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Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/schmidt

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Folgen von Dr. Schmidt erklärt die Welt

111 Folgen
  • Folge vom 06.06.2020
    Lassen sich Heuschrecken beruhigen?
    Seit letztem Sommer gibt es eine Heuschreckenplage, aktuell leiden darunter Teile Indiens und Russlands. Wie muss man sich das vorstellen? Millionen von Fressmaschinen fallen über alles her, was grün ist. Millionen? Die Schwärme sind riesig. Und deswegen ist da auch im Prinzip kein harmloses Mittel dagegen gewachsen. Da hilft dann wirklich nur noch drüberfliegen und Gift versprühen. In dicht besiedelten Gegenden ist das problematisch. Wie wird aus einer einzelnen Heuschrecke ein Heuschreckenschwarm? In der Regel sind es die Wüstenheuschrecken, die da zuschlagen, nicht die kleinen Grashüpfer, die es bei uns gibt. Die legen ihre Eier in den Boden, und wenn es regnet, dann schlüpfen sie. In Wüstengegenden passiert das eigentlich selten, aber durch den Klimawandel jetzt häufiger. Und dann hast du auf einmal ganz viele von den Viechern, die erst die Umgebung leerfressen und sich dann so bedrängen, dass sie einen Signalstoff absondern, der die anderen auf Distanz halten soll. Letztlich fliehen die Heuschrecken voreinander und fallen bei dieser Gelegenheit über benachbarte, noch abfressbare Gegenden her. Alleine gibt es die nicht? Doch, aber so sind sie harmlos. In dem Zustand sind sie grün und noch nicht schwarmbereit, also noch nicht zur Invasionsarmee geworden. Dann werden sie nämlich gelb bis braun. Auch in der Einzahl sollen sie gefährlich sein. Der SPD-Politiker Franz Müntefering bezeichnete eine Firma, die andere Firmen schluckt, um sie auszuplündern, etwas dämonisch als »Heuschrecke«. Politiker sind nicht zwangsläufig biologisch vorgebildet. Aber das ändert ja nichts an der Idee, dass die Viecher alles fressen, bis nichts mehr da ist. Das passt durchaus zu dieser Art von Investoren, die die Kosten der Übernahme dem Unternehmen, das sie gekauft haben, aufbürden und es damit meist zerstören. Die echten Heuschrecken lassen sich tierpsychologisch nicht beruhigen? »Tierpsychologisch« ist etwas hoch gegriffen, zur Psyche wird es bei diesen Insekten nicht ganz reichen, fürchte ich. Das Wort Panik ist ja auch eher ein anthropomorpher Begriff, der auf die Tierwelt projiziert wird. Es gibt dort andere Steuermechanismen. Auch bin ich mir ziemlich sicher, dass größere Menschenmengen nicht über Pheromone gesteuert werden. Das Udo-Lindenberg-Paradoxum »Keine Panik auf der Titanic« greift bei den Heuschrecken nicht? Nicht so richtig. Weder bei den Viechern selber noch bei denen, über die sie herfallen. Ist ja auch keine »Titanic«, ist ja alles an Land. Obwohl die auch übers Meer fliegen können.
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  • Folge vom 30.05.2020
    Kann man ökologisch fliegen?
    Die Bundesregierung rettet die Lufthansa für neun Milliarden Euro. Ist das richtig? Kommt drauf an. Erst mal ist es ein großer Arbeitgeber, insofern ist es dieselbe Art Rettung wie bei anderen Wirtschaftszweigen auch. Die Frage ist, wer hinterher die neun Milliarden bezahlt. Diskutiert wird aber auch der Punkt, ob der Bund nicht umweltpolitische Forderungen aufstellen sollte. Er könnte beschließen, dass Lufthansa die Kurzstreckenflüge einstellt, weil die besonders umweltschädlich sind. Warum? Das meiste CO2 entsteht in der Startphase. Ein Jumbo, eine Boing 747, verbraucht in der Startphase, für die ersten zwei Kilometer Flugstrecke, 23 500 Liter Kerosin, im normalen Streckenflug sind es dann nur noch 1300. Jumbos fliegen doch nicht Kurzstrecke. Klar. Da fliegen leichtere Flugzeuge, aber das Prinzip ist dasselbe. Ist es nicht eine moralische Fantasie zu fordern, dass der Staat die Lufthansa retten soll, damit die weniger Geld macht? Das ist vor allem eine ökonomische Fantasie. Das Geld kommt nur wieder rein, wenn die Lufthansa hinterher wieder profitabel fliegt. Ein ökologischer Fortschritt im Luftverkehr ist nicht denkbar? Das, was die Flugzeuge mit leichterer Bauweise und effektiveren Triebwerken pro Personenkilometer sparen, das fressen sie durch mehr und weitere Flüge wieder auf. Wer ist denn schon in den 60er Jahren auf die Seychellen geflogen? Andererseits: Wenn man halbwegs sicher über den Atlantik oder den Pazifik kommen will, ist ein Flugzeug alternativlos. Wenn man viel Zeit hat, kann man ein Schiff nehmen. Das wäre aber riskanter. Und ob es tatsächlich so viel umweltfreundlicher wäre, ist schon die Frage. Segelschiffe vielleicht. Aber nur bei günstigem Wind. Segel-Passagierflugzeuge sind nicht möglich? Nein. Im Zweiten Weltkrieg wurden sogenannte Lastensegler eingesetzt. Nur für kurze Strecken und mit hoher Bruchquote. Das Problem am Flugzeug ist der Verbrennungsmotor. Nur, wenn man da auf Elektroantrieb gehen will, hat man ein Gewichtsproblem: den schweren Akku. Die Energiedichte von Kerosin erreicht kein derzeit bekannter Akku auch nur annähernd. Führt auf lange Sicht am Beamen wie beim Raumschiff Enterprise kein ökologischer Weg vorbei? Da wissen wir aber leider auch nicht so genau, wie das energetisch zu bewältigen ist. Die Enterprise fliegt ja mit Antimaterie. Bislang konnte man mit großem Aufwand nur winzige Mengen Antimaterie herstellen, wenn man davon eine Injektionsspritze voll bekäme, wäre das schon eine starke Leistung.
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  • Folge vom 23.05.2020
    Wofür braucht man Messer und Gabel?
    Bei unserem letzten Gespräch ist eine Frage offen geblieben: Wofür braucht man Messer? Natürlich zum Schneiden, aber auch als Hilfsmittel zum Schieben. Es irritiert zumindest Kinder, weil sie ja oft keine Speisen haben, die sie schneiden müssen. Vom Brei zur Bratwurst. Ja. Betrachtet man jedoch die Geschichte des Essbestecks, ist die Gabel viel seltsamer. Die Römer und Griechen sollen angeblich vereinzelt so etwas benutzt haben, aber mit dem Christentum war das perdu, weil die Gabel als das Zeichen des Teufels galt. Auch Luther hat dagegen gewettert. Früher wurden im wesentlichen die Hände benutzt und vielleicht noch ein Löffel. Der Löffel ist das älteste Besteck? Ja, die Gabel taucht erst wieder im 16. Jahrhundert in Frankreich auf, als Esswerkzeug der besseren Damen für Süßigkeiten und Obst. Wahrscheinlich hängt das auch mit dem Wechsel in der Kochkultur zusammen, die von der Toskana aus verfeinert wurde, als die Medici zweimal ins französische Königshaus einheirateten. Außerdem gab es eine Umwälzung in der Medizin: Man löste sich von der alten Lehre der Griechen, die alles an den vier Säften festmachten und den damit verbundenen Warm-, Kalt-, Trocken-, Nass-Vorstellungen, die dem Körper zugeführt oder abgeführt werden sollten. Damit änderte sich die Speisenfolge, man musste die Hauptgerichte nicht mehr süßen und konnte auch Rohkost essen. Hildegard von Bingen, die erste Diätköchin, lehnte Salat ab. Ja und auch die Gabel, die war für sie des Teufels. Nicht aber der Apfel, den die alten Kirchenleute noch für Sünde hielten. In der Serie »House of Cards« hat Kevin Spacey als verbrecherischer Politiker ein allmorgendliches Ritual. Er schneidet in der Küche einen Apfel in kleine Stückchen, die er mit der Hand isst. Quasi die Speise der Tyrannen. Also ich kenne etliche Apfelesser, die eher nicht zur Tyrannei neigen. Die Gabel kommt zum Besteck durch einen Transfer vom Adel zum Plebs? Alle Schichten, die irgendwann mal versucht haben, die vorher herrschenden Schichten abzusägen, haben ja zum großen Teil auch deren Sitten und Gebräuche übernommen. Das findet sich betrüblicherweise bis hin zu den etwas kleinbürgerlichen Kunstvorstellungen im Realsozialismus. Aber Fleisch gab es jede Menge, was früher ein Festtagsessen war. Nächstes Jahr wird in der EU das Plastikbesteck verboten. Zum Glück. Es vermüllt die Umwelt und ist praktisch nicht zu gebrauchen. Entweder bricht dir das Messer ab oder die Gabel, oder das Essen fliegt weg.
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  • Folge vom 16.05.2020
    Das Geheimnis der Linkshänder
    Es gibt Neues über das Linkshändertum. Wissenschaftler von der Ruhr-Uni in Bochum haben jetzt eine einigermaßen gesicherte Zahl zum Anteil der Linkshänder an der Bevölkerung vorgelegt: 10,6 Prozent. Und zwar weltweit. Wusste man das nicht schon vorher? Nicht so exakt. Und so trivial ist das auch nicht: In Deutschland hat man sich ja inzwischen daran gewöhnt, dass man Linkshänder nicht mehr umpolt auf Rechtshänder, aber in den USA und auch in einigen islamischen Ländern hält sich offenbar immer noch der Aberglaube, dass alles, was links ist, des Teufels sei. Politisch wie körperlich? Sozusagen. Es ist auch bemerkenswert, dass in den romanischen Sprachen teilweise das lateinische Wort für »links« dasselbe ist, was bei uns Akademikern »finster« heißt: »sinister« nämlich. Das Linke ist das Finstere. Das sagt eigentlich alles. Gleichwohl habe ich gelesen, Donald Trump sei neben George W. Bush der erste US-Präsident seit Jimmy Carter, der nicht linkshändig ist. Es gab 1996 sogar den Fall, dass drei Linkshänder gegeneinander kandidierten: Bill Clinton, der Milliardär Ross Perot und Bob Dole. Wobei Dole zu den umgelernten Rechtshändern zählt: Sein rechter Arm ist seit dem Weltkrieg gelähmt. Ein seltener Fall. Die Definition von Links- und Rechtshändern ist ja sowieso mit Vorsicht zu genießen. Allgemein heißt es: Wer rechts oder links schreibt, ist Rechts- oder Linkshänder. Doch es gibt Leute, die - sei es wegen der Schule, sei es, weil ihre Schrift immer verwischt - dann doch auf rechts geschwenkt sind, obwohl sie Linkshänder sind. In der Regel machen die dann trotzdem noch eine Menge mit links. Der Linkshänder Mesut Ösil schießt auch links. Im Sport haben Linkshänder tatsächlich einen Vorteil in Zweikampfsituationen, weil die meisten als Rechtshänder dann einfach überrascht sind. Bei Tischtennis, Badminton und solchem Zeugs, liegt in den gehobenen Leistungsklassen der Anteil der Linkshänder deutlich über deren Anteil an der Gesamtbevölkerung. Aber warum es so wenig Linkshänder gibt, das weiß man nicht. Eines der letzten Geheimnisse. Ja, wie dunkle Materie. Es gibt auch Beidhänder, aber nur ungefähr zwei Prozent. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich als Rechtshänder das Besteck wie Linkshänder halte. Das liegt eventuell daran, dass du seinerzeit vielleicht nicht eingesehen hast, warum du mit Messer und Gabel essen sollst. Insbesondere, wenn man Kartoffelbrei isst, fragt man sich, wozu braucht man das verdammte Messer?
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