Terroristischer Gewalt ist ein »kommunikatives Element« zu eigen: Der Terrorismus kann nur dann die von den Gewalttätern intendierten psychologischen und politischen Wirkungen entfalten, wenn über ihn berichtet wird, wenn der Schrecken – denn nichts anderes bedeutet »Terror« –, der von den Taten ausgeht, nicht am Anschlagsort verbleibt, sondern eine breite Öffentlichkeit erreicht. Möglich wurde dies erst durch die Entstehung von Massenmedien und Massenöffentlichkeit in Europa, Russland und den USA während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Der Historikerin Carola Dietze zufolge lassen sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts fünf Einzelpersonen identifizieren, die sich wechselseitig inspirierten und innerhalb von nur acht Jahren die Handlungslogik des »modernen« Terrorismus verstanden und anwendeten. Die entscheidende Gemeinsamkeit dieser »Erfinder« des Terrorismus war dabei nicht ideologischer Art. So trat einer von ihnen für die Abschaffung der Sklaverei in den USA ein – einem anderem sollte nur sechs Jahre später die Ermordung jenes US-Präsidenten gelingen, der die Sklaven befreite. Sie bestand vielmehr darin, dass diese fünf Terroristen die Wechselwirkungen zwischen inszenierter Gewalt, Medienberichterstattung und deren politischen Effekten erkannten.