Nachdem sie lange über ihre Erfahrung mit sexualisierter und spiritueller Gewalt schwieg, fand die Ordensschwester Sophia Weixler ihre Stimme wieder. Der Weg dahin führte über die Auseinandersetzung mit den biblischen Psalmen.
Klage, Wut, Zorn, ja sogar Rachegelüste: Alles habe in den Psalmen Platz, sagt Sr. Sophia Weixler. Als sie weder fühlen noch beten konnte, da seien die biblischen Psalmbeter ihr zum Vorbild geworden. Gerade weil dort nicht beschönigt wird. Sie fing an, Psalmen mit ihrer eigenen Erfahrung zu tränken und neue Versionen zu schreiben.
So heisst es etwa in Weixlers 55. Psalm Vers 14: «Du gabst mir vor, mein Freund zu sein. (...) Ich habe dir mein Vertrauen geschenkt. Und du hast mich missbraucht.» Und Vers 16: «Dir soll alles genommen werden, damit du niemandem mehr schaden kannst. Du sollst wissen, wie es sich anfühlt: zu leben, sich aber wie tot zu fühlen.»
Das Dunkle, die Klage, das Fluchen – all das habe im Schreiben Platz gefunden. Doch dabei sei es nicht geblieben. Das Schreiben erlebte sie als transformative Kraft. Der Patmos-Verlag publizierte ihre Verse als «Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch».
Auch Michael Peter Fuchs widmet sich dem Psalmenschreiben – auf Schweizerdeutsch und zu Liedern vertont. «Mit Gott im Rugge» heisst etwa einer seiner gesungenen Psalmen.
Beide erzählen in «Perspektiven», warum ausgerechnet «Psalmen» eine Form sind, in der sie Existenzielles ausdrücken.
In dieser Sendung zu Wort kommen:
* Sr. Sophia Weixler, Autorin des Buches: «Ich atme Hoffnung. Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch», Patmos Verlag, 2023
* Michael Peter Fuchs, Pädagoge, Autor & Liedermacher. Seine CDs «gottesschmerz» und «mit gott im rugge» werden in der Schweiz über den rex Verlag vertrieben.
* Dr. Nancy Rahn, Mitarbeiterin am Institut für Altes Testament in Bern, promovierte über die biblischen Psalmen.
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