Nincshof ist ein kleines fiktives Dorf im Burgenland, im Grenzgebiet Österreich-Ungarn. Von außen dräut allerlei Unbill: Radfahrer in quietschfarbener Sportbekleidung, Wiener. Das nervt eine Gruppe von Dorfbewohnern so sehr, dass sie eine geheime Kommandozelle gründen – die Oblivisten. Sie tilgen alle Spuren Nincshofs in den Archiven, im Internet, schrauben Straßenschilder ab, kippen Jauche an die Radwege. Nincshof soll verschwinden. Wäre da nicht die bekannte Dokumentarfilmerin aus Wien ins Dorf gezogen und ihr italienischer Mann, der Irrziegen züchtet und die Geburt des ersten Zickleins per Livestream ins Netz übertragen will. Ein Alptraum für die Oblivisten. In ihrem grotesken Debütroman lässt Johanna Sebauer Städter gegen Dörfler antreten und versöhnt sie miteinander.
Stephan Ozsváth und Johanna Sebauer begeben sich auf Burgenland-Safari ins Grenzgebiet von Österreich und Ungarn – auf der Suche nach Nincshof. Mehrfach überqueren sie die Grenze, auf der Brücke von Andau erinnern sie an zehntausende Ungarn, die 1956 nach Österreich flüchteten. Nincshof finden sie zwar nicht, dafür eine Menge Gesprächsstoff: Über das Schreiben, die Suche nach dem passenden Titel, die bewegte Geschichte des Burgenlandes, Jugend auf dem Dorf, die große weite Welt und was Städter von Dörflern lernen können und umgekehrt.
Die Autorin
Johanna Sebauer ist 1988 in Wien geboren und wuchs in einem kleinen Dorf im Burgenland auf. Sie studierte Politikwissenschaften und Journalismus in Wien, Santiago de Chile, Aarhus und Hamburg. Die Autorin lebt in Hamburg und macht Wissenschaftskommunikation für ein Forschungsinstitut. Nincshof ist Johanna Sebauers erster Roman, für eine erste Fassung bekam sie 2019 den Literaturpreis des Burgenlandes.
Das Buch
Nincshof, Dumont, 368 Seiten
Der Ort
Die Brücke von Andau am Einser-Kanal. Über die Brücke von Andau flüchteten nach dem niedergeschlagenen Aufstand 1956 etwa 70.000 Ungarn nach Österreich. Die Brücke wurde abgerissen, später als Gedenkstätte über dem Einser-Kanal neu errichtet – er ist die Grenze zu Ungarn und ein künstlicher Abfluss des Neusiedler Sees.
Johanna Sebauer empfiehlt
Magdalena Saiger: "Was ihr nicht seht oder die absolute Nutzlosigkeit des Mondes", Edition Nautilus, 169 Seiten.
Stephan Ozsváth empfiehlt
István Örkény: "Rebellion in der Nussschale, ein Lesebuch", herausgegeben und übersetzt von Tünde Malomvölgyi. Danube books, 200 Seiten.