank Riede.
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  • Folge vom 29.08.2024
    Goethe zum halbrunden Geburtstag
    Kafka, Schönberg, Caspar David Friedrich, Kant, Puccini, Marco Polo – dass 2024 auch Johann Wolfgang von Goethe mit seinem 275. einen zumindest halbrunden Geburtstag feiert, geht angesichts der vielen sonstigen Jubilare fast ein wenig unter. Vielleicht weil einige der Jahrestage vor einhundert Jahren noch nicht begangen wurden, war das 1924 ein klein wenig anders. Zumindest am 28. August selbst und zumindest in Weimar rüstete man durchaus zu gewissen Feierlichkeiten, über die uns das Hamburger Echo vom Folgetag, dem 29. August, ausführlich unterrichtet. Vieles klingt nach einem fröhlichen, volkstümlichen Fest – „Zufrieden jauchzet groß und klein“ –, nur ein paar chauvinistische Töne trüben die gute Stimmung. Rosa Leu hat sich für uns in Weimars „buntes Gewimmel“ gestürzt.
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  • Folge vom 28.08.2024
    Im Reichstag flogen die Fäuste
    Die Reichstagswahlen vom Mai 1924 hatten die politischen Ränder gestärkt. Um satte 10,5 auf 12,6 Prozent hatte auf der Linken die KPD zugelegt, um 4,5 auf 19,5 Prozent die DNVP auf der Rechten; mit 6,6 Prozent war die NSFP, eine völkische Sammlungsbewegung mit Überschneidung zur NSDAP, erstmals in den Reichstag eingezogen. Folge war ein sehr viel rauerer Umgangston im Parlament – in dem, wie wir dem Hamburger Fremdenblatt vom 28. August entnehmen, auch schon einmal buchstäblich die Fäuste flogen. Wer gegen wen, ist dem Artikel nicht wirklich zu entnehmen. Dafür eine bemerkenswerte Einigkeit der politischen Ränder in ihrer Ablehnung der Beschlüsse des eben ausgehandelten Londoner Abkommens zur Regelung der deutschen Reparationszahlungen. Dass diese tatsächlich mitursächlich werden sollte für Neuwahlen bereits im Dezember 1924, aus denen dann die politische Mitte gestärkt hervorging, ist eine andere Geschichte. Es liest unser Parlamentskorrespondent Frank Riede.
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