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Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/schmidt

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Folgen von Dr. Schmidt erklärt die Welt

111 Folgen
  • Folge vom 26.06.2021
    Wie lange kann man in die Sonne?
    Die liebe Sonne treibt uns den Schweiß auf die Stirn. Mittlerweile hat die Sonnencreme Lichtschutzfaktor 40. Früher war der einstellig. Aber was ist das überhaupt? Der Faktor zeigt an, wie viel länger man damit in der Sonne bleiben kann als die empfohlenen zehn Minuten. Zehn Minuten sind es nur? Individuell verschieden. Aber ja, die Haut fängt im Regelfall nur zehn bis zwanzig Minuten ohne Sonnenbrand ab. In den Mittagsstunden dürfte selbst das zu fett sein. Der höchste Lichtschutzfaktor heißt 50+. Bei 60 ist dann Sense, aus physikalisch-chemischen Gründen. Wie geht das? Eigentlich ist es ja ein UV-Strahlen-Schutzfaktor. Er soll das sehr kurzwellige, nicht sichtbare ultraviolette Licht abfangen, das durch die Ozonschicht der Erdatmosphäre kommt. Dafür gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wird das UV-Licht zurückreflektiert. Das geht zum Beispiel mit Titanoxid- oder Zinkoxid-Partikeln. Oder mit Substanzen, die das UV-Licht absorbieren und die Energie sozusagen wegfressen, damit sie nicht bis zur Haut durchkommt. Beim Lichtschutzfaktor gilt: je höher der ist, desto mehr solcher Substanzen sind drin. Einige davon sind allerdings schädlich. Wenn sie beim Baden abgewaschen werden, wirken sie wie Hormone auf die Meerestiere. Und bei Nanopartikeln als UV-Filter warnen manche, dass diese Partikel durch die Haut diffundieren können und dann möglicherweise selbst zu Krebs führen. Gab es diese Zehn-Minuten-Richtzahl für Sonne auch schon vor 50 Jahren? Die Angabe zum Lichtschutzfaktor gilt sowieso nur unter Laborbedingungen, wenn sich die Leute die Creme dick draufschmieren. In der Regel schmieren sie höchstens die Hälfte drauf, so dass man den Faktor, der auf der Packung steht, eigentlich auch wieder halbieren kann. Vor 50 Jahren aber hat man das noch lockerer gesehen. Damals fürchtete man noch die Rachitis, eine Entwicklungsstörung beim Knochenwachstum, die auf dem Mangel an Vitamin D beruht. Ultraviolette Strahlung hilft ja in der Haut, Fett in Vitamin D umzuwandeln. Das schien damals mehr zu schrecken als das Risiko, Hautkrebs zu bekommen. Und der war damals noch nicht so verbreitet, wir hatten deutlich weniger Sonnentage und dazu mehr UV-filternden Dreck in der Luft. Könnte man sagen: Arbeiten im Freien ist gefährlich. In praller Sonne bestimmt. Und das ist nicht nur für Menschen heikel. Auch technische Sachen sind nicht vor Sonnenbrand sicher. Technische Sachen? Kunststoffe zum Beispiel. Wir haben zum Beispiel eine Trittleiter, die hat an den Schnittkanten des Aluminiums rote Plastikkappen gehabt. Die stand auf der Veranda und kriegte jeden Tag die Morgensonne ab. Nach zehn Jahren hatte sie nur noch bleiche Kappen. Fünf Jahre später zerbröselte der Kunststoff beim bloßen Anfassen.
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  • Folge vom 19.06.2021
    Wer glaubt an Bitcoins?
    El Salvador hat als erstes Land der Welt die Bitcoins als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. Ist das machbar? El Salvador will sich damit vom Dollar lösen. Machbar ist das sicher. Obwohl ich bezweifle, dass man dort mit Bitcoins auf den Markt geht. Ein Problem sehe ich auch darin, dass diese Regelung vermutlich die Geldwäsche der organisierten Kriminalität erleichtert. Die operieren gerne mit Bitcoins, um anonym zu bleiben, wollen aber ihre illegalen Einnahmen irgendwann in gängigere Zahlungsmittel ummünzen. Aus dem Darknet in die Legalität. Aber Brot kann ich in El Salvador mit Bitcoins nicht kaufen? Theoretisch schon. Vorausgesetzt, die Bäckerei nutzt solche Terminals, wo du mit dem Handy bezahlen kannst, in dem deine digitale Brieftasche steckt. Dieser Teil der Bezahlung könnte sicher ähnlich abgewickelt werden wie bei Handyzahlungen in der Kaufhalle. Dann ist allerdings der Vorteil der anonymen Zahlungen wieder weg. Aber braucht das nicht sehr viel Strom? Die Bezahlerei an einer Kasse würde auch nicht mehr Strom kosten als Kartenzahlung. Was richtig viel Energie frisst, ist das, was hinter dem Zahlungsvorgang steckt. Das wäre? Bitcoins beruhen ja auf der Blockchain-Technologie. Das heißt, jede Geldeinheit besteht aus fälschungssicher verschlüsselten Datenblöcken. Bei jedem Zahlungsvorgang wird ein neuer Block angehängt, da das System ohne zentrale Banken auskommt. Und jeder neue Block muss einen komplizierteren Schlüssel, die sogenannte Difficulty, enthalten. Diese »Schwierigkeit« wird mit aufwendiger und stromfressender Computertechnik erzeugt. Die sogenannten Miner, also die Schürfer, sind inzwischen spezialisierte Rechenzentren, die untereinander um die Rangfolge im Berechnen der neuen Blöcke konkurrieren. Sie kriegen für jede Transaktion, die sie über ihre Rechner laufen lassen, eine Transaktionsgebühr und eine Prämie. Warum schwanken die Kurse so stark? Weil die Menge an Bitcoins, anders als unser Zentralbankgeld, limitiert ist. Bis 2140 können genau 21 Millionen Bitcoins geschürft werden. Deshalb ist die Deflation eingebaut. Am Anfang hatte ein Bitcoin einen Wert von etwa einem Dollar, erreichte aber Spitzenwerte von bis zu 60 000 Dollar. Viele betrachten das als sehr spekulative Geldanlage. Der Kurs schwankte heftig, als Elon Musk im Mai ankündigte, man könne künftig Tesla-Autos mit Bitcoins bezahlen. Und als er dann Anfang Juni verkündete, erst mal doch nicht, sackte der Kurs gleich wieder in den Keller. Das ist doch wie an den Börsen. Klar. Alles Geld basiert von Anbeginn auf dem Vertrauen darauf, dass du für das Geld einen gleichen Wert bekommst. Insofern ist Geld Kredit. Heinrich Heine antwortete im Französischunterricht auf die Frage »Was heißt Glauben?«: Crédit. Dafür bezog er Dresche. Er sollte nämlich Religion sagen. Rückblickend meinte Heine, mit der Religion hätte er viel mehr Ärger gehabt als mit dem Kredit.
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  • Folge vom 05.06.2021
    Warum ist das Holz so teuer?
    Holz soll mittlerweile superteuer sein, woran liegt das? Bauholz oder Brennholz? Die Preise für verarbeitetes Holz, vor allem Bauholz, ziehen tatsächlich stark an. Die waren aber auch schon ziemlich im Keller. Einerseits sind durch Windbruch, Trockenschäden und Schädlinge in den letzten Jahren viele Nadelwälder eingegangen. Eigentlich müsste man sie absägen. Das machen manche Waldbesitzer aber nicht, weil sie für dieses Holz, das keine sehr gute Qualität hat, von den Sägewerken kaum noch Geld bekommen. Und noch weniger, wenn es zu viel davon gibt. Zugleich ist das Baugeschehen in der Coronazeit aber nicht eingeschlafen. Außerdem wächst der Holzbedarf außerhalb von Deutschland rapide. Bauen jetzt alle Holzhäuser? Das nimmt auch zu. Aber man braucht Holz auch für Betonschalungen und zur Sicherung von Baugruben. Dazu kommt, dass in den USA sehr viel mit Holz gebaut wird, und zwar nicht unbedingt nachhaltig. Wenn man in die Sturmgebiete Einfamilienhäuser aus Holz setzt, dann geht es denen beim nächsten Hurrikan wie Dorothy im »Zauberer von Oz«. Bloß dass sie nie das Glück haben, ins Zauberland zu geraten mit ihrer Hütte, eher fällt ihnen das Haus auf den Kopf. Ist Holz nicht umweltfreundlich? Wenn es verbaut wird, bleibt das enthaltene CO2 gebunden. Jedenfalls solange es als Haus stehen bleibt und nicht abgerissen oder von Termiten gefressen wird. Geht man durch die Brandenburger Wälder, scheint jedenfalls genug da zu sein. Nur war das Kiefernholz, das hier in der Gegend um Berlin wächst, schon oft relativ schlecht zu verkaufen, weil es billigere Angebote aus Urwäldern in Skandinavien und in Russland gegeben hat. Außerdem brauchst du für Holzhäuser starke Stämme, die 70, 80 Jahre lang gewachsen sind. Das Schadholz nach Käferbefall und Dürre ist zu schlecht. Du baust ja nicht mit Bastelleisten. Damit kannst du höchstens irgendwo eine offene Ecke an den Dielen zunageln, wo die Maus rauskommt. Brennen die Holzhäuser schneller ab? Nee, das ist auch so ein falsches Vorurteil. Wenn massives Holz anbrennt, dann brennt es erst mal an der Oberfläche. Und in einem Haus wird dann schnell der Sauerstoff knapp, das Holz verbrennt dann unvollständig. Was bleibt, ist ziemlich poröser Kohlenstoff, eben Holzkohle. Und die braucht doch eine ganze Menge Hitze, um entflammt zu werden. Das kennt man vom Grillen. Diese Holzkohleschicht, die sich auf den Balken bildet, ist quasi selbst schon wieder ein Flammschutz. Immer auf die Kleinen. Holz, Gummi, Stahl - viele Rohstoffe und Vorprodukte sind plötzlich knapp. Dies trifft nicht alle Unternehmen. Die Papierindustrie ist von der Holzkrise nicht gefährdet? Die benutzt neben Fichtenholz auch viel Birke, Eukalyptus und Altpapier. Also kann das »nd« erst mal weitererscheinen. An Papier soll es nicht mangeln.
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  • Folge vom 29.05.2021
    Wie gesund ist Bier?
    Die Biergärten haben wieder offen. Und es hält sich nach wie vor das Gerücht, dass Bier gesund ist. Stimmt das? Das ist wie mit anderen Alkoholitäten: Es gibt schöne Studien über Bier und auch Rotwein, die behaupten, deren Inhaltsstoffe seien gesundheitsfördernd. Für die einzelnen Stoffe stimmt das wohl. Sie haben nur einen ganz gravierenden Nachteil: Sie kommen zusammen mit dem Alkohol. Deswegen heißt es da immer: »bei mäßigem Konsum«. Also hat Bier gar nicht die Vitamine, die man ihm zuspricht? Doch, da sind schon ein paar Vitamine drin. Zum Beispiel aus dem B-Komplex. Aber gesundheitlich fährst du besser, wenn du die aus anderen Nahrungsmitteln aufnimmst. Denn der Alkohol wird den positiven Effekt in der Regel erdrücken. Das deutsche Reinheitsgebot beim Bier ist nur Marketing? Nicht unbedingt. Es hat zumindest den Vorteil, dass du darauf bauen kannst, dass im Bier nicht auch noch 120 E-Stoffe drin sind. Aber ansonsten - pfff. Und was ist mit Rotwein? Ist der auch nicht so gut? Ähnlich. Du hast in Rotwein verschiedene Flavonoide, also Stoffe, die für die rote Farbe zuständig sind, und auch Bitterstoffe. Beide sind als Radikalenfänger gegen Krebs möglicherweise ganz gut und können auch Arteriosklerose vorbeugen. Aber was hilft der Radikalenfänger, wenn du mit dem Alkohol gleich noch zusätzliche Radikale nachfüllst? Früher sagte man, ein Glas zum Essen sei gesund. Vor 15, 20 Jahren sagte man: höchstens ein Glas pro Tag bei Frauen und zwei maximal bei Männern. Weil Frauen Alkohol anders verarbeiteten. Aber unterm Strich haut das alles nicht richtig hin, weil Alkohol - zumal mit fortschreitendem Alter - quertreibt. Die Angaben zu den empfehlenswerten Mengen werden kleiner. Diese Mengenangaben schrumpfen so langsam, ja. Aber das Bewusstsein dafür, dass Alkohol jetzt nicht unbedingt ein Lebensmittel ist, selbst wenn die Bayern Bier für ein solches halten, ist schwer durchzusetzen. Der Alkoholverbrauch während des Lockdowns ist ja gestiegen. Was darauf schließen lässt, dass die Leute auch zu Hause eine ganze Menge trinken. Ganz ohne Kneipen. Aber es gibt auch positive Wirkungen von Alkohol, wenn auch nur bescheidene: dass sich nämlich der Teil der Cholesterine, die als gut gelten, sich durch Alkoholkonsum etwas erhöht. Hat das »French Paradox« damit zu tun? Dass Rotwein und Olivenöl Frankreich fit macht? Ja, die Franzosen haben weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen als die Engländer. Das liegt wahrscheinlich auch an der mediterranen Ernährung im Süden des Landes. Aber mit dem Weinkonsum steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit von Leberkrebs - das sagte wiederum eine englische Studie.
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