"Natürlich habe ich Angst von diesem Winter: Der Krieg ist ein Albtraum,
ich will nur aufwachen und dass das alles vorbei ist", sagt die in Köln
lebende ukrainische Sängerin, Musikerin und Komponistin Mariana
Sadovska. "Meine Familie ist in der Ukraine – und mein Bruder und sehr
viele befreundete Künstlerinnen und Künstler sind dort an der Front."
Sadovska, 50, wurde in Lwiw im Westen der Ukraine geboren, studierte
klassisches Klavier an der staatlichen Musikhochschule und machte eine
Theaterausbildung. Zu ihren Werken gehören unter anderem ein Requiem für
Tschernobyl, das sie für das US-amerikanische Streichquartett Kronos
komponierte, mehrere Aufnahmen von beinahe verschollenen ukrainischen
Volksliedern sowie das Musiktheaterstück "Songs for Babyn Yar", das sie
vor Kurzem in den Münchner Kammerspielen aufführte. Zudem leitet
Sadovzska einen ukrainischen Chor in Köln.
Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist es für Sadovska schwer
geworden, künstlerisch zu arbeiten. "In den letzten neun Monate habe ich
Dinge getan wie Schutzwesten und Nachtsichtgeräte zu organisieren – und
auch ukrainischen Künstlern zu helfen, die nach Deutschland geflüchtet
sind", erzählt sie. "Ich hatte auch eine Phase, in der ich nicht mehr
konnte, da war für mich die Grenze erreicht. Ich wusste nicht, wie ich
weiter funktionieren soll – aber ich musste weiter funktionieren."
Gleichzeitig, erzählt die Sängerin, freue sie sich, dass die Menschen im
Westen Europas sich durch den russischen Angriffskrieg nun für die
Ukraine interessieren. "Für mich ist es wichtig, dass die Leute
erfahren, wie vielfältig und multikulturell die Ukraine ist", sagt
Sadovska. Die Traditionen würden noch wirklich gelebt und seien nicht
nur in Archiven und Museen zu finden.
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