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NachrichtenKultur & Gesellschaft

Auf den Tag genau

Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100 Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist, als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.

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Folgen von Auf den Tag genau

1660 Folgen
  • Folge vom 29.08.2024
    Goethe zum halbrunden Geburtstag
    Kafka, Schönberg, Caspar David Friedrich, Kant, Puccini, Marco Polo – dass 2024 auch Johann Wolfgang von Goethe mit seinem 275. einen zumindest halbrunden Geburtstag feiert, geht angesichts der vielen sonstigen Jubilare fast ein wenig unter. Vielleicht weil einige der Jahrestage vor einhundert Jahren noch nicht begangen wurden, war das 1924 ein klein wenig anders. Zumindest am 28. August selbst und zumindest in Weimar rüstete man durchaus zu gewissen Feierlichkeiten, über die uns das Hamburger Echo vom Folgetag, dem 29. August, ausführlich unterrichtet. Vieles klingt nach einem fröhlichen, volkstümlichen Fest – „Zufrieden jauchzet groß und klein“ –, nur ein paar chauvinistische Töne trüben die gute Stimmung. Rosa Leu hat sich für uns in Weimars „buntes Gewimmel“ gestürzt.
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  • Folge vom 28.08.2024
    Im Reichstag flogen die Fäuste
    Die Reichstagswahlen vom Mai 1924 hatten die politischen Ränder gestärkt. Um satte 10,5 auf 12,6 Prozent hatte auf der Linken die KPD zugelegt, um 4,5 auf 19,5 Prozent die DNVP auf der Rechten; mit 6,6 Prozent war die NSFP, eine völkische Sammlungsbewegung mit Überschneidung zur NSDAP, erstmals in den Reichstag eingezogen. Folge war ein sehr viel rauerer Umgangston im Parlament – in dem, wie wir dem Hamburger Fremdenblatt vom 28. August entnehmen, auch schon einmal buchstäblich die Fäuste flogen. Wer gegen wen, ist dem Artikel nicht wirklich zu entnehmen. Dafür eine bemerkenswerte Einigkeit der politischen Ränder in ihrer Ablehnung der Beschlüsse des eben ausgehandelten Londoner Abkommens zur Regelung der deutschen Reparationszahlungen. Dass diese tatsächlich mitursächlich werden sollte für Neuwahlen bereits im Dezember 1924, aus denen dann die politische Mitte gestärkt hervorging, ist eine andere Geschichte. Es liest unser Parlamentskorrespondent Frank Riede.
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  • Folge vom 27.08.2024
    Leserbrief zur Nacktkultur
    Anfang der 20. Jahre des 19. Jahrhunderts findet die sich seit der Jahrhundertwende verbreitende Freikörperkultur einen höheren Organisationsgrad mit dem 1923 erfolgten Zusammenschluss zahlreicher FKK-Vereine zur „Arbeitsgemeinschaft der Bünde deutscher Lichtkämpfer“. Bereits 1920 hatte der erste offizielle Nacktbadestrand auf Sylt geöffnet, am Motzener See bei Berlin entstand eine regelrechte Kolonie des Nacktbadens, das auch als „Schwedisches Baden“ bezeichnet wurde. Natürlich regte sich in konservativen Kreisen auch Gegenwehr gegen die Freikörperkultur, die sich nicht nur in medizinischen und juristischen Zeitschriften oder im Feuilleton äußerte, sondern auch in den „Chat-Foren“ von vor 100 Jahren: in den Leserbriefen, die in den Zeitungen abgedruckt wurden. Beim Hamburger Anzeiger hieß die entsprechende Rubrik „Sprechsaal“, und in diesem finden wir in der Ausgabe vom 27. August eine Zuschrift, in der das Nacktbaden verteidigt wird. Rosa Leu verleiht dem alten Wanderer ihre Stimme.
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  • Folge vom 26.08.2024
    Rheingold - Neueinstudierung an der Dammtorstraße
    Volle zehn Jahre hatten die Bayreuther Festspiele seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 pausiert, um bei der Wiederaufnahme des Festspielbetriebs im Sommer 1924 sogleich einen mittleren Eklat zu provozieren: In Anwesenheit zahlreicher prominenter Figuren der rechts-völkischen Szene wie etwa Erich Ludendorff geriet die Premiere der Meistersinger am 22. Juli zu einem Manifest nationalistischer Gesinnung, als das versammelte Publikum die berühmt-berüchtigte Schlussansprache des Hans Sachs wider den ‘welschen Tand‘ mit dem stehend gesungenen Deutschlandlied beantwortete. Ähnliche Reaktionen waren in Hamburg natürlich nicht zu verzeichnen, als wenige Wochen später im dortigen Stadt-Theater an der Dammtorstraße, dem Vor-Vorgängerbau der heutigen Hamburgischen Staatsoper, eine ähnlich lang ersehnte Neueinstudierung des Ring des Nibelungen über die Bühne ging. Berührungspunkte mit Bayreuth gab es indes hinsichtlich der Besetzung. Walter Soomer aus Leipzig, der in Bayreuth 1924 mehrere große Basspartien gesungen hatte, etwa war in Hamburg als Wotan engagiert. Und in durchaus etwas kurios anmutender Weise widmete der Kritiker des Hamburger Fremdenblattes, bei dem es sich vermutlich um Heinrich Chevalley handelt, am 26. August 1924 fast seine gesamte Rezension des Rheingold dieser Personalie. Es liest Frank Riede.
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