„Viele Städte wachsen, dazu kommen die Mobilitätswende und die
Klimakrise”, sagt Cordelia Polinna, Geschäftsführerin des Berliner
Stadtplanungsbüro Urban Catalyst. So entstünden zur Zeit Probleme, die
Städte nur lösen könnten, wenn sie langfristige Pläne entwickelten: “Die
Kommunen müssen reagieren – und wir helfen ihnen dabei.” Die promovierte
Stadtplanerin Polinna, 45, wuchs in einer denkmalgeschützten
Wohnsiedlung in Berlin auf. Schon als Jugendliche habe sie dort
beobachtet, wie die ganze Stadt sich mit ihren Vierteln entwickelte,
erzählt sie im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit”. Schon in der
Schule habe sie sich bei einem Erdkunde-Kurs mit der Frage beschäftigt,
wo Berlin seinen neuen Flughafen bauen solle. Das habe ihr gezeigt, wie
komplex solche Prozesse seien. Heute spricht sie mit ihrem Team viel mit
den Bewohnerinnen und Bewohnern. Ihre Erfahrungen sollten genauso
berücksichtigt werden wie das, was die Gegend in Zukunft leisten müsse,
erzählt sie. Im Schweizerischen Bern etwa verwandelte Polinna einen
zentralen, aber etwas verwahrlosten Parkplatz zwischen einem Bahnviadukt
und zwei Ausfallstraßen in einen urbanen Platz – mit einem Ideenpavillon
und Flächen für Theater, Sport und Spiel. „Aber viele Politikerinnen und
Politiker haben eben Angst vor Veränderung.” Für sie selbst sei das
manchmal frustrierend: „Wenn ich schlecht drauf bin, denke ich: Wir
produzieren eigentlich nur Pdf-Dateien.” Als besonders motivierend
erlebe sie hingegen, wenn die Prozesse von Politik, Verwaltung und
Bürgerinnen und Bürgern eine eigene Dynamik entwickelten. In Bern zum
Beispiel habe der Ideenpavillon dazu geführt, dass Stadtverwaltung und
Anwohnerinnen und Anwohner die Qualitäten des Platzes erst erkannt
hätten. Wo früher billig Autos abgestellt wurden, haben sie plötzlich
Tänze gelernt und Feste gefeiert. Die Kinder sausten mit Fahrgeräten
ungestört umher. „Am Spannendsten ist, wenn sich der Blick der
Beteiligten weitet – und die Menschen mutig werden”, sagt die
Stadtplanerin.
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