Wisst ihr, wann der Urknall war? Wir schon, sogar auf die Minute genau. Österreich, Linz, 9.9.1999. Der kleine Zeiger steht auf der neunten Stunde, der große auf Minute 9. Und es hat Boom gemacht! Habemus SOMA. Sichtlich stolz erzählt uns Gerhard Steiner, Gründungsmitglied und Präsident von SOMA Österreich & Partner, von den Anfängen und dass man mit den SOMA Sozialmärkten damals ein völlig neues Konzept geschaffen habe. Bis dahin gab es keine Ideen, die Themen Armut, Lebensmittel und Verschwendung sinnvoll in ein Konzept zu gießen. Gerhard Steiner und sein philosophierender Freundeskreis wurden damals von Ihren Frauen dazu aufgefordert, nicht nur gescheit zu reden, sondern endlich zur Tat zu schreiten. Die Aufforderung dürfte also Wirkung gezeigt haben. Die Gründer kamen vornehmlich aus Industrie und Handel und wussten genau, wovon sie da diskutierten. Sie sahen die Lebensmittelabfälle, die in den 90er Jahren in rauen Mengen anfielen. Weil sie so nahe dran waren, kannten sie auch viele der Ursachen, warum Lebensmittel gar nicht erst beim Endkonsumenten landen konnten. Und sie sahen auch jene Menschen, die sich einen normalen Einkauf im Handel nicht leisten konnten. „Man kommt nicht als Gutmensch auf die Welt“, sagt Gerhard Steiner sinngemäß, auch er nicht. Und so war auch ihr Ansatz nicht vorrangig von Güte getragen, sondern vielmehr maximal pragmatisch angelegt. Handel und Industrie nahmen die Idee auch sofort gut auf, nicht zuletzt, weil man gut vernetzt war. Jeder hatte was von der Idee, Win-Win, sagt Steiner. Handel und Industrie konnten sich Kosten bei der Entsorgung sparen. Und die Kunden von SOMA konnten zu deutlich niedrigeren Preisen ausreichend einkaufen. Und von dem Geld, dass sie dann vielleicht noch übrig hatten, konnten sie im Handel jene Dinge besorgen, die sie bei SOMA nicht bekommen hatten. Beim Thema Armut ringt Gerhard Steiner jedoch plötzlich um seine Worte und man merkt, dass hier nicht nur ein wortgewandter Optimierer vor uns sitzt. Man könne mit SOMA keine Armut bekämpfen, Armut sein ein konstantes Phänomen und werden in den nächsten Jahren wohl eher noch zunehmen, so Steiner sinngemäß. Besondern im Zuge von Klimawandel und Energiewende sieht er nicht nur eine Chance für neue „Green Jobs“, sondern auch eine ernstzunehmende Gefahr für den Verlust vieler Arbeitsplätze und somit oft auch für neue Armut. Ein vielschichtiges Gespräch mit vielen neuen Perspektiven auf die Lebensmittel-Wertschöpfungskette. Von Acker in der Landwirtschaft bis zum Regal im Sozialmarkt und darüber hinaus, hängt alles zusammen. Mal über eine Kette, mal mit einem Faden und manchmal auch (noch) unerkannt.
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