Am Cembalo sitzt der Pianist Mahan Esfahani
Am Cembalo sitzt der Pianist Mahan Esfahani © Raphael Reischuk / pixelio.de

Klassische Musik

Konzert des Münchener Kammerorchesters

Von grundlegender Bedeutung für das Zusammenspiel im Münchener Kammerorchester sind jene Aufführungen, die ohne den Einsatz eines Dirigenten auskommen und stattdessen von den Musikern vom ersten Pult angeleitet werden. Am 20. März, zu Beginn des Frühlings, stellte Konzertmeisterin Yuki Kasai ein kunstvoll gestaltetes Programm vor, das sich um das Saison-Thema "Nachtwache" drehte.

Zu Beginn entfaltete das pastorale Intermezzo "Sommernacht" des schweizerischen Komponisten der Spätromantik, Othmar Schoeck, die Vielfalt des darunterliegenden Gedichts seines Landsmanns Gottfried Keller: Unter einem sternenklaren Himmel erstrahlt ein goldenes Feld, Glühwürmchen glitzern, und nach einer antiquierten Tradition unterstützen junge Bauern Witwen und Waisenkinder bei der abendlichen Ernte des Korns. Deutliche Anspielungen auf Schönbergs "Verklärte Nacht" waren erkennbar.

Der besondere Gast des Abends war der iranische Cembalo-Virtuose Mahan Esfahani, der zuerst ein intensiv loderndes Werk in e-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach aufführte. Auch Luigi Boccherini zeigte sich von der Sturm-und-Drang-Bewegung inspiriert in seiner Sinfonie in d-Moll. Der Spitzname "La casa del diavolo" verweist auf die abschließende Chaconne, welche die teuflische Zentralfigur in Glucks Ballett "Don Juan" zur Unterwelt begleitet – Boccherini bediente sich hier unverhohlen. Gluck selbst verwendete diese Chaconne später als Tanz der Furien in seiner Oper "Orphée et Eurydice". Direkt zum Mythos von Orpheus führte dann ein Cembalo-Solo mit dem Titel "Overture to Orpheus" des niederländischen Komponisten Louis Andriessen – als er das "Präludium zu einer imaginären Oper" 1982 schuf, dachte Andriessen an das Spiel des Orpheus' Lyra im Hades. Ein brillanter Abschluss erfolgte mit Esfahani und Kasai, die mit dem Münchener Kammerorchester das verspielte neoklassizistische Cembalokonzert des Tschechen Bohuslav Martin? aus dem Jahr 1936 darboten – neben seinen schrägen Harmonien und komplizierten Rhythmen enthält das lebhafte Stück auch ein Klavier, das als Dialogpartner fungiert.

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"Konzert des Münchener Kammerorchesters" im Überblick

Konzert des Münchener Kammerorchesters

von Schoeck, C.Ph.E. Bach, Boccherini, Andriessen, Martin?

Mit Leitung: Yuki Kasai / Mahan Esfahani, Cembalo

Münchner Prinzregententheater

20. März 2025

Sendezeit Do, 03.04.2025 | 20:03 - 22:00 Uhr
Sendung BR-KLASSIK "Konzert"
Radiosendung