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Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/schmidt

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Folgen von Dr. Schmidt erklärt die Welt

111 Folgen
  • Folge vom 12.03.2022
    Flüssiggas als Retter in der Not?
    Im Zuge des Ukraine-Krieges wird mal wieder Flüssiggas angepriesen, am besten direkt aus Amerika. Was ist davon zu halten? Nicht viel, fürchte ich. Einerseits sind die USA bei Flüssiggas nicht so groß, wie uns manche Leute weismachen wollen. Die sind bei Flüssiggas nur der sechstgrößte Exporteur - mit deutlichem Abstand zu den zwei Spitzenreitern. Und wer ist der größte? China? Ach wo! Die mögen vielleicht große Kunden sein, aber das war’s. Katar ist der größte Flüssiggas-Exporteur. 2018 hatten die einen Weltmarktanteil von knapp 28 Prozent. Und was mich noch mehr erstaunt hat: Auf Platz zwei ist Australien mit circa 20 Prozent. Australien? Die kommen in unseren europäischen Überlegungen wahrscheinlich nicht vor, weil die wahrscheinlich vor allem asiatische Länder beliefern. Japan zum Beispiel kann Erdgas praktisch nur per Schiff importieren, und das ist eben Flüssiggas. Und da ist Australien der Lieferant der Wahl. Ist das nicht sehr aufwendig, Flüssiggas mit Schiffen zu transportieren? Der Transport ist das kleinste Übel, egal ob das Gas aus den USA, aus Nigeria, Algerien, Katar oder sonst woher kommt. Wenn das Gas erst mal flüssig ist, hat es eine sehr hohe Energiedichte. Die Schiffe können sogar mit dem ausgasenden Gas angetrieben werden. Und auch eine Pipeline frisst Energie und braucht vor allen Dingen beim Bau eine Menge Material. Allein in den beiden Nordstream-Pipelines liegen über vier Millionen Tonnen Stahl auf dem Grund der Ostsee. Nicht zu reden von den Pipelines an Land. Und außer den Gaspipelines aus Russland gibt es ja noch welche aus Nordafrika nach Spanien und aus Aserbaidschan bis nach Italien. Was spricht dann gegen Flüssiggas? Der Schwachpunkt ist die Verflüssigung. Wenn du ein Gas verflüssigen willst, musst du es entweder sehr stark komprimieren oder sehr stark abkühlen. Und stark abkühlen heißt bei Erdgas auf minus 163 Grad Celsius. Deshalb frisst allein die Verflüssigung 10 bis 25 Prozent des gesamten Energiegehalts des Ausgangsgases. Und in den USA wird ja auch viel Erdgas mit Fracking gewonnen. Ist das nicht besonders umweltschädlich? Das Verfahren ist riskant für das Trinkwasser vor Ort. Und beim Fracking entweicht wahrscheinlich deutlich mehr Methan als bei herkömmlichen Gaslagerstätten - schlecht fürs Klima. Das Umweltbundesamt hat vor zwei Jahren in einer Kurzstudie keinen umweltpolitischen Pluspunkt bei Flüssiggas gefunden. Es wäre nur nützlich, um die Lieferantenstruktur zu diversifizieren. Dann kann niemand mehr so leicht den Hahn zudrehen ... Ich hoffe stark, dass das nicht so bald passiert. Unser Block wird mit Erdgas beheizt. Und als Mieter kann ich daran nichts ändern.
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  • Folge vom 05.03.2022
    Was ist der Gender Data Gap?
    Was hat es mit dem Gender Data Gap, also der Geschlechter-Datenlücke in der Medizin auf sich? Das ist eine komplizierte Sache, wobei das Wort nicht sehr klug gewählt ist. Das englische Wort »gender« beschreibt ja eher die sozial-psychologische Seite des Geschlechts und nicht die biologische, um die es bei diesem Thema eigentlich geht. Der Unterschied von biologischen Männern und Frauen ist in vielerlei Hinsicht nicht nur die Statur, sondern vor allen Dingen der Stoffwechsel. Dadurch, dass biologische Frauen ein ganz anderes Hormonsystem haben und das in einem nennenswerten Teil des Lebens zyklisch verläuft, gibt es Unterschiede dabei, wie Medikamente verstoffwechselt werden, wie Krankheiten auftreten und in welcher Häufigkeit. Und wenn man sich anschaut, seit wann es überhaupt erst Frauen im Medizinstudium gibt – das fing ja im Prinzip auch erst Ende des 19. Jahrhunderts ganz vereinzelt an. Insofern beschäftigte sich wahrscheinlich ein recht großer Teil der Medizingeschichte mit männlichen Patienten und damit mit einer eher männlichen medizinischen Norm. Wenn die Medizin die männliche Anatomie oft als Standard sieht, was hat das denn konkret für Konsequenzen? Ein bekanntes Beispiel ist die Symptomatik bei Herzinfarkten, die sich bei Männern und Frauen unterscheidet. Viele Ärzte, deren Ausbildung schon ein paar Jahre her ist, wissen das schlicht und ergreifend nicht, und demzufolge wird so mancher Herzinfarkt bei Frauen so spät wahrgenommen, dass die Behandlung dann mit einem sehr viel schlechteren Ergebnis und oftmals auch tödlich verläuft. Auch bestimmte Medikamente wirken bei Frauen schlechter oder müssen anders dosiert werden. Selbstbestimmung wider die Natur? Transgeschlechtliche Menschen können sich ihr Geschlecht nicht aussuchen Woran liegt es denn, dass in der Vergangenheit in medizinischen Studien hauptsächlich cis Männer mitgemacht haben? Gewohnheit ist ein Grund, aber auch die Kosten. Cis Männer werden bestenfalls durch Alterszuordnungen oder Vorerkrankungen unterschieden. Aber bei Frauen weiß man, dass es erhebliche Unterschiede gibt, je nachdem in welcher Zyklusphase sie sind und auch in den verschiedenen Altersgruppen vor und nach der Menopause. Aber die aktuelle Forschungslage hat sich auch zum Positiven geändert. Ich habe unlängst eine Studie gelesen, dass die Covid-19-Erkrankungen mit schweren Nebenwirkungen häufiger auftreten bei Frauen nach den Wechseljahren. Wahrscheinlich wegen des veränderten Östrogenspiegels. In der EU ist es so, dass die biologisch männlichen und weiblichen Probanden bei den Zulassungsstudien sich repräsentativ so verteilen müssen, wie die Krankheit bei Männern und Frauen auftritt. Das gilt natürlich nur bei den Fällen, die über ein ordentliches Genehmigungsverfahren laufen. Was bei Vorstudien passiert, die in der privaten Wirtschaft gemacht werden, steht dahin. Es ist natürlich schon mal ein echter Fortschritt, aber bis sich das in der Praxis niederschlägt, das dauert dann wahrscheinlich – so träge, wie das System ist – Jahrzehnte.
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  • Folge vom 19.02.2022
    Wer hat den Meter erfunden?
    Neulich fragte mich mein erwachsener Sohn, ob ich wüsste, wann der Kilometer erfunden worden wäre. Ich hatte leider keine Antwort. Hast du eine? Die eigentliche Erfindung ist der Meter, ohne Kilo. Der war wie so manches eine Errungenschaft der Französischen Revolution. Die schuf einen Zentralstaat, der regionale Unterschiede möglichst nivellieren wollte, vor allem auf den Märkten: Zoll, Fuß, und Elle - und nicht zu vergessen die Meile, um auf den Kilometer zurückzukommen. Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich ansatzweise ein internationaler Markt, zumindest bei Luxusgütern. Da wurde natürlich die Frage interessant: Wofür bezahle ich eigentlich mein Geld? Deshalb haben sie ein einheitliches Maß beschlossen. Wer ist »sie«? Das Revolutionsparlament auf Vorschlag der französischen Akademie der Wissenschaften. Es sollte der zehnmillionste Teil der Strecke zwischen dem Nordpol und dem Äquator sein. Natürlich hat das damals kein Mensch komplett vermessen. Nur eine Strecke von Nordfrankreich bis Barcelona auf demselben Längengrad - und das hochgerechnet. Da gleichzeitig Revolution und Bürgerkrieg war, wurde erst 1791 ein provisorischer Urmeter gemacht und ein paar Jahre später der endgültige, der heute noch in Frankreich im Archiv liegt. Unter Napoleon wurde er im Ausland verbreitet, hat sich aber erst Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzt, als der internationale Warenaustausch ein einheitliches Maßsystem zwingend voraussetzte. Kopien des Urmeters wurden verschenkt? Verlost. Die Dinger waren doch recht kostspielig, sie wurden aus wirklich edlem Material gemacht: 90 Prozent Platin, 10 Prozent Iridium, beides ordentlich teure Edelmetalle. Man verloste 30 Kopien an die 17 Staaten, die der sogenannten Meterkonvention beigetreten waren. Je eine Kopie ging an Preußen und an Bayern. Nach der Reichsgründung 1871 sind sie bei der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin gelandet und während des Zweiten Weltkriegs nach Thüringen ausgelagert worden. Auf diese Weise verblieben alle beide in der DDR. Die BRD ging leer aus? Ja, aber glücklicherweise hatte der Nachbarstaat Belgien auch je einen Meterprototyp für den flämischen und den wallonischen Teil gewonnen, sodass sie denen einen abkaufen konnten. Allerdings misst inzwischen keiner mehr mit dem Ding. 1960 wurde der Meter auf eine Naturkonstante umgestellt und seit 1983 anhand der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum berechnet. Warum? Weil so ein metallener Prototyp doch nicht hundertprozentig konstant bleibt. Wie groß bist du? Ich? 1,96 Meter, morgens jedenfalls. Wow, du bist deine eigene Norm sozusagen. Nee, für eine Norm wäre das doch ein ziemlich krummer Wert.
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  • Folge vom 05.02.2022
    Erdgas und Tomaten
    In den Niederlanden gibt es eine Krise bei Blumenproduzenten, weil die nicht mehr die Energiekosten für ihre Gewächshäuser bezahlen können. Das betrifft nicht nur die Blumenproduzenten, sondern alle, die dort Landwirtschaft in Gewächshäusern betreiben. Besteht nicht fast das halbe Land aus Gewächshäusern? Ganz so schlimm ist es nicht, aber wenn man nachts im Anflug auf den Flughafen Amsterdam-Schiphol unter sich blickt, dann sieht man riesige erleuchtete Flächen. Dort wächst das Zeug nahezu rund um die Uhr in Gewächshäusern. Das muss erwärmt und beleuchtet werden, und das ergibt einen erheblichen Energiebedarf. Und wenn die Energiepreise sich wie 2021 bei Erdgas verdreifacht haben und du hast keinen langfristigen Vertrag, dann trifft dich natürlich der Schlag. Das liegt doch daran, dass heute Stromhandel betrieben wird. Pfff - Strom wurde immer schon gehandelt, Gas auch. Nur gab es früher Monopole, die auch zum Monopolpreis verkauft haben, zum Beispiel Stadtwerke. Die mussten keinen Profit machen. Je mehr aber die Energieversorgung in private Hände gerät, desto teurer wird es langfristig - trotz Wettbewerb. Die Niederländer haben noch ein Problem: Das Erdgas aus der Nordsee wird langsam alle. Da zeigt sich, dass die ganzen schönen Debatten über Erdgasleitungen, die wir als Druckmittel benutzen würden - wollen - sollen, etwas utopisch sind. Warum? Jetzt klagen alle, dass wir nicht weiter südlich die Erdgas-Pipeline Nabucco durch die Türkei und die Balkanländer gebaut haben, über die die EU aserbaidschanisches Erdgas hätte beziehen können. Aber was, bitte schön, unterscheidet den Diktator in Aserbaidschan von Putin und dem Präsidenten der Türkei, wo die Erdgasleitung durchgeht? Die einen Politschurken werden eben auch so genannt, bei den anderen geschieht es bestenfalls hinter vorgehaltener Hand. Ja, das ist nicht konsistent. Es gibt noch eine weitere Scheinheiligkeit: Wenn man beispielsweise im Winter aus Marokko - die Konkurrenz zum Gewächshaus - Agrarprodukte importiert, dann kommen die teilweise aus einem Gebiet, das Marokko okkupiert hat: der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara. Da redet kein Mensch drüber. Übrigens: Der Ertrag von Tomaten in den Niederlanden liegt um den Faktor zehn über dem anderer Produzenten. Und sie brauchen dafür nur einen Bruchteil des Wassers und weniger Pestizide. Und ihre Tomaten schmecken mittlerweile besser als vor 20 Jahren. Die haben sich einfach an der Nachfrage orientiert. Und je reifer eine Tomate geerntet wird, desto mehr Aroma kann sie haben. Der alte Witz, dass Jesus aus Wasser Wein gemacht hat und die Niederländer aus Wasser Tomaten, geht nicht mehr. Auch die aromatischste Tomate besteht hauptsächlich aus Wasser.
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