„Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ – so hat bekanntlich der US-amerikanische Historiker und Diplomat George F. Kennan den Ersten Weltkrieg bezeichnet. In vielerlei Hinsicht markiert er eine einschneidende Zäsur der deutschen und europäischen Geschichte.
Im August 1914 – mitten in einer Epoche des unbedingten Fortschrittsglaubens – entzündete er sich. Die machtpolitischen Gegensätze der hochgerüsteten europäischen Großmächte entluden sich mit ungeahnter Wucht, blutige Materialschlachten bis dahin nicht gekannten Ausmaßes und zermürbende Stellungskriege wurden Sinnbilder des Großen Krieges.
Tiefgreifende Erschütterungen aller bisherigen Lebenswirklichkeiten waren die Folgen: Die machtpolitische Dominanz Europas endete, und die europäische Landkarte wurde grundlegend verändert. Drei Kaiserreiche verschwanden, neue Staaten entstanden, und aus revolutionären Umstürzen gingen neue Regierungssysteme hervor.
Wie hatten am Vorabend des Krieges die politischen Konstellationen in Europa ausgesehen? Welche Haltung nahmen die Katholiken und ihre Kirche ein, die sich im noch nicht lange zurückliegenden Kulturkampf deutlich gegen das preußisch dominierte Kaiserreich profiliert hatten? Und wie ist ein Verständnis dessen möglich, was durch den Ersten Weltkrieg angerichtet wurde, in dem die Ordnungen, Normen, Werte und Erfahrungen der alten Zeit vor 1914 aus den Fugen gerieten und schlagartig zerbrachen?
Fragen und Erinnerungen, die 100 Jahre später überraschend aktuell anstehen.
Prof. Dr. Andreas Holzem, Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, Universität Tübingen, referierte zum Thema >„...wenig gebetet, aber heißer als je“ - Katholiken im Ersten Weltkrieg< am 17.03.2014 in der Katholischen Akademie in Bayern.