Das Misstrauen gegen Politik, Medien und Wissenschaft wächst. Zugleich werden extremistische Positionen immer salonfähiger, von Rechtspopulismus bis zu Verschwörungstheorien. Was steckt dahinter? Yves Bossart spricht mit der Extremismus-Expertin Julia Ebner und dem Schriftsteller Karl-Heinz Ott.
Julia Ebner berät zahlreiche Regierungen und Geheimdienste, die EU ebenso wie die UNO im Umgang mit Radikalisierung, Terrorismus und extremistischer Gewalt. Sie hat sich für ihre Recherchen monatelang inkognito unter Nenazis, Dschihadisten und Coronaleugner gemischt. Ebner meint, Radikalisierung sei längst kein Randphänomen mehr, sondern habe die Mitte der Gesellschaft erreicht, auch durch Soziale Medien wie TikTok oder Telegram. Karl-Heinz Ott befasst sich als Philosoph und Schriftsteller mit reaktionären Ideen und ihren Vordenkern, etwa mit dem einflussreichen Staatsrechtler Carl Schmitt, der als Kronjurist des Dritten Reiches gilt. Yves Bossart spricht mit den beiden Experten über den Aufstieg des Rechtspopulismus, über die zunehmende Radikalisierung der Gesellschaft und über mögliche Auswege.

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Vertiefende Gespräche mit herausragenden Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Die Sternstunde Philosophie vermittelt lebensnahe Denkanstösse zu zentralen Fragen unserer Zeit.
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Folge vom 27.04.2024Extremismus auf dem Vormarsch – was tun gegen Radikalisierung?
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Folge vom 20.04.2024300 Jahre Kant – Ist Aufklärung heute wichtiger denn je?Vor 300 Jahren wurde der grösste Revolutionär des menschlichen Geistes geboren. Sein Name: Immanuel Kant. Seine Mission: Aufklärung. Seine Wirkung: weltverändernd. Der Philosoph Marcus Willaschek erklärt die Wichtigkeit Kants für die Krisenzeit. Ist die Würde des Menschen unantastbar? Was bedeutet es, wirklich selbstbestimmt zu handeln? Und leben wir eigentlich in einem Zeitalter der Aufklärung? Kernfragen des Werks von Immanuel Kant (1724-1804). Kants kritische Denkart prägt die Kultur bis heute tief: in Politik, Moral, Religion und Wissenschaften. Sie gibt selbst in kriegerischen Konflikten letzte Orientierung, wie etwa in der Ukraine oder im Nahen Osten. Andererseits scheinen die Ideale seiner Aufklärung derzeit besonders bedroht: durch Demokratiekrise, aufkommenden Fanatismus, aggressive Denkfaulheit. Sind Kants Einsichten am Ende nur wolkiges Gerede? Oder nicht doch der einzig vernünftige Weg für eine globalisierte Welt? Und wie kann es sein, dass einer der fortschrittlichsten Denker seiner Zeit dennoch rassistische Vorurteile lehrte? Was Mut zur Aufklärung wirklich bedeutet, und warum er gerade heute so wichtig ist, erkundet Wolfram Eilenberger zum 300. Geburtstag Kants im Gespräch mit dem Philosophen und Kant-Forscher Marcus Willaschek.
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Folge vom 13.04.2024Raus aus der Produktivitätsfalle! Oder: Leistung neu denken«Das war ein produktiver Tag!» Wer das sagt, blickt meist zufrieden auf sein Tagwerk. Doch was meint er damit genau? Heisst produktiv zu sein notwendig auch, etwas zu leisten? Und weshalb wird Produktivität in der modernen Arbeitswelt so oft zur Falle? Hans Rusinek und Hannah Schragmann sind beide jung, erfolgreich und ungemein produktiv: Beide haben einen Philosophieabschluss in der Tasche, haben Bücher über die moderne Arbeitswelt geschrieben und sind sowohl in der Wissenschaft als auch in der Privatwirtschaf tätig. Und beide sind der Ansicht: Arbeit und Leistung müssen angesichts der um sich greifenden Erschöpfung und der Klimakrise neu gedacht werden. Zentral dafür: Der Begriff der Produktivität. Während in der Wirtschaft damit meist Effizienzsteigerung gemeint ist, bedeutete «Produktivität» ursprünglich ein Schöpfen aus sich selbst, eine Form der Selbstwirksamkeit. Hannah Schragmann plädiert dafür, in der Arbeitswelt an diesen alten Begriff von Produktivität anzuknüpfen. Und Hans Rusinek, auch Fellow beim Club of Rome, begleitet Unternehmen auf ihrem Weg zu einer neuen Arbeitskultur. Ein erster Schritt für ihn: «Jours fixes» aus der Agenda verbannen und Freiräume schaffen für Vertiefung. Barbara Bleisch trifft die beiden jungen Philosophen zum Gespräch.