Vor fünfzig Jahren starb die Dichterin Ingeborg Bachmann nach einem Brandunfall in ihrer Wohnung in Rom. Eine Vertraute ihrer letzten Lebensjahre, die Lyrikerin Christine Koschel, veröffentlichte 2014 ein Protokoll der Zeit zwischen Unfall und Ableben. Nicht die schweren Verbrennungen hatten zu Bachmanns Tod geführt, sondern ihre Tablettenabhängigkeit, da den Ärzten der Name des Psychopharmakons verschwiegen wurde.
Die Familie fürchtete um den Ruf der berühmten Dichterin, das Ärztepaar, das Bachmann mit dem Medikament versorgt hatte, schwieg aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen. Erst im letzten Augenblick gaben sie den Namen „Seresta" preis, da war es zu spät. Einige Freunde erstatteten später Anzeige: Bachmann sei ermordet worden. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Mord war es nicht, jedoch: „Man stirbt an dem, was mit einem angerichtet wird", so Ingeborg Bachmann. Das Feature verwebt Christine Koschels Erinnerungen, ergänzt und relativiert durch andere Quellen, mit der Stimme Bachmanns zu einem Bild der Dichterin an der Schwelle des Todes. Sie starb am 17.Oktober 1973. (Produktion ORF 2022)