Ich kann mich nie entscheiden zwischen den Duschgels »High Vitality« und »Happy Freshness«. Was empfiehlst du?
Da bin ich genauso ratlos, weil die im Prinzip, was die Waschfähigkeit angeht, das Gleiche enthalten. Was sie unterschiedlich macht, ist die Beimischung an Duftstoffen. Die Ratlosigkeit versuche ich dadurch zu bekämpfen, dass ich daran rieche. Aber auch das ist oftmals nicht von Erfolg gekrönt, offenbar ist meine Vorstellung von einem angenehmen Duft nicht massentauglich.
Dass Badezusätze für die Wanne entspannen oder sonst was, kann ich mir noch vorstellen. Aber in den zwei, drei Minuten, die unser Wirtschaftsminister zum Duschen empfohlen hat ...
Das Vollbad selber tut entspannungstechnisch nur einen Teil. Dazu kommen die Duftstoffe. Es gibt Gerüche, die uns anregen, solche, die uns beruhigen – und solche, die uns aufregen, natürlich auch. Inzwischen habe ich den Verdacht, es gibt von letzteren die meisten. Die Haut selber wird nur eingeweicht. Und von waschaktiven Komponenten entfettet.
Also kommt der Effekt bei einem Vollbad durch den Geruch zustande? Ich dachte, das ist eher so wie Einreiben.
Nee. Wenn du zum Beispiel ein Erkältungsbad nimmst, dann ist da mit ziemlicher Zuverlässigkeit Thymian drin, im Wesentlichen als ätherisches Öl, und damit sind wir in der Duftstoffecke. Wobei einige der ätherischen Öle eben auch antibakteriell wirken.
Und beim Duschen? Duschgel ist doch an sich auch nur Seife.
Jein. Du hast im Duschgel waschaktive Substanzen, aber das sind meist keine Seifen. Seife ist ja eine spezielle Chemie. Das sind Verbindungen von Fettsäuren mit Alkalimetallen. Steht auch häufig drauf, dass das Zeug seifenfrei ist oder nicht alkalisch. Offenkundig hat es unsere Haut lieber, wenn es etwas Richtung Säure geht.
Oder pH-neutral, so wie Wasser.
Wie reines Wasser. Wenn Salze drin gelöst sind, kann es auch in die eine oder andere Richtung tendieren. Unser Trinkwasser in Berlin ist zwischen neutral und leicht basisch, denke ich, weil wir viel Kalzium drin haben. Aber da, wo ich herkomme, in Bad Elster, gibt es eine Mineralquelle, die sich Elstersäuerling nennt. Deren Wasser schmeckt leicht säuerlich, was im Wesentlichen auf Kohlensäure zurückgeht. Das gibt es bei therapeutischen Bädern häufig auch, dass CO2 dazukommt. Ob das allerdings durch Säure oder die Bläschen belebt, weiß ich nicht. Übrigens, die Idee, sich mit Öl zu reinigen, ist nicht so neu. Was wir an Schmutz auf der Haut haben, ist in der Regel im Hautfett. Das kriegst du auch mit Öl ab, weil alle Fette in Fett löslich sind.
Aber wenn man so ein Duschöl nimmt, schäumt es trotzdem ein bisschen.
Dann hast du Tenside drin, also waschaktive Substanzen.
Und die trocknen die Haut wieder aus.
Dann ist ein Entfettungseffekt zu gewärtigen. Gemeint ist ja nicht, dass der Haut das Wasser entzogen wird, sondern dass Fett entzogen wird, was dann das Austrocknen begünstigt. Die normale Haut ist von einer dünnen Schicht Hautfett, das aus den Talgdrüsen kommt, und abgestorbenen Hautschuppen überzogen, die eine Art Schutzschicht darstellen. Und darin ist dummerweise auch der Dreck.
Wogegen schützt die Schutzschicht?
Gegen Stoffe, Gase aus der Luft und natürlich gegen Wasser. Die Haut ist nicht nur unser größtes Organ, sie ist gewissermaßen der äußere Schutzmantel des Körpers. Nur der Wärmeschutz fehlt, weil uns das Fell im Verlaufe der Evolution verloren gegangen ist, das die näheren Verwandten im Dschungel noch haben. Die Haut hat vielfältige Funktionen, die man mit zu viel, zu heiß und zu seifig duschen beschädigen kann.
Wie ist es mit gar nicht duschen?
Für die Haut nicht unbedingt schädlich. Es wird nur auf die Dauer etwas geruchsintensiv. Und diese Gerüche gelten nicht als angenehm. In früheren Jahrhunderten war man da weniger empfindlich.