"Wir sehen in unseren Fokusgruppen deutlich, dass sich die Grenze des
Sagbaren in Deutschland verschoben hat", sagt Rainer Faus, der die
Berliner Meinungsforschungsagentur Pollytix gegründet hat. Viele
Menschen würden sich heute krasser gegenüber Ausländern und
Politikerinnen äußern, auch Gewaltandrohungen seien normaler geworden,
erzählt Faus im Podcast "Frisch an die Arbeit".
Faus, 45, hat in Mannheim Sozialwissenschaften studiert, was damals
eigentlich ein Studium mit der "Berufsaussicht Taxifahrer" gewesen sei.
Über seine damalige Freundin kam Faus im Jahr 2004 nach Singapur, wo er
drei Jahre bei einem großen Marktforschungsunternehmen arbeitete. 2007
wechselte er nach Sydney und kam zum ersten Mal mit Wahlkämpfen und
Meinungsforschung in Kontakt.
Während die deutschen Wahlkämpfe damals noch arg behäbig gewesen seien,
erzählt Faus, hätten die Parteien in Australien zum Teil täglich
Umfragen zur politischen Stimmung erhoben. Dieses Wissen brachten Faus
und seine Co-Gründerin nach Deutschland – und machten sich mit ihrer
eigenen Agentur selbstständig.
"Ich muss schon sagen, dass ich einen hochinteressanten Job habe", sagt
Faus über seine Arbeit. Sorge, erzählt Faus, bereite ihm vor allem die
"Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft", die sie auch in ihren
Befragungen und Gruppeninterviews deutlich beobachten könnten. Eine
Teilnehmerin, erzählt Faus, habe in einer Gesprächsrunde einmal gesagt,
sie vertraue "linken Medien wie der 'taz' und der 'Welt'" einfach nicht.
"Da muss man dann schon versuchen, nicht zu lachen", sagt der
Meinungsforscher.
Im Podcast erzählt Faus außerdem, was ihn an der deutschen Politik
aktuell beunruhigt, welche Mythen über rechtsradikale Wählerinnen und
Wähler er nicht mehr hören kann, und warum die klassische Sonntagsfrage
analytisch gar nicht so interessant ist.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es
moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek.
Das Team erreichen Sie unter frischandiearbeit@zeit.de.
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