Die russischen Großunternehmer sind ein Ziel der Sanktionen. Nun beginnen einige, sich von Putin zu distanzieren.
Die ersten russischen Milliardäre sprechen sich gegen Putins Kurs im Ukrainekrieg aus. So etwa der russische Aluminium- und Stromkonzernbesitzer Oleg Deripaska. Obwohl man ihn gebeten habe, es nicht zu tun, betonte er auf dem Krasnojarsker Wirtschaftsforum am Donnerstag, dass er für Frieden sei. Damit ist er laut Moskau-Korrespondent André Ballin nicht allein: „Ganz vorsichtig wünschen sich einige Oligarchen mittlerweile Frieden, aber ohne dabei Putin persönlich anzugreifen.“
Doch haben die Oligarchen Russlands Macht und Mittel, um ihren Präsidenten umzustimmen? Abwegig ist das nicht, wie Ballin in der aktuellen Folge Handelsblatt Today gesagt hat: „Die Oligarchen könnten ihn theoretisch zu einem gewissen Einlenken bewegen." Je länger der Krieg dauert, desto größer seien auch die wirtschaftlichen Verluste. Irgendwann sei Putin gezwungen, Kompromisse einzugehen.
Außerdem: Immer mehr westliche Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück. Neben Apple, den Energiekonzernen Shell und BP und dem Sportartikelhersteller Nike geben auch deutsche Konzerne ihre Geschäfte mit Russland auf. So hat unter anderem der Autohersteller BMW seine Produktion in und den Export nach Russland gestoppt. Adidas beliefert nicht mehr den russischen Fußball- und Puma nicht mehr den Basketballverband. Auch Playmobil möchte seine wirtschaftlichen Verbindungen zum Kreml kappen, trotz eines geplanten Umsatzes von zehn Millionen Euro.
Doch dass sich Unternehmen aus Russland zurückziehen, ist laut Unternehmensredakteur Michael Scheppe ein bekanntes Phänomen: „In zehn Jahren hat sich fast die Hälfte aller deutschen Firmen aus dem russischen Markt zurückgezogen, und ich glaube, der Trend wird sich fortsetzen.“ Ein gravierender Verlust würde der deutschen Wirtschaft dadurch nicht entstehen: „Selbst wenn wir den Geschäftsbetrieb mit Russland komplett einschränken, würde das Deutschland weniger als ein Prozent des BIP kosten.“
Einige Unternehmen haben allerdings auch angekündigt, ihr Geschäft in Russland aufrechtzuerhalten, wie zum Beispiel der Lebensmittelgroßhändler Metro. Der Konzern sieht keine persönliche Verantwortung seiner Mitarbeiter für die Invasion. Henkel und Knauf argumentieren ebenso und führen deshalb ihre Geschäfte mit Russland fort.
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